Schloss Esterházy

in Eisenstadt, Mai 2023

Eine Besichtigung von Schloss Esterházy in Eisenstadt ist eine eindrucksvolle Reise durch die europäische Musik- und Kulturgeschichte. Mit dem Eintritt hat man Zugang zu den Prunkräumen, zum Weinmuseum sowie Themenausstellungen zu Joseph Haydn und dem Leben von Fürstin Melinda Esterházy.

 Schloss Esterházy in Eisenstadt, Mai 2023

An der Stelle des heutigen Schlosses stand eine gotische Burg, deren Ursprünge auf das 13. Jahrhundert zurückgehen. Im Jahre 1622 kam die Burg als Pfandleihe in die Verwaltung der Familie Esterházy unter Graf Nikolaus Esterházy de Galantha. 1649 kaufte Nikolaus’ Sohn Ladislaus die Burg von Ferdinand III.; seither steht das Areal in ununterbrochenem Eigentum der Esterházy.

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Nach dem Tod Ladislaus’ ließ sein Bruder Paul I. die Burg zwischen 1663 und 1672 zu einem Barockschloss umbauen, das 300 Jahre lang eine der Hauptresidenzen der bald in den Fürstenstand erhobenen Familie blieb. Mit der Planung wurde Carlo Martino Carlone beauftragt, Steinmetzarbeiten wurden an die Meister Hieronymus Bregno, Ambrosius Ferrethi und die Brüder Ambrosius und Giorgio Regondi aus Kaisersteinbruch vergeben. Der Umbau dauerte ungefähr zehn Jahre.

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Joseph Haydn (*1732 in Rohrau, +1809 in Wien) gehört mit W. A. Mozart und L. van Beethoven zu den herausragenden Vertretern der sogenannten „Wiener Klassik". Er gilt als Erfinder des Streichquartetts und hat mit seinem Spätwerk, insbesondere seinen Oratorien „Die Schöpfung" und „Die Jahreszeiten" sowie seinen „Londoner Symphonien" den Weg für Chorwerke und Symphonik der Romantik bereitet. 1761 trat Haydn in den Dienst des Fürsten Paul II. Anton Esterházy in Eisenstadt und machte aus dessen kleiner Hofkapelle mit Unterstützung des Fürsten ein leistungsfähiges Ensemble mit musikalischen Spit-zenkräften. Mit diesem Orchester konnte Haydn in den folgenden Jahren experimentieren und sowohl in der Kammermusik als auch in seinen Symphonien innovative Wege beschreiten.

Der Aufschwung des Notendrucks als Medium der Verbreitung von Musik wurde von dem Komponisten in seiner künstlerischen Laufbahn klug genutzt, um mit seinen Werken Geld zu verdienen und überall in Eu-ropa berühmt zu werden. Unter Fürst Paul Antons Nachfolger Nikolaus I. („Der Prachtliebende") erschie-nen 1762 mit den frühen Streichquartett-Divertimenti, die als Ursprung des Streichquartetts anzusehen sind, zum ersten Mal Werke Haydns im Druck. Zwischen 1768 und 1803 schuf er die heute so berühmten Streichquartette wie z. B. die „Russischen Quartette" op. 33 (1781) oder die „Erdödy-Quartette" op. 76 (1797, darunter auch das „Kaiserquar-tett"). Ab 1766 komponierte Haydn für seinen Dienstherrn auch Opern, ab 1775 war er in Eszterház für die nun mehr regelmäßig stattfindende Opernsaison verantwortlich, schrieb für die Fürsten Esterházy mindestens zwölf Opern und leitete an die 1000 Aufführungen.

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Kaiser Joseph II. (1741–1790), um 1765, Martin Knoller (1725-1804), Öl auf Leinwand
Joseph II. förderte als konsequenter Aufklärer mit dem Buchdruck auch den Notendruck - Voraussetzung für Haydns Karriere durch Verbreitung seiner Werke in Europa.

Kaiser Leopold II. (1747-1792), um 1765, Martin Knoller (1725-1804), Öl auf Leinwand
Leopold II., von 1790 bis 1792 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation und König von Böhmen, Kroatien und Ungarn, galt als gemäßigter Aufklärer. In seiner Funktion als Großherzog der Toskana setzte er seine liberalen Ideen um und schaffte Folter und Todesstrafe ab.

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Klassizistische Wanduhr, Wien, letztes Viertel 18. Jahrhundert
Johann Vellauer sen. (Uhrwerk), Holz, gefasst mit Japanischblau auf Smalte-Basis, vergoldet

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Fürst Nikolaus II. Esterházy mit Hund Karo, um 1812, Unbekannter Maler, Öl auf Leinwand
Fürst Nikoalus II. Esterházy blickt stolz und erhaben aus diesem Knieporträt, das um 1812 von unbekannter Hand entstand. Seine Haltung verrät den weltmännischen Connaisseur, im Hintergrund ist eine Gartenlandschaft zu sehen, eine antikisierende Vase flankiert den Fürsten. Als großer Kunstmäzen engagiert er den französischen Architekten Charles Moreau für den Umbau des Schlosses Eisenstadt.

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Als Nikolaus I. 1790 starb, entließ sein Nachfolger Fürst Anton die Kapelle, beließ Haydn aber ohne Dienstverpflichtung als nominellen Hofkapellmeister in seinem Amt. Der Gegenwartspflicht in Eszterház und Eisenstadt leidig trat Haydn noch im selben Jahr die erste seiner beiden Londoner Reisen an (1791-1792). Zwei Jahre später, im Januar 1794, reiste er ein zweites Mal in die britische Hauptstadt und kehrte erst im August 1795 zurück. Für das rege Londoner Konzertleben komponierte er seine berühmten „Londoner Symphonien", darunter so prominente Werke wie die „mit dem Paukenschlag". Nach seiner Rückkehr nach Wien schuf er unter dem Eindruck von Händel die in London beliebten Haydn-Oratorien „Die Schöpfung" (1798) und „Die Jahreszeiten" (1799) sowie das „Kaiserlied" (1797), zu dem Haydn durch die englische Hymne „God save the King" inspiriert worden war. Als gefeierter und bewunderter Komponist wurde Haydn in diesen letzten Jahren seines Lebens zum lebendigen Denkmal seiner selbst erhoben. Am 31. Mai 1809 starb er in Wien.

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Carteluhr, Mitte 18. Jahrhundert Ferdinand Berthoud (1727-1807), Paris, Bronze, feuervergoldet
In der Zeit des Barock und Rokoko waren Carteluhren in Paris, Stockholm und Wien äußerst beliebt. Diese Wanduhren sind Schmuckstück, Möbel und architektonische Form in einem, diese Zusammenführung dreier Funktionen ist eine idealisierende Grundidee des Rokoko.

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Maria Theresia (1717-1780) in Witwentracht, um 1770, Unbekannter Maler, Öl auf Leinwand
Maria Theresia war regierende Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen (1740-1780). Ihr Handeln und Denken stand im Sinne des Aufgeklärten Absolutismus. Der Stephansorden, den sie trägt, wurde von Maria Theresia am 5. Mai 1764, dem Tag der Krönung ihres Sohnes Joseph II. zum ungarischen König, gestiftet.
Maria Theresia besuchte mehrere Male Schloss Eszterháza, um Joseph Haydn zu hören, selbst, als ihr das Reisen bereits schwer fiel. Sie war von der Musik des Komponisten beeindruckt und soll geäußert haben, dass, wenn man eine gute Oper hören wolle, man nach Eszterháza reisen müsse.

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Haydn und die Oper
Haydn verfasste für seine Dienstherren mindestens zwölf italienische Opern und fünf Singspiele für das Marionettentheater. Darüber hinaus richtete er zahlreiche Werke italienischer Kollegen für den Spielbetrieb in Eszterháza ein und leitete mehr als 1000 Aufführungen. Nach dem Verständnis des 18. Jahrhunderts war die Oper, insbesondere die italienische, eines der wichtigsten Medien für die fürstliche Selbstdarstellung und als solches eng mit festlichen Anlässen verknüpft. Bei den Esterházy pflegte man in erster Linie die Opera buffa, die komische Oper in italienischer Sprache, die in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts als musikalische Neuheit in ganz Europa Furore machte.

Bis 1775/76 wurden Opern am Hofe der Esterházy zunächst nur sporadisch und anlässlich von Festtagen der Fürstenfamilie gespielt: So wurde 1766 zum Namenstag der Fürstinwitwe Maria Anna Esterházy Haydns Opera buffa La canterina uraufgeführt. Zehn Jahre später wurde im Opernhaus zu Eszterháza ein regeläßigiger Spielbetrieb aufgenommen. Gespielt wurden Werke von damals renommierten Komponisten wie Domenico Cimarosa, Giovanni Paisiello, Niccolò Piccinni und Antonio Salieri. Dem herrschaftlichen Anspruch des Fürstenhauses entsprechend schrieb der fest angestellte Hofkapellmeister Haydn zu besonderen Anlässen noch eigens ein „modernes" Opernwerk. Eines seiner wichtigsten Werke ist das „dramma eroico-comico" Orlando paladino, das 1782 im Hinblick auf einen geplanten Besuch des russischen Großfürsten Paul in Eszterháza in Auftrag gegeben wurde. Mit Armida, uraufgeführt 1784, stellte Haydn eindrucksvoll unter Beweis, dass er auch ernste Opern zu komponieren verstand. Sein letztes Opernwerk, L'anima del filosofo ossia Orfeo ed Euridice schrieb der Komponist 1791 im Auftrag des Londoner Impresarios Giovanni Gallini. Eine Aufführung zu Haydns Lebzeiten kam aufgrund unglücklicher Umstände nie zustande.

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Christoph Meier - Turm III, 2014
Werkbank aus dem Inventar von Schloss Esterházy; Stahl, Lack, Leuchtstofflampen, Elektrik
Auftragswerk der Esterházy Privatstiftung

Zsófia Keresztes - The Wig (Die Perücke), 2022
Styropor, Glasmosaiksteine, PU-Schaum, Fiberglas, Klebstoff, Zementgrundierung

Das Werk der Künstlerin ist eine Anspielung auf den überraschenden Moment, als bei der Exhumierung des Komponisten Joseph Haydn festgestellt wurde, dass sein Schädel im Grab fehlte, während seine Perücke jedoch im Sarg zurückgelassen worden war. Perücken waren ursprünglich ein Statussymbol der Aristokratie, kamen jedoch allmählich aus der Mode und verschwanden aus dem öffentlichen Leben. Sie stifteten nicht selten Misstrauen und Täuschung, als ob der Träger beunruhigende Geheimnisse zu verbergen hätte. Auf diese unheilvolle Annahme reflektiert die Künstlerin in der geisterhaften, eine Perücke bildenden Figur.

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Nikolaus II. Fürst Esterházy (1765-1833), um 1817, Gips

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Déjeuner, 1791, Wiener Porzellanmanufaktur, Porzellan
Sechsteiliges Frühstückservice aus dem Besitz des Fürsten Nikolaus II., das mit blauem Dekor und reicher Ornamentierung in Gold und Weiß gehalten ist. Als verzierendes Element dient ein Band mit Vergissmeinnicht, diese finden sich auch in den Monogrammen auf den einzelnen Teilen wieder. „NE" steht für Fürst Nikolaus II. Esterházy, die Abkürzung „NS" ist unbekannt und deutet wohl auf eine diskrete Verbindung.

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Tischuhr, Mitte 18. Jahrhundert, Pierre Gaudron (1695-1745), Paris
Bronze, Messing, Kupfer, Porzellan, Glas, Email, Vergoldung
Diese französische Uhr ist am Ziffernblatt signiert „Gaudron a Paris" (Pierre Gaudron (1695-1745)). Mit ihrer verspielten Form und ihrer Mehrfarbigkeit erinnert diese Uhr an die Darstellung eines Baumes mit stilisierten Blumen.

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Gala-Coupé, Italien, um 1790
Holz, geschnitzt, vergoldet, bemalt; Leder; Textil; Posamenterie; Metall
Fürst Nikolaus I. hatte die Kutsche, die für repräsentative Ausfahrten zum Einsatz kam, in Italien erworben. Nach seinem Tod 1790 wurde das Coupé für seinen Sohn und Nachfolger Fürst Anton I. mit der Anbringung des fürstlichen Wappens und den Initialen AE adaptiert. Zwei Jahre danach hatte der spätere Fürst Nikolaus II. den Wagen übernommen, das Wappen angepasst und mit seinen Initialen versehen. Seither blieb die Kutsche unverändert und zeigt heute noch ihre Erstfassung in Gold und Schwarz, wobei die Außenseiten vergoldet sind. Im Auftrag der Esterházy Privatstiftung wurden eingehende Befundungen vorgenommen und das Objekt wurde restauriert. 2011 war das Gala-Coupé spektakulärer Teil der Ausstellung „Fastes et Grandeur des Cours en Europe" in Monte Carlo, wo es neben Leihgaben aus den bedeutendsten Königs- und Fürstenhäusern Europas reüssierte.

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Joseph Haydn - Carlo Goldoni
Lo speziale. Dramma giocoso da rappresentarsi a Esterhaz nel teatro di S. A. II prencipe Esterhazy de Galantha, 1768
Mit Haydns dreiaktigem Dramma giocoso „Lo speziale" (Der Apotheker) wurden Opernhaus und chinesischer Tanzsaal in Eszterháza im Herbst 1768 eröffnet. Karl Friberth, der Tenor der Operntruppe, hatte das Libretto von Carlo Goldoni auf die vorhandenen Kräfte zugeschnitten und die ernsten Rollen gestrichen. Lo speziale wurde mit Erfolg mehrfach in Eszterháza und Wien aufgeführt.

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National Anthems
In ihrer Mehrsprachigkeit war Österreichs Kaiserhymne ihrer Zeit weit voraus. Daran angeknüpft wurde erst wieder in jüngster Zeit: Um große anders sprechende Bevölkerungsgruppen zu integrieren, gibt es seit 2006 in den USA eine hispanische Version (Nuestro Himno), in Deutschland eine türkische Version (Vatanımız Almanya için Birlik, Adalet, Özgürlük) der jeweiligen Hymnen. Beide Initiativen werden jedoch stark angefeindet. In ihrem Video National Anthems führt die deutsche Performancekünstlerin mit türkischer Herkunft Nezaket Ekici ein Experiment durch: Zur Melodie der türkischen Nationalhymne singt sie den Text der deutschen Hymne, zur Haydn-Melodie den Text der türkischen Hymne. Ergänzt wird die Doppelprojektion durch die entsprechenden Notenblätter zum Selbersingen.

Meine künstlerische Arbeit basiert auf der gedanklichen Ausgestaltung von Ideen, die dem alltäglichen Leben entstammen und in Installationen und Performances zum Ausdruck kommen. Die kulturelle Atmosphäre, in der die Kunst geschieht und von der sie zehrt, wird dabei ebenso thematisiert wie auch Abstrakta: Körperlichkeit, Zeit, Bewegung und Raum. Die Interaktion mit dem Publikum zielt darauf ab, ein Denk-Feld für neue Assoziationen und Gedanken zu schaffen, welches zur Kommunikation über bestimmte im Kunstwerk thematisierte kulturelle Artefakte anregt. NE, 2014

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Joseph Haydn, 1806 Isidor Neugass (1780-1847), Öl auf Leinwand
Dieses großformatige Gemälde des Malers Isidor Neugass (1780-1847) lässt Joseph Haydn (1732-1809) in die Sala Europa blicken. Flankiert wird der Musiker von einem Harfe spielenden Apoll, die Büste des Komponisten Johann Sebas-tian Bach schaut ihm aus dem Hintergrund gleichsam über die Schulter. Der Komponist war über vierzig Jahre lang, zu-nächst als Vize-, dann als Erster Kapellmeister, am Fürstenhof der Esterházy tätig. Durch die Verbreitung seiner Werke im Druck wird er in ganz Europa berühmt.

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Haydn und das Streichquartett
Joseph Haydn gilt als Vater des Streichquartetts in seiner klassischen Ausprägung. Quartette waren im 18. Jahrhundert zum privaten Musizieren bestimmt, erst im Laufe des 19. Jahrhunderts nahmen sich professionelle Ensembles dieses Repertoires an und brachten es in öffentliche Konzerte. Der kammermusikalischen Tradition entsprechend schrieb Haydn seine Quartette als Serien von jeweils sechs Stücken. Die frühen Quartettdivertimenti Op. 1 und 2 (entstanden 1755 bis 1761) wurden allerdings erst nachträglich von den Verlegern zu Gruppen zusammengefasst. Insgesamt komponierte Haydn zwischen 1768 und 1803 neun Quartett-Serien. Einem Verzeichnis des Haydn-Schülers Ignaz Pleyel zufolge zählte man zu Haydns Lebzeiten 83 von ihm komponierte Quartette, nach neueren Forschungen und unter Ausschluss von Werken wie der Quartettfassung der Sieben Worte Op. 51 (1787) kommt man heute auf 68.

Die überlieferten Beinamen sind nicht authentisch. Im Falle der Quartett-Serien gehen sie auf Widmungsträger zurück (Lobkowitz, Erdödy usw.), während die Bezeichnungen einzelner Stücke (Kaiserquartett, Quintenquartett usw.) vor allem der bequemeren Identifikation dienten. In Stil und Ausdruck sind Haydns Quartette außerordentlich vielseitig gestaltet. Populäre Melodien und Entlehnungen aus der südslawischen Musik sind in ihnen ebenso zu finden wie eine kunstvolle kompositorische Gestaltung, die schon seine Zeitgenossen mit Bewunderung erfüllte. Als Höhepunkt in Haydns Quartettschaffen gelten die sechs Quartette Op. 76 (Erdödy-Quartette) aus dem Jahre 1797, deren musikalische Frische großen Eindruck machte. Der englische Musikhistoriker und Freund Haydns, Charles Burney, schrieb dazu: „Ich habe durch Instrumentalmusik niemals mehr Vergnügen empfunden: Die Quartette sind voller Erfindung, Feuer, gutem Geschmack und neuen Effekten und scheinen die Hervorbringung nicht eines erhabenen Genius, der schon so Vieles und Gutes geschrieben hat, zu sein, sondern eines solchen von hoch kultivierten Talenten, das vorher noch nichts von seinem Feuer ausgegeben hatte."

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Spinnerin am Kreuz, Anfang 19. Jahrhundert, Joseph Fischer (1769-1822), Öl auf Leinwand
Joseph Fischer wurde aufgrund seiner profunden Kenntnisse im Kunsthandel in die Dienste von Fürst Nikolaus II.
aufgenommen und 1804 zum Inspektor der Bilder- und Kupferstichsammlung ernannt. Der Maler hat bei der Darstellung der gotischen Steinsäule, der „Spinnerin am Kreuz", den Ausblick Richtung Wien gewählt. Hier wirkte Joseph Haydn als Chorknabe in St. Stephan, als Musiklehrer und junger Komponist. Der Musiker blieb, obwohl er über vierzig Jahre lang in den Diensten des Fürstenhauses Esterházy in Eisenstadt stand, dem lebendigen und vielseitigen Wiener Musikleben eng verbunden.

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God save the King as Sung by Sig.ra Banti at the King's Theatre Haymarket. Published by her Permission with her Graces and Ornaments
London, Goulding, d'Almaine, Potter & C., um 1800
Die englische Hymne „God save the King" inspirierte Haydn zu seinem Kaiserlied für Franz I./II. Brigida Giorgi-Banti (1755-1806) war von 1794 bis 1802 die gefeierte Primadonna des Londoner King's Theatre. Nach einem Benefizkonzert, das am 4. Mai 1795 zu Haydns Gunsten in diesem Theater stattgefunden hatte, war der Komponist mit den Leistungen der Diva nicht zufrieden und schrieb in sein Notizbuch „Mad Banti sang very scanty" (Madam Banti sang sehr nachlässig).

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König Georg IV. (1762-1830) von Großbritannien und Hannnover, erste Hälfte 19. Jahrhundert
Ausschnittskopie nach Sir Thomas Lawrence (1769-1830) in der National Portrait Gallery in London, Philip Rundell (?), Öl auf Leinwand
Bei seinem ersten Englandbesuch nahm Joseph Haydn im Jänner 1791 an einem Hofball in St. James Palace teil, wo er bereits den späteren König Georg IV. - er regierte ab 1811 - kennenlernte. Der Monarch zählte zu den großen Bewunderern des Komponisten, nahm an seinen Konzerten teil und ließ ihn von John Hoppner portraitieren. Haydn schrieb anlässlich eines Besuches auf Schloss Oatlands im November 1791: „... der Printz v. Wallys saß an meiner Seite und spielte das Violoncello so zimlich gut mit." Auch die Esterházy waren mit Georg IV. eng verbunden. So entwickelte sich zwischen ihm und Paul III. Anton Esterházy (1786-1866), der als Botschafter des Kaisers von Österreich in London weilte, ein beinahe freundschaftliches Verhältnis. Paul erhielt von ihm eine kostbar gearbeitete goldene Schatulle mit dem Miniaturportrait des Königs, das mit dem Ölportrait übereinstimmt.

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Das Schloss beherbergt mehrere Dauerausstellungen. Gezeigt werden beispielsweise Exponate zur Baugeschichte, Porzellanraritäten, Tafelsilber oder Gemälde. Spezielle Dauerausstellungen widmen sich dem Leben und Wirken von Melinda Esterházy, Joseph Haydn und seiner Musik oder dem Weinbau und der -kultur.

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Tischaufsatz, zweite Hälfte 18. Jahrhundert, Wien, Holz, vergoldet
Der mit drei verschiedenen Legierungen vergoldete Tischaufsatz wird von Putten flankiert und zeigt ein gänzlich der Liebe gewidmetes Programm. So finden sich ein Turteltäubchen, Amors Bogen und sein mit Pfeilen gefüllter Köcher am oberen Ende des umkränzten Ovals. Unterhalb sind eine lachende Maske, eine Flöte und eine brennende Fackel - ein weiteres Attribut des Liebesgottes - abgelegt. Die dem Benutzer zugewandte Seite des Ovals ist ebenfalls mit Köcher und Bogen Amors, der brennenden Fackel sowie einem von Amors Pfeil durchbohrten, brennenden Herzen geschmückt. Auf der Rückseite finden sich Musikinstrumente, wie Geige Flöten oder Tamburin.

Bei dem mit Liebessymbolen dekorierten Tischaufsatz handelt es sich um den Liebesbeweis eines galanten Verehrers an die Dame seines Herzens. Möglicherweise war er ein Geschenk von Fürst Anton Esterházy (1738-1794) an seine zweite Gattin Maria Anna Gräfin Hohenfeld (1768-1848). Im Oval des Aufsatzes ist übrigens ein Fach verborgen, in dem ein Bildnis der geliebten Person Platz finden konnte.

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Cantourgen, Mitte 18. Jahrhundert, Großraum Mainz, Nadelholz, farbig gefasst u. vergoldet; Marmorpapier
Die Formensprache und der Dekor dieses Musikautomatenschrankes führt in die Blütezeit der Mainzer Tischlermeister des Rokokos. Ausgehend von den bahnbrechenden, für die damalige Zeit modernen Entwürfen Christian Bernd Raths ab 1739, verbreitete sich dieser Möbeltypus Mitte des 18. Jahrhunderts mit größeren und geringeren Abweichungen im ganzen Rhein-Main-Gebiet. Diese Möbel, die grundsätzlich als Schreibschrank konzipiert und mit besonders hochwertig ausgeführten Zierelementen und in höchster Qualität gefertigt waren, gingen als „Mainzer Cantourgen" in die europäische Stilgeschichte ein.

Dass das ausgestellte Möbelstück einst auch einen Musikautomaten beherbergte, zeigen vertikale Durchbrüche in den Schubladen, die Raum für die Seile und Gewichte des Gewichtsantriebs, sowohl des Automaten als auch der im Giebel ursprünglich eingebauten Uhr, boten. Sämtliche Türen sind außerdem mit feiner Sägearbeit durchbrochen, die ein Ausströmen der erzeugten Töne ermöglichten. Aufgestellt war dieser Cantourgen z. B. 1924 im Esterházy Palais in der Wiener Wallnerstraße.

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Salonorgel, um 1810, Unbekannter Meister
Fichten-, Eichen-, Linden-, Rotbuchenholz; Birnholzfurnier; Dekor geschnitzt, vergoldet; Ebenholz, Knochen (Tastatur)

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Hammerflügel, Werkstatt Matthias Müller, Wien, vor 1805, Mahagonifurniert
Der Hammerflügel wurde in der Werkstatt des Klavierbauers Matthias Müller in Wien um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert gefertigt. Sein Korpus ist in Mahagoni furniert, die Beine sind aufwändig geschnitzt, teilweise grün gefasst und vergoldet. Der Tonumfang des Instruments reicht von F bis f"". Das Instrument verfügt über einen geteilten Steg bei e"/ f"".

Das „Inventarium der Hochfürstlichen Esterházy'schen Kammer & Theater Music" verzeichnet den Flügel am 19. August 1805 als „Pianoforte aus Mahagoniholz von Müller. Aufgestellt im Salon der Fürstin". Joseph Haydn komponierte 1784 für Prinzessin Maria Josepha Hermenegilde Esterházy, geb. Prinzessin von und zu Liechtenstein, drei Klaviersonaten, die Sonate in G-Dur, Hob.XVI:40, Sonate in B-Dur, Hob.XVI:41 sowie die Sonate in D-Dur, Hob.XVI:42.

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Pianoforte, um 1815 Christoph Erler (1780-1854), Wien, Nussholz, furniert
Das Pianoforte über sechs Oktaven des Wiener Instrumentenbauers Christoph Erler wurde 1824 um 350 Gulden für das Eisenstädter Schloss angekauft und war zum persönlichen Gebrauch bestimmt. Vermutlich spielte vor allem Prinzessin Rosa Esterházy (1815-1894), die Tochter von Fürst Paul III. Anton und Therese, geb. Prinzessin Thurn und Taxis, auf dem Instrument. Dokumente im Archiv der Burg Forchtenstein geben Auskunft darüber, dass der damalige Kapellmeister Johann Nepomuk Fuchs (1766-1839) ein Zertifikat über den guten und brauchbaren Zustand des angekauften Pianofortes vorgelegt hatte.

Das Instrument, das z. B. 1936 im ersten Stock des Schlosses aufgestellt war, wurde in den 1980er-Jahren unter bis heute ungeklärten Umständen aus dem Gebäude „weggebracht" und tauchte 1988 im Kunsthandel wieder auf. 2012 wurde das Pianoforte wieder verauktioniert. 2019 erfolgte schließlich der Ankauf und die Rückführung des Instruments an seinen ursprünglichen Aufstellungsort, das Eisenstädter Schloss. Hier erklingt es nun wieder zu besonderen Anlässen und bei Konzerten.

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Giuseppe Carpani - Le Haydine. Lettere su la vite e le opere del celebre maestro Giuseppe Haydn, Mailand 1812

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Joseph Haydn, zweite Hälfte 20. Jahrhundert, Gips, bronziert

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Zur Baugeschichte des Fürstlich Esterházy'schen Schlosses in Eisenstadt
Wie kein anderes Bauwerk ist das Schloß von Eisenstadt als Hauptresidenz der Fürsten Esterházy zum Sinnbild ihres Mäzenatentums geworden. Ab 1663 durch Fürst Paul I. unter Verwendung von Teilen einer mittelalterlichen Burg errichtet, spiegelt es durch seine vielfältigen Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte die europäische Entwicklung im Schloßbau und der Gartenkunst wider. Den Habsburgern treu ergeben, haben sich seine fürstlichen Bauherren stets dem Wiener Kunstkreis zugewandt und unter seinen Architekten, Baumeistern und Ausstattungskünstlern sind die bedeutendsten des kaiserlichen Hofes anzutreffen.

Das heutige Schloß Esterházy geht nach Ergebnissen von Grabungen auf das 13. Jahrhundert zurück. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts ließ die Familie Kanizsai die Burg zu ihrem Herrschaftssitz ausbauen. In den Fundamenten des südöstlichen Turmes der barocken Anlage wird das mittelalterliche Bruchsteinmauerwerk des ehemals mächtigen Bergfrieds sichtbar und gestattet einen Einblick in die Vorgeschichte des Esterházy'schen Schlosses.

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Die fürstliche Schloßküche hatte die Aufgabe, nicht nur die Fürstenfamilie im Alltag zu versorgen, sondern mußte auch zu den festlichen Ereignissen aufkochen. Daneben wurde der umfangreiche Hofstaat versorgt.
Die Schloßküche war daneben auch das Kommunikationszentrum für die Bediensteten, zum Teil wurden auch die Mahlzeiten des Personals hier eingenommen. Die Nebenräume waren auch gleichzeitig die Unterkünfte für das Küchenpersonal. Daneben finden sich die Einrichtungen des Eiskellers, eines Speiseaufzuges und der Schloßkellerei im Umfeld der Küche.

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Im nördlichen Teil und im Osttrakt befand sich die herrschafliche Küche mit allen Versorgungseinrichtungen wie Zuckerbäckerei, Brat-küche, Speise-, Milch- und Fruchtkammer, Küchengeschirrkammer, sowie Wäscherei, Holz- und Kohlendepot sowie der Speisenaufzug. In den übrigen Gewölben war der Wein, nach Sorten getrennt, untergebracht. Genannt werden Flaschenweine, die ausschließlich für die fürstliche Tafel bestimmt waren und Faßweine aus Tokay, Groß- und Kleinhöflein, Purbach und St. Georgen.

Die alte Burg konnte den Ansprüchen des Grafen Paul, dem späteren Fürsten Esterházy, nicht mehr genügen. 1663 wurde mit dem Umbau der mittelalterlichen Festung begonnen. In den Baukontrakten sind Carlo Martino, Antonio und Domenico Carlone als Baumeister sowie Sebastiano Bartoletto als Polier überliefert. Blieb die alte Ringmauer der Burg im wesentlichen bestehen und wurde in die neuen Trakte integriert, so sollte das äußere Erscheinungsbild den frühbarocken Vorstellungen eines repräsentativen Schlosses entsprechen. Der ausgeführte Bau dürfte vom Wiener Hofarchitekten Filiberto Luchese (1606-1666) entworfen und von Domenico Carlone (um 1615-1679) ausgeführt worden sein.

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Grabplatte des Ritters Hans von der Dürr, 1550
Rotmarmor (Adnet?), 90x200 cm, Nachbildung des Originals in der Wiener Neustädter Neuklosterkirche durch Josef Michels und Rudolf Zachs.
Der Sohn des Pfandbesitzers von Forchtenstein und Eisenstadt Jakob von der Dürr wurde von seinem „ungetreuen" Diener unversehens erschossen.

Grabplatte der Engelburg von Puchheim,
Gemahlin von Jakob von der Dürr und Mutter des Hans, verstorben 1548.
Rotmarmor (Adnet?), 90x200 cm, Nachbildung des Originals in der Wiener Neustädter Neuklosterkirche durch Josef Michels und Rudolf Zachs.

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Bis zum Ende der achtziger Jahre des 17. Jhs. gab es keine einheitliche Zentralverwaltung für die zahlreichen Herrschaften und Güter der Esterházyschen Domäne. Erst nach der Wahl Paul Esterházy zum Palatin des Königreichs Ungarn erfolgte in Eisenstadt die Einrichtung einer Palatinalkanzlei, die neben der schriftlichen Erledigung seiner Amtsgeschäfte auch Agenden der Administration seiner Güter besorgte (1681).

Aus der Palatinalkanzlei entstand nach dem Tod Paul Esterházy (1713) das Majoratssekretariat als zentrale Verwaltungsinstitution des Majorates. Noch 1692 war eine Zentralbuchhalterei geschaffen worden und um 1708 erfolgte die Gründung einer Generalskassa. Durch die Tutoratsverwaltung für den minderjährigen Fürsten Paul II. Anton wurden 1722 die Inspektorate begründet, die sich seit dem Ende des 18. Jhs. langsam zu Mittelinstanzen der Güteradministration entwickelten. In einem kontinuierlichen Entwicklungsprozeß entstand seit 1743 allmählich das Zentralorgan für die Wirtschaftsverwaltung des Majorates, die Domänendirektion (1806).

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Eine wichtige wirtschaftliche Grundlage des Fürstenhauses bildeten die Einnahmen aus der Landwirtschaft. Sie setzten sich aus der Feudalrente (Naturalabgaben der Untertanen, Getreide, Wein, Holz, Vieh u.a.) und aus der herrschaftlichen Eigenwirtschaft (Meierei) zusammen. Für die Erzeugung und Lagerung der Produkte, zur Haltung des Viehs usw. entstand eine Vielzahl von Wirtschafts- und Verwaltungsbauten. Zum Betrieb wurde neben der Lohnarbeit in der Neuzeit besonders stark auch die Robot (unentgeltliche Fronarbeit) der Untertanen herangezogen. Aus der herrschaftlichen Eigenwirtschaft entstand im 19. Jh. die moderne Gutswirtschaft.

Meisterstück des Paul Friedl als Geschenk an den Grund- und Zunftherrn

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Gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jhs. erfuhr die Schafzucht in der Esterházyschen Domäne analog dem allgemeinen Entwicklungsgang in der Habsburger-monarchie eine massive Ausdehnung. Zur Zusammenfassung und organisatorisch einheitlichen Ausrichtung der Schäfereiangelegenheiten wurde bei der Domänendirektion ein eigenes Department für das Schäfereiwesen geschaffen, das die Schafzucht nach den damals modernsten Grundsätzen einrichtete und betrieb. Der Schafstand, der zu Beginn des 19. Jhs. bei 75.000 Stück lag, stieg am Ende der zwanziger und am Beginn der dreißiger Jahre auf 220.000-240.000 Stück an. Der Verkauf der Wolle erfolgt an Großhandelshäuser, welche die angekauften Mengen aus dem Zentralmagazin in Hornstein (seit 1819 in Loretto) abholten. Die Einnahmen aus den Wollverkäufen waren seit den zwanziger und dreißiger Jahren der wichtigste Einnahmeposten der Domäne und erreichten je nach Jahr meist einen Wert zwischen 400.000 und 600.000 fl С.М.

Zunftkrug der Weingartenhüter und -arbeiter aus Purbach

 Schloss Esterházy in Eisenstadt, Mai 2023

Zünfte waren Organisationen von Handwerkern, deren Rechtsgrundlage die von der jeweiligen Obrigkeit ausgestellte Handwerksordnung bildete. Dadurch konnte in der Ära des Feudalismus die handwerkliche Produktion gefördert und gesteuert werden. Daher haben sich auch die Esterházy in ihrer Eigenschaft als Inhaber von Herrschaften dieses Instrumentes der Wirtschaftslenkung bedient. Dazu haben sie entweder bereits bestehenden Zünften ihre Rechte bestätigt, oder auch neue Organisationen gegründet, indem sie ihnen Handwerksordnungen ausstellten. Manche dieser Organisationen galten nur für einzelne, für zwei oder mehrere und einige für alle Esterházyschen Herrschaften im heutigen Burgenland.

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Als Inhaber der "Regalien" stand dem Hause Esterházy auf seinen Besitzungen das Recht zur Errichtung und Führung gewerblich-industrieller Unternehmungen aller Art zu. Neben den privat-gewerblichen Betrieben, von denen dem Grundherrn nur ein Anerkennungszins zu entrichten war, erbauten die Esterházy auch viele Betriebe selbst und führten diese in Eigenregie bzw. verpachteten sie gegen einen jährlichen "Bestand" an private Unternehmen weiter. Seit ca. 1800 tat sich die Familie auch im Kohlenbergbau an führender Stelle hervor.

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Barriquefässer zur Herstellung von Weinbrand - 5 Stück mit je 225 Liter Inhalt

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Das Deputat von Joseph Haydn
Joseph Haydn als Dienstnehmer am Hofe der Familie Esterházy
Unter Deputat versteht man die Entlohnung oder einen Teil der Entlohnung in Naturalien. Dieses System wird in der Ausstellung des Weinmuseums Burgenland deshalb so hervorgehoben, weil nur dadurch ein landwirtschaftlichorientierter Großbetrieb, wie das esterházy'sche Imperium, wirtschaftlich und finanziell denkbar und realisierbar ist. Durch die Weitergabe der im eigenen Betrieb erzeugten Grundnahrungsmittel und Grundbedürfnisse wurde der damals komplizierte Umweg über das „Bargeld" vermieden und eine jederzeit gesicherte Lebensgrundlage geschaffen.
Dargestellt sind die Inhalte des Dienstvertrages mit Naturalien, die einen wesentlichen Bestandteil der Entlohnung in allen landwirtschaftlich orientierten Feudalherrschaften dargestellt und sich teilweise bis in die Gegenwart erhalten haben.

Pekuniäre Entlohnung mit 782 Gulden und 30 Kreuzern
Naturalentlohnung: Weizen 200kg, Roggen 600kg, Wein 1044 Liter (522 Liter „Offizierswein" als Kapellmeister und 522 Liter Wein als Organist), Rindfleisch 150kg, Schweinefleisch 1 lebendes Hausschwein, Schmalz 15kg, Grieß 37,5kg, Futter für zwei Pferde 365 Bündel Heu und 2190kg Hafer, Brennholz rund 60 Raummeter, Salz 25kg, Kerzen 18kg, Eingelegtes Kraut 1 Metzen = rund 56 Liter, Uniform als Muster für Sommer- und Winteradjustierung

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Fürstenfass Nr. 1 mit 7.780 Litern Inhalt
Konserviertes Bodenstück des 1963 geeichten Fasses mit Frosch und den montierten Vornamensheiligen „Szt. Margit" (Margarethe mit dem Wurm) und „Szt. Miklós" (für Nikolaus mit Bischofsstab und Buch), beide mit Datum „16.XI.1898"
Zusätzlich im Mittelfeld den Vornamenheiligen St. Michael, der Erzengel im Kampf mit dem Drachen als Gegenstück für den von 1713 bis 1721 regierenden Fürsten Michael.

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Der Türke im Rauchfang", Sagenfigur aus Purbach
Original in. Purbach auf dem Rauchfang des Hauses Schulgasse 9, Familie Weisz Johann - Türkenkeller

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Marienfass" unter den „Fürstenfässern", Fass Nr. 4, 3.515 Liter Inhalt, geeicht 1962
Geschnitzte Holztafel mit Weinranken am Rand und Madonna mit dem Kind, 25. Jänner 1900

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Engel-Fass", Fass Nr. 300
Wappenschild mit Schnitzerei, gehalten von zwei Engeln, Kaiserkrone und Schriftbild: „Arbeit / ist des Bürgers Zierde / Segen /ist der Mühe Preis,/ Ehret / den Kaiser seine Würde / Ehret/uns der Hände Fleiß". Auf den Nebenschildchen: „Guter Trunk / schenkt guten Muth" und: „beides komt / dem Land zugut", 16.158 Liter Inhalt, Herstellung 1888, Fassbinder A. Striegl und Sohn, Schnitzerei S. Riedel Bildhauer.

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Riesenfass des Esterhazyschen Weinausschanks
Das mit 3,10 Metern Durchmesser messende und 62.283 Liter Wein aufnehmende Riesenfass war das letzte in seiner Art im Burgenland. 1999 wurde es aus der ehem. Weinkosthalle in den Stallungen gegenüber dem Schloss Esterházy zerlegt und aufgelöst. Einzelne Fassdauben und Bestandteile der Fassböden sowie das Fassschild mit der Nr. 433 haben sich im Weinmuseum erhalten.

Das Riesenfass diente der Aufnahme von unterschiedlichen Weißweinen aus den Esterhazyschen Rieden, etwa Welschriesling, Muskat, Neuburger, Traminer, Weißburgunder, grauer Burgunder und grüner Veltliner. Nachdem das Mischungsverhältnis keinem präzisen Plan folgte, war das kollektive Produkt das Leseergebnis eines Weinjahres.

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Fassboden „Wiener Weltausstellung 1873"
Reliefbildnisse von Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Elisabeth, gekrönt von der österreichischen Kaiserkrone, jeweils in einem kreisförmigen Medaillon

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DIE SEKTPRODUKTION - WEINGUT ESTERHAZY
Bereits im 17. Jahrhundert wurde unter Paul I. Esterházy auf den Rieden der Familie Wein hergestellt. Heute erzeugt das Weingut Esterhazy auch hochwertigen Sekt, der in der Regel nach der „Methode Traditionelle", der klassischen Flaschengärung, hergestellt wird. Für diesen aufwändigen und langwierigen Prozess sind mehrere Faktoren bedeutsam, um einen herausragenden Schaumwein produzieren zu können:

1. DER GRUNDWEIN
Die Trauben für den sogenannten Grundwein müssen eine hohe Säure aufweisen und sich zudem für eine Lagerung auf der Hefe eignen (sur lie"). Hierfür verwendet das Weingut Esterhazy neben Chardonnay und Pinot Noir auch Blaufränkisch. Er erfüllt alle Voraussetzungen und eignet sich damit hervorragend für die Sektproduktion. Er ist zudem die Leitrebsorte des Burgenlandes und damit ein Stück Heimat und Authentizität. Der Grundwein ist mit etwa 11% vol. Alkohol besonders leicht, da durch die Versektung der Alkoholgehalt um etwa 1% vol. ansteigt. Die Trauben werden direkt nach der Lese so schonend gepresst, dass man für eine einzige Flasche Sekt etwa 1,3 kg Trauben benötigt. Durch das frühe Trennen von Saft und Beerenschalen sind die Grundweine zudem stets weiss oder roséfarben.

2. DIE VERSEKTUNG
Der Grundwein wird nach der Vergärung in Flaschen gefüllt und mit einem Zucker-Hefe-Gemisch versetzt. Die mit einem Kronkorken verschlossenen Flaschen lagern dann für mindestens ein Jahr in unseren Kellern. In dieser Zeit vergärt die Hefe den zugesetzten Zucker, wodurch neben Alkohol auch natürliches Kohlendioxid entsteht, das als Perlenbildung (Perlage) wahrgenommen wird.

3. DIE RÜTTELPULTE
Unsere hochwertigsten Sekte lagern an dieser Stelle bei konstanter Temperatur für mehrere Jahre. In dieser Zeit bindet sich die Perlage perfekt ein und eine Interaktion der Hefen mit Alkohol und Kohlenstoffdioxid setzt ein. Diese sogenannten Autolyseprozesse ergeben das typisch cremige Geschmacksprofil unserer Sekte. Eine perfekte Perlage hat viele und besonders kleine Bläschen, die zudem sehr lange am Gaumen anhalten. In einem einzigen Glas Sekt können so bis zwei Millionen Bläschen enthalten sein. Gegen Ende der Lagerung beginnt das Rütteln, woher die Pulte Ihren Namen haben. Dabei werden die Flaschen über einen Zeitraum von mehreren Wochen mit einer abwechselnden Links-Rechtsbewegung aus den Handgelenk immer senkrechter aufgestellt, wodurch sich die Hefe im Flaschenhals sammelt.

4. DAS DEGORGIEREN
Die Flaschen stehen nach Abschluss des Rüttelns auf dem Kopf und werden mit dem Flaschenkopf nach unten in ein Eisbad gestellt. Dadurch gefriert der Teil im Flaschenhals inklusive der dort befindlichen Hefe und kann durch Öffnen des Kronkorkens entfernt werden. Der Schwund wird mit einer Mischung aus Wein und gelöstem Rohrzucker, Dosage genannt, wieder aufgefüllt und die Flasche mit einem Sektkorken und dem typischen Drahtgestell, der Agraffe, verschlossen.

DAS WEINGUT ESTERHAZY
Das Weingut Esterhazy befindet sich nur fünf Autominuten vom Eisenstädter Schloss entfernt (Richtung Trausdorf/A3). Außer unseren Sekten können sie dort auch unsere Weine verkosten und in herrlichern Ambiente die einzigartige burgenländische Natur genießen. Im Rahmen unserer Kellerführungen erfahren Sie außerdem alles Wissenswerte rund um das Thema Wein.

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Der Hl. Donatus kommt im Zuge der Jesuitenmission unter Palatin Nikolaus sowie seinem Sohn Fürst Paul I. Esterházy ins Burgenland und wird heute noch mit vier Kirchenpatrozinien und 22 künstlerischen Darstellungen, darunter sechs Bildstöcken, verehrt. Seine Attribute sind Beil, Rad und ein Bündel Blitze. Sein Festtag ist der 7. August. Die hier gezeigte Kopie eines Donati-Bildstockes wurde dem Original im Friedhof zu Raiding, 1753 geschaffen, von Rudolf Zachs und Josef Michels nachgebildet.

Der Hl. Donatus steht für die Vielzahl von Flurheiligen, die den Erntesegen garantieren sollen. Hier soll der Hagelschlag als Folge des Gewitters mit Blitz und Donner abgewehrt (der Heilige hält ein Blitzbündel im Arm) werden. Zu den Heiligen, die mit dem Wein in Verbindung gebracht werden, zählen in den Esterházy'schen Herrschaften neben dem Donatus vor allem Martin, quantitativ weit zurückliegend dann noch Urban und Vinzenz. Der Mauerdurchbruch neben dem Heiligen vermittelt einen Eindruck von der Mauerstärke der mittelalterlichen Burgmauer.

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Die Fürstenfamilie Esterházy und der Weinbau - Gewerblicher Weinbau seit 1622
Mit dem Erwerb der heutigen burgenländischen Herrschaften Eisenstadt und Forchtenstein im Jahr 1622 durch Palatin Graf Nikolaus (1583-1645) tritt die später gefürstete Familie Esterházy ins Zentrum der örtlichen Weinbaukultur. Das Bergbuch der Grafschaft Forchtenstein von 1570 bildet mit seinen angeführten Besitz- und Abgabenverhältnissen die Grundlage für die Ertragsberechnungen der Weingärten.

Errichtung des Schlosskellers
In der Zeit des Fürsten Paul I. Esterházy (1635-1713) fällt die Übernahme der Herrschaften und Weingebirge von Deutschkreutz, Klostermarienberg. 1653 erwarb er vom Freiherrn von Leisser in Donnerskirchen den sog. Leisser-Hof, ein damals bereits sehr aktives Weinbauunternehmen. In der Folge wurde der Keller als zentraler Lagerraum aller Esterhazyschen Guts- und Zehentweine ausgebaut. Selbst die Weine aus dem Schloss Esterhazy wurden nach Donnerskirchen gebracht. Bei der Auftragserteilung für die Errichtung des Schlosses Esterházy in Eisenstadt an Martino Carlone bestimmte Fürst Paul I. einen Keller mit einem Fassungsvermögen von 5.000 Eimern Wein.

Qualitätsweinbau und Süsswein
Sowohl Ladislaus Graf Esterházy (1626-1652) als auch Fürst Paul I. Esterházy forcierten auf ihren Besitzungen den Qualitätsweinbau, vor allem mit Süsswein aus Botrytistrauben (sog. Ausbruch). Süßwein hat in der langen Geschichte des Weinguts Esterházy immer eine bedeutende Rolle gespielt. Der berühmteste war dabei der sogenannte „Lutherwein", der im Jahr 1526 gekeltert wurde und die Gaumen illustrer Weinfreunde über eine Zeitspanne von mehr als 300 Jahren erfreute. Gelegentlich eines Besuches der Burg Forchtenstein 1819 schrieb Erzherzog Franz Karl folgende Zeilen: „Zuletzt durften wir uns die großen, schön beleuchteten Keller anschauen, wo wir unter anderem ein riesiges, mehr als 1.000 Liter großes Fass sahen, worauf man angenehm deutschen Tanz aufführen konnte. Mir wurde auch das Fas gezeigt, worin der Wein aus der Zeit Martin Luthers aufbewahrt wird." Die Rede ist von jenem berühmten „Lutherwein", der bereits im Jahr 1526 im heutigen Leisserhof zu Donnerskirchen gekeltert worden ist und damit wohl die älteste, dokumentierte Trockenbeerenauslese im pannonischen Raum war. Im Jahr 1653 erwarb Fürst Paul Esterházy den Edelhof und damit das große Fass mit dem Lutherwein. Er ließ den edelsüßen Tropfen in kleinere Fässer abfüllen und diese auf die Burg Forchtenstein bringen, wo der Wein zu festlichen Anlässen kredenzt wurde. Um eine Oxidation zu verhindern, ersetzte man die Fehlmenge immer mit ausgekochten Kieselsteinen, sodass der letzte Tropfen des gut konservierten Weines erst im Jahre 1852 ausgetrunken wurde. Ein eindrucksvoller Beweis für die fast unbegrenzte Haltbarkeit der edelsüßen Hochprädikatsweine aus dem Burgenland.

Kein Wunder, dass diese unter allen Weinen stets einen besonderen Status hatten. So wurden sie an vielen europäischen Fürstenhöfen hoch geschätzt und fanden sogar ihren Weg bis in die russische Zarenresidenz im fernen St. Petersburg. Besonders hoch angesehen war dabei der Ruster Ausbruch. Als der Weinbauort am Neusiedlersee im Jahre 1681 das Stadtrecht erhielt, mussten die Ruster Bürger dies Kaiser Leopold „mit echtem und flüssigem Gold", nämlich 60.000 Gulden und 500 Eimern (rund 30.000 Litern, das entsprach in etwa einer Jahresernte) Ruster Ausbruch abgelten.

Auch heute keltert das Weingut Esterházy die in vielen Ländern der Welt geschätzten Hochprädikatsweine wie Beerenauslese, Ausbruch und Trockenbeerenauslese von besten Lagen in den Weinbergen in und rund um Rust. Die traditionellen Sorten Bouvier, Pinot Gris und Welschriesling bilden die Grundlage für diese wertvollen Raritäten. Sie bereiten durch ihr ausgewogenes Süße-Säurespiel besonderes Trinkvergnügen und bieten sowohl für sich getrunken wie auch als Begleiter zu Desserts, Blauschimmelkäse oder einer gepflegten Zigarre höchsten Genuss.

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Weinkeller im Wiener Palais Esterházy
Am 13. Juli 1683 wurde im Weinkeller des Palais Esterházy in Wien - in dem riesige Weinvorräte lagerten - erstmals Wein ausgeschenkt, damals noch gratis für die Verteidiger Wiens während der zweiten Türkenbelagerung. In der Folge erhielten die Fürsten Esterházy die Erlaubnis, ihren eigenen Wein im Esterházykeller zu verkaufen.

Wertvolle Fassböden
Aus der Zeit des Fürsten Michael Esterházy (1671-1721) haben sich mehrere, teilweise sehr bedeutende Fassböden erhalten. Einer davon mit der reliefierten Darstellung des Hl. Michael.

Die Einführung des Burgunder-Weines in Pannonien
1758 gab die Gräfin Maria Lunati-Visconti, die Gemahlin von Fürst Paul II. Anton (1711-1762) die Anweisung, Pinot-Noir-Reben aus dem Burgund zu pflanzen und zeichnet damit für die Einführung der französischen Weinkultur und Kellertechnik verantwortlich. In diesem Zusammenhang wurde der Weinmacher Le Bon engagiert.

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Ziertschutter - Tonwarenfabrik bzw. Manufaktur Stoob mit fürstlichem Wappen, 19. Jhdt

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Marketing, Image und internationale Interessen
Fürst Nikolaus I. Esterházy, der „Prachtliebende" (1714-1790), sorgte mit seiner Hofhaltung für eine weitreichende Prosperität des Weinbaus und einen hohen Bekanntheitsgrad seiner Erzeugnisse.
Fürst Nikolaus II. Esterházy (1765-1833) ließ seinen Gästen sowohl seine eigenen „Hofweine" als auch importierte Erzeugnisse wie Port und Champagner auftischen.

Die Reblaus und die Erneuerung des Weinbaus in Pannonien
Ein katastrophaler Rückschlag für die Weinkulturen erfolgte ab 1876 durch das Auftreten der Reblaus. Bis etwa 1890 war der gesamte europäische Weinbau weitgehend vernichtet. Fürst Paul IV. Esterházy (1843-1898) und Fürst Nikolaus IV. Esterházy (1869-1920) machten sich in dieser schwierigen Zeit besonders verdient und unterstützten ab 1891 die pannonischen Weinbauern mit großzügigen Zuwendungen. Darüber hinaus stellten sie Versuchsweingärten für Zucht- und Veredelungsanlagen zur Verfügung, etwa die Ruster Weingärten und eine Rebschule im Eisenstädter Hofgarten. Somit trägt der Neubeginn des gesamten pannonischen Weinbaus die deutlichen Spuren dieser beiden Fürsten.

Der Zweite Weltkrieg und die Rekultivierung der Weingärten
Der zweite Weltkrieg hatte Verwüstungen und schwierigste Lebensbedingungen für die Weinbauern zur Folge. Erneut unterstützte die Familie Esterházy die Bewohner der in seinem Flächenausmaß bedeutend reduzierten Region. Fürst Paul V. Esterházy (1901-1989) regeneriert nach dem Ende der russischen Besatzungszeit die fürstlichen Weingärten und bringt diese auf das heutige Flächenausmaß. Gleichzeitig wird die Verarbeitung in den früheren Lesehöfen aufgegeben und in den Weinkellern sowie der Sala terrena im Schloss Esterházy konzentriert.

Weinkosthalle in Eisenstadt
1951 eröffnete in den Hofstallungen eine Weinkosthalle, in der u.a. auch das sog. „Riesenfass" aufgestellt war. 1999 wurde der Betrieb eingestellt.

Weinmuseum Burgenland
Seit 1996 wurde der knapp 2.000 Quadratmeter große fürstliche Esterházysche Weinkeller für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und mit Leihgaben des Burgenländischen Landesmuseums bereichert als „Weinmuseum Burgenland" geführt.

Weingut Esterházy in Trausdorf
Über die Dauer von etwa 350 Jahren war das Weingut Esterházy zuerst im Donnerskirchner Meierhof und ab 1947 in den historischen Kellerräumlichkeiten des Schlosses Esterházy in Eisenstadt untergebracht. Die ständig wachsenden Anforderungen an die hohe Qualität der Weine konnten in diesen Kellergewölben nur noch schwer erfüllt werden. Deshalb wurde 2006 in Trausdorf, mit Blickkontakt zum Schloss Esterházy, ein mit modernster Technik zur Weinbereitung augestattetes Weingut errichtet. Das Bestreben des Weingutes ist es, die Traditionen des Hauses gekonnt mit dem Einsatz moderner Kellertechniken zu verbinden. Unter diesem Motto werden die Anbauflächen kontinuierlich erweitert. Die Reben des Weinguts Esterházy stehen in den besten Lagen im Herzen des Weinbaugebiets Neusiedlersee-Hügelland: an den Südhängen des Leithagebirges und des Ruster Hügellands. Die dort gegebene einzigartige Symbiose aus kalkhaltigen Böden und einem außergewöhnlichen, durch den Neusiedlersee beeinflussten Mikroklima, bringt Weine mit ganz besonderem Terroir-Charakter hervor. Die kellertechnische Einrichtung wurde so gewählt, dass die Gebiets-Charakteristik der Weinlagen verstärkt herausgearbeitet werden kann. Die Trauben werden von der Anlieferung bis zum fertigen Wein direkt im Weiß- und Rotwein-Keller verarbeitet. Der Barrique-Lagerraum für die Reifung der Rotweine ist mit einer 14 m langen und 3,5 m hohen Wand aus österreichischem Naturlehm ausgestattet, die für eine optimale Regelung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit sorgt. Ziel dieser österreichweit einzigartigen Verarbeitung der Trauben ist, die Lagertypizität und Aromatik so authentisch wie möglich ins Glas zu bringen.

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Wappen beim Stiegenaufgang zum Haydnsaal im Schloss Esterhazy
Das Stammwappen zeigt in Blau auf goldener Blätterkrone stehend einen gekrönten goldenen Greif, in der rechten Kralle einen Säbel schwingend, in der linken drei rote Rosen an grünen Stängeln haltend. Auf dem Helm mit blau-goldenen Decken der Greif wachsend.

Mit der Erhebung Paul Esterházys in den Fürstenstand wurde 1687 das neue fürstliche Wappen durch Kaiser Leopold I. bestätigt. Es ist geviertet mit einem schwarzen Mittelschild, darin ein goldenes L (Initiale des Kaisers). In Feld 1 und 4 in Blau einwärts der gekrönte Greif mit Krummsäbel und Rosen. In den Rot und Silber geteilten Feldern 2 und 3 ein oben aus der Mitte wachsender, einwärts gekehrter, gekrönter goldener Löwe, in der erhobenen Linken drei weiße Rosen (Übernahme des Nyáry-Wappens), unterhalb drei rote Rosen (Übernahme des Thurzó-Wappens). Durch die Erhebung der Reichsgrafschaft Edelstetten zu einer gefürsteten Reichsgrafschaft im Jahr 1804 erfolgte auch eine Aufbesserung des fürstlichen Wappens, wobei das Wappen der gefürsteten Grafschaft Edelstetten und der doppelköpfige Reichsadler des HRR inkludiert wurden.

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Joseph Haydns Weindeputat & das Thema Wein in seinen Kompositionen
Joseph Haydns Weindeputat
Seinen ersten Dienstvertrag mit einem Fürsten der Familie Esterházy schloss Joseph Haydn 1761 für seine Funktion als Vizekapellmeister mit Fürst Paul II. Anton Esterházy. Nach dessen Ableben unterzeichnete Haydn 1779 einen Dienstvertrag mit dem Fürsten Nikolaus I. Esterházy, genannt „der Prachtliebende". Sehr präzise beschreibt der Vertrag die Einzelheiten der ihm zustehenden Deputate. An Wein erhielt Joseph Haydn jährlich insgesamt 1044 Liter, eine Menge, die sich aus den Zuteilungen für die Funktionen Kapellmeister („Offizierswein") und Organist („Wein") zusammensetzt.

Joseph Haydn und der Wein in seinen Kompositionen
Wie im Leben spielt die Weinkultur auch im musikalischen Schaffen von Joseph Haydn eine nicht unbeachtliche Rolle. So u.a. im dritten Abschnitt des Oratoriums „Die Jahreszeiten": „Am Rebenstocke blinket jetzt die helle Traub' in vollem Safte und ruft dem Winzer freundlich zu, dass er zu lesen sie nicht weile." oder „Juchhe! der Wein ist da, die Tonnen sind gefüllt, nun lasst uns fröhlich sein und juchhe aus vollem Halse schrein! Lasst uns trinken! trinket Brüder, lasst uns fröhlich sein! Juchhe, juchhe! es lebe der Wein! Es lebe das Land, wo er uns reift!" genauso wie in der 1775 komponierten Oper „L'Incontro improvviso". Diesbezüglich nicht unbeachtet sollen Haydns Kantaten sein, etwa „der Furchtsame" mit dem Liedtext „Kaum sah ich den Donner die Himmel umziehen, So flieh ich zum Keller hinein. Was meint ihr? Ich suche den Donner zu fliehen? Ihr irrt euch: ich suche den Wein!"

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Die Herkunft - Die Familie Esterházy
Auf der politischen Bühne wird die Familie Esterházy im 17. Jahrhundert präsent. Durch eine durchdachte Heiratspolitik und die Loyalität zum Kaiserhaus kommt es zum rasanten Aufstieg: vom kleinen ungarischen Adel zu einem der bedeutendsten adeligen Geschlechtern der letzten Jahrhunderte in der Donaumonarchie.
Schon bald „gibt es nichts Besseres, als ein Fürst Esterházy zu sein“, meint auch ein Gast des Hauses im 18. Jahrhundert. Kaiser und Könige gehen ein und aus. Doch die Fürsten kämpfen nicht nur gegen die ständige osmanische Bedrohung - sondern auch gegen die immer größer werdenden finanziellen Schwierigkeiten. Die zahlreichen Besitzungen, rauschende Feste und eine ausufernde Sammelleidenschaft hatten ihren Preis, vor allem im 19. Jahrhundert: So wird 1871 z. B. die kostbare Esterházy Bildergalerie an das Königreich Ungarn verkauft.

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DIE ANNÄHERUNG
Größer könnte der Unterschied nicht sein, als diese zwei Welten aufeinandertreffen: Fürst Paul V. ist das Oberhaupt eines jahrhundertealten mächtigen Fürstenhauses. Die um 19 Jahre jüngere Melinda Ottrubay ist bürgerliche Ballerina des Budapester Opernhauses. Die behutsame Annäherung des Paares dauert mehrere Jahre und ist kompliziert. Nicht nur die kühl-distanzierten Charaktere, auch die politischen Ereignisse verbinden und entzweien die beiden gleichermaßen. Doch für Melinda war schon früh klar: „Tief in meiner Seele war ich seit dem ersten Zusammentreffen als dreizehnjähriges Mädchen in den Fürsten verliebt!".

DIE TANZKARRIERE
Tanz hat Melinda Ottrubay ein Leben lang begleitet. Schon als kleines Mädchen besucht sie eine Ballettschule. Mit ihrem Talent überzeugt sie schließlich nicht nur ihre Eltern: Sie wird sogar am Königlich-Ungarischen Opernhaus als Elevin aufgenommen. Unermüdliches Training lassen die disziplinierte junge Frau bald in der vordersten Reihe des Ensembles tanzen. 1943 ist Melinda führende Tänzerin des Opernhauses und im August 1945 die Primaballerina Assoluta. „Im Opernhaus kennt mich jeder unter meinem Spitznamen Fräulein Ventilator!" Mit ihrer Begeisterung für Pirouetten dreht Melinda sich schwindelerregend von Erfolg zu Erfolg. Ihren Lieblingsrollen - in „Romeo & Julia", „Sylvia" und der Columbina in „Karneval" - haucht sie wie magisch Leben ein. Melinda verkörpert buchstäblich die Emotionen der Charaktere - und verzaubert so das Publikum.

Budapest 1944
Am 19. März 1944 besetzt die deutsche Wehrmacht Ungarn. Damit geraten die bis dahin verschont gebliebenen 800.000 ungarischen Juden ins Visier der Nazis sowie der ungarischen Pfeilkreuzler. Schon im Mai beginnen die Deportationen nach Auschwitz. Dennoch werden in ungarischen Kreisen vereinzelt Versuche unternommen, den drohenden Holocaust an den Landsleuten zu verhindern. Der Verband Christlicher Frauen versteckt im Sommer 1944 mehrere hundert verfolgte jüdische Kinder in einem Gebäude der Barmherzigen Schwestern in Budapest. Paul scheut sich in dieser Situation nicht, die enorme Summe von 100.000.- Pengö zu spenden, um den Unterhalt der Kinder sicherzustellen. Seine Hilfe ist unerlässlich für das ganze Vorhaben.

DUNKLE ZEITEN
1945 wird in Ungarn der Großgrundbesitz verstaatlicht. Es kommt zur Enteignung der umfangreichen Besitzungen des Fürsten. Paul V. beschließt, weiterhin in Budapest zu bleiben. Er ist unter ständiger Beobachtung, denn er gilt als „regimefeindlich". Um ein Exempel zu statuieren, wird der Fürst im Dezember 1948 aus seiner Wohnung abgeführt, wegen Hochverrats angeklagt und verurteilt. Melinda bleibt alleine zurück. Aufenthaltsort ihres Gatten über mehrere Jahre: unbekannt. Zusätzlich werden ihre Eltern aus Budapest verbannt. Melinda gelingt es, unter Vortäuschung einer Krankheit in einem Sanatorium unterzutauchen. „Erst später wurde mir bewusst, dass ich die besten Jahre verloren hatte".

Der Prozess - „Ich liebe dich. Zeit und Entfernung ändern daran nichts...!"
Paul V. Esterházy wird zur Spielfigur in einem inszenierten Schauprozess. Im Hintergrund zieht Mátyás Rákosi die Fäden. Als Abschreckung ist für den Fürsten zunächst die Todesstrafe vorgesehen. Die „einstudierte" Vernehmung findet am 4. Februar 1949 statt und wird im Radio übertragen. Melinda darf als stille Beobachterin im Saal anwesend sein. Nach dem Prozess ziehen sich die fünf Volksrichter zur Beratung zurück. Die Entscheidung ist knapp: Zwei der Richter sprechen sich für die Todesstrafe aus, drei für eine fünfzehnjährige Zuchthausstrafe. Zusätzlich wird das gesamte Vermögen beschlagnahmt. Die Verabschiedung zwischen Paul V. und Melinda ist kurz und beinahe unwirklich, das Bild geht um die Welt.

Die Flucht - „Wäre die Aktion aufgeflogen, hätte unser aller Leben ein tragisches Ende gefunden.“
Am 30. Oktober 1956 kommt der Fürst im Zuge des Volksaufstandes frühzeitig frei. Die Flucht des Paares aus Ungarn ist daher kurzfristig geplant. In den Morgenstunden des 1. Novembers fahren drei Autos, die als Konvoi des Roten Kreuzes getarnt sind, über die Grenze in Richtung Budapest – angeblich um Medikamente und Glasfenster zu liefern. Die Mitarbeiter der Esterházy-Domäne im Burgenland setzen damit ihr Leben aufs Spiel. Wäre die Aktion bekannt geworden, wären alle Beteiligten sofort gehängt worden. Doch steht die Flucht unter einem guten Stern. Noch am selben Tag gelingt die Ausreise des Fürstenpaares, wenige Stunden bevor die Grenzen geschlossen werden. Aus Angst vor einer Entführung des Fürsten reist das Paar weiter in die Schweiz, wohin es bereits 1946 Gepäck vorausgeschickt hatte.

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Haydnsaal
Das einstige Bildprogramm von Fürst Paul I. im „Großen Saal" des 17. Jahrhunderts spannte den Bogen von den ersten Menschen, Adam und Eva, die als marmorne Springbrunnen an den Schmalseiten standen, über die Darstellungen der Esterházy-Besitzungen in der Sockelzone, Ahnenportraits in den unteren Fensternischen, ungarische Könige, welche die Wandflächen beherrschten, bis hin zu den Portraits römischer Kaiser über den Türen. Zur Deckengestaltung leiteten die Länder- und Provinzallegorien Ungarns, Szenen aus der Hesperiden-Sage sowie aus der Erzählung von Amor und Psyche über. Das Programm gipfelte schließlich in den großen Deckenfeldern, wo im Zentrum auch heute noch die Aufnahme Psyches in den Götterhimmel zu sehen ist. Die barocken Malereien finden sich heute nur mehr an der Decke des Saales.

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Der historische Festsaal des Schlosses (im 17. Jahrhundert als „Großer Saal“ bezeichnet) ist seit der Mitte des 20. Jahrhunderts als Haydnsaal bekannt und wird oft als Konzertsaal verwendet. Joseph Haydn stand von 1761 bis 1803 als Hofmusiker, Kapellmeister und Komponist im Dienst am Fürstenhof der Esterházy. Darüber hinaus richtete er Werke für den Spielbetrieb in Schloss Esterházy (Fertöd) ein und leitete als Kapellmeister mehr als 1000 Aufführungen.

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Der „Große Saal", wie der Raum bis in die Mitte des 20. Jahrhundert hieß, wurde erst im ausgehenden 18. Jahrhundert im Zuge des klassizistischen Schlossumbaus verändert. Die Fenster zur Gartenseite wurden geschlossen, Türen eingesetzt und in Richtung Garten ein Saal mit vorgelagertem Portikus angegliedert. An den Schmalseiten des Großen Saales brach man die Wasserspiele ab und die Mauern durch; die beiden geplanten Flügel, die sich hier angliedern sollten, wurden jedoch nicht mehr realisiert. An den Wandflächen des Saales erfolgten ebenso Veränderungen; so übertünchte man die Malereien des 17. Jahrhunderts bis auf die Deckenfelder und Friedrich Rhode wurde beauftragt, Blumenfestons und Medaillons in Grisaille an den Wandflächen anzubringen. Im 20. Jahrhundert erhielt der Saal in Erinnerung an den gefeierten Komponisten Joseph Haydn, der rund 40 Jahre in Diensten der Esterházy stand, seine heutige Bezeichnung „Haydnsaal". Mit seiner wunderbaren Akustik und Atmosphäre zählt er zu den schönsten Konzertsälen weltweit.

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Fürst Nikolaus IV. Esterházy (1869–1920), Gyula Benczúr (1844-1920), Öl auf Leinwand; 1910
Fürst Nikolaus IV. führt seine Familie durch kluges Handeln aus der lange andauernden Finanzkrise. Wie seiner Gattin ist auch ihm die Instandhaltung der Besitzungen ein besonderes Anliegen. Er kümmert sich jedoch hauptsächlich um die wirtschaftlichen Belange der Domäne. Der frühe Tod seiner geliebten Gattin im August 1910 trifft den Fürsten schwer. Von da an muss er sich alleine um seine Kinder kümmern. Am 6. April 1920 stirbt Fürst Nikolaus IV. und wird neben seiner Gattin in Eszterháza begraben.

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Persönliche Objekte - Ein Regal voller Erinnerungen
Nicht der Prunk, vor allem die einfachen und persönlichen Dinge des Lebens sind für das Fürstenpaar bedeutend. Dazu zählen unter anderem die zahlreichen Fotos von Familienmitgliedern und von Reisen des Paares. Bei Kaffeeservices bevorzugt Fürstin Melinda neben der Porzellanmanufaktur Wedgwood auch die ungarische Manufaktur Herend. Die Stücke sind viele Jahre hindurch im ständigen Gebrauch bei offiziellen Anlässen wie Ratssitzungen. Doch ein Stück liegt ihr bis zu ihrem Tod besonders am Herzen: eine kleine blau-weiß gemusterte Katze.

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DAS EXIL
In Zürich angekommen beginnt das Fürstenpaar sofort die Verwaltung der Domäne im Burgenland. Noch zu Beginn besuchen beide für mehrere Wochen Eisenstadt und die umliegenden Herrschaften. Durch politische Unstimmigkeiten werden die Besuche jedoch weniger und hören schlussendlich ganz auf. Auch wenn der Fürst bei Entscheidungen im Vordergrund steht, hat die Fürstin im Hintergrund eine wichtige Vermittlungsfunktion: „Denn ich wollte keine Rolle spielen. Er ist der Chef!" In trauter Zweisamkeit tauschen sich die beiden zu aktuellen Fragestellungen in den privaten Räumen des Hauses in Zürich aus. Die Einrichtung dort ist weniger prachtvoll, als man es erwarten würde. Das Leben, das das Fürstenpaar in Zürich führt, ist sehr zurückgezogen, abseits der Öffentlichkeit und der Schlagzeilen der Medien.

Das Privatleben - „Für mich war er wie eine Säule. Ich habe mich in Sicherheit gefühlt!"
Das Fürstenpaar lebt unerkannt, bescheiden und sehr zurückgezogen in Zürich. Die Fürstin fährt öffentlich mit der Straßenbahn, bekommt ein Jahresticket vom Fürsten geschenkt. Der Tagesablauf ist streng geregelt, Melinda übernimmt neben der Führung des Haushaltes auch die Rolle der Gastgeberin. Trotzdem bleibt Zeit für Theater und Konzerte, lange Spaziergänge und Reisen durch Europa: London, Amsterdam, Helsinki, Venedig. Außerdem lesen Melinda und Paul V. viel. Der Fürst liebt Bücher und vergrößert seine Bibliothek vor allem mit Literatur zu juristischen Themen und zur Botanik. Ein Wunsch erfüllt sich jedoch nicht - der eines Kindes, eines Nachfolgers.

Die Verwaltung - „Manchmal hätte ich gerne geschwänzt. Aber das war verboten."
Fürstin Melinda hilft ihrem Gatten bei der zeitintensiven Verwaltung der Domäne. Alle Arbeiten im Burgenland müssen vom Fürsten genehmigt werden. In Absprache mit ihm beantwortet die Fürstin persönlich alle Briefe aus der Domäne schriftlich. Denn Fürst Paul V. war es wichtig seine Gattin in alle Agenden einzubeziehen. Ihm ist der große Altersunterschied bewusst, so bereitet er sie auf ihre spätere Aufgabe nach seinem Tod vor. Die Fürstin muss bei allen Sitzungen mit den burgenländischen Führungskräften anwesend sein. Ein Fehlen ist verboten. Alleine bespricht das Paar anschließend die zu treffenden Entscheidungen. Melinda und Paul ergänzen sich auf harmonische Weise.

DAS VERMÄCHTNIS
Bereits 1969 überträgt der Fürst seiner Gattin die Verwaltungsvollmacht. 1986 setzt er sie in seinem Testament zur Universalerbin ein. Nach dem Tod von Fürst Paul V. Esterházy am 24. Mai 1989 übernimmt Fürstin Melinda die Verwaltung des großen Erbes. Auch weiterhin bleibt sie überwiegend in Zürich, hat aber Berater in Eisenstadt. Bei Besuchen im Burgenland gibt sie sich volksnah, unterstützt viele Vereine sowie Organisationen und ist von der Bevölkerung geachtet. Um ein Auseinanderfallen der Domäne zu verhindern, setzt sie einen wichtigen Schritt in eine moderne Zukunft: Sie bringt den Besitz in den 1990er Jahren in mehrere Stiftungen ein. Die Fürstin zieht sich 2002, mit 82 Jahren, aus allen öffentlichen Funktionen zurück. Die letzten Lebensjahre verbringt sie im engsten Familienkreis in Eisenstadt, wo sie in der Nacht vom 27. auf den 28. August 2014 friedlich entschläft.

 Schloss Esterházy in Eisenstadt, Mai 2023

Fürst Paul V. Esterházy, Fotografie; 1920er Jahre
Bis in die 1990er Jahre war das Porträt des Fürsten in allen Amtsräumen der Esterházy Besitzungen aufgehängt. Nach der Flucht in die Schweiz 1956 übernimmt der Fürst die schwierige Verwaltung einer ruinösen Domäne. Pachtverhältnisse müssen geklärt, ein Konsens mit den Pächtern gefunden und Gebäude saniert werden. Vorbehalte der Bevölkerung und der Politik müssen ausgeräumt werden. Um die Geschäfte in geregelte Bahnen zu lenken, konzentriert sich der Fürst hauptsächlich auf die wirtschaftlichen Belange der Domäne.

 Schloss Esterházy in Eisenstadt, Mai 2023

Letzte Szene - „Man hat das Gefühl, man findet den Sinn."
Mit Weitblick und Geschick schafft es Fürstin Melinda, das Erbe für die Zukunft zu sichern. Durch die Gründung von Stiftungen werden die Besitzungen unteilbar und unverkäuflich. Mit den Erträgen der Wirtschaftsbetriebe soll das kulturelle Erbe erhalten werden. Ab dieser Zeit beginnen umfangreiche Restaurierungen, die bis heute andauern. Und auch ihr soziales Engagement wird gewürdigt: Sie erhält in Wien und im Burgenland zahlreiche Auszeichnungen. Auch von kirchlicher Seite: Zu ihrem 80. Geburtstag wird ihr das „Großkreuz des heiligen Papstes Silvester" überreicht. Eine besondere Würdigung ihrer Verdienste, da der Orden normalerweise nicht an Frauen verliehen wird.

 Schloss Esterházy in Eisenstadt, Mai 2023

Verleihungsurkunde und Komturkreuz
Für ihr Engagement für das Burgenland und den Nationalpark Neusiedler See-Seewinkel erhielt Fürstin Melinda Esterházy zahlreiche Auszeichnungen. Das Land Burgenland würdigte ihre Verdienste 1998 mit dem „Komturkreuz des Landes Burgenland".

 Schloss Esterházy in Eisenstadt, Mai 2023

Der Landeshauptmann von Burgenland
beurkundet hiermit, daß die Burgenländische Landesregierung mit Beschluß vom 20 Mai 1998
Frau Melinda Esterhazy
das Komturkreuz
des Landes Burgenland verliehen hat.
Eisenstadt/am 26. Mai 1998

 Schloss Esterházy in Eisenstadt, Mai 2023

 Schloss Esterházy in Eisenstadt, Mai 2023

 Schloss Esterházy in Eisenstadt, Mai 2023

 Schloss Esterházy in Eisenstadt, Mai 2023

Schatulle, DAVID ROENTGEN (1743-1807), UM 1780, (UMBAU DES SOCKELBEREICHS UND IM INNEREN: 19. JAHRHUNDERT) TULPENHOLZ, ROSENHOLZ, KIRSCHHOLZ, AHORN, BRONZE; MESSING, VERGOLDET
Die Schatulle aus der Werkstatt David Roentgens, die sich in den Sammlungen der Esterházy Privatstiftung erhalten hat, ist mit Blütenarrangements dekoriert, die durch Ösen gezogen erscheinen und die durch einen schönen Trompe-l'oeil- Effekt regelrecht über dem Fond zu schweben scheinen. Derartiger Dekor war auf Schatullen äußerst selten und zierte eher Tische, Schreibtische oder Kommoden, was das Objekt von den sonst mit einfacher Mahagonifurnier gestalteten Kästchen Roentgens heraushebt.

Bergère, UM 1780 (POLSTERUNG U. TEXTIL - REKONSTRUKTION 2008) HOLZ, VERGOLDET; TEXTIL
Sitzmöbel erfuhren im Laufe der Jahrhunderte die unterschiedlichsten Ausformungen und Verwendungszwecke. Die Gestaltung richtete sich nach dem Geschmack der Zeit, aber auch nach den Erfordernissen ihrer Benützer. Diese Bergère bot mit der Polsterung der Rückenlehne und der Armlehnen sowie mit dem Sitzkissen bequemsten Sitzkomfort.

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Raumarchäologie
Gechinzte Tapeten mit chinoisen Motiven aus dem 19. Jahrhundert, die hochgerollt die Lattenunterkonstruktion freigeben, wodurch die historische Bezeichnung der Tapeten „Spalier" anschaulich vor Augen geführt werden kann.

Loth und seine Töchter, FRANZ XAVER SEEGEN (1724-1780), 1779 BLEILEGIERUNG, VERGOLDET; HOLZSOCKEL MIT TEILVERGOLDETER POLIERWEISSFASSUNG

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Aufsatz aus vier Kannen und zwei Deckelvasen, CHINESISCH, 18. JAHRHUNDERT
MONTIERUNG: FRANZÖSISCH, UM 1760, PORZELLAN; BRONZE, VERGOLDET
Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei diesem Ensemble aus zwei Vasen und vier Kannen um Objekte aus dem Besitz von Madame de Pompadour, der legendären Mätresse des französischen Königs Ludwig XV.

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Anton I. Fürst Esterházy (1738 bis 1794), UNBEKANNTER KÜNSTLER, UM 1785, PASTELL AUF BEFLOCKTEM PAPIER
Anton, Sohn von Nikolaus dem Prachtliebenden, der dessen glanz- und prunkvolle Hofhaltung und Festkultur miterlebt hatte, war ebenso wie sein Vater auf standesgemäße Repräsentation mit allen Mitteln bedacht. Er engagierte sich als Bauherr einerseits und auch als kunstverständiger Mäzen andererseits.

Maria Anna Fürstin Esterházy, geb. Gräfin Hohenfeld (1768 bis 1848)
UNBEKANNTER KÜNSTLER, UM 1785 PASTELL AUF BEFLOCKTEM PAPIER
Fürst Antons zweite Gattin war zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit 1785 17 Jahre alt und somit 30 Jahre jünger als der verwitwete Majoratsherr. Die Ehe, die kinderlos blieb, währte nur wenige Jahre, denn der Fürst starb bereits 1794. Die junge Witwe trat nochmals in den Stand der Ehe und heiratete 1799 den einflussreichen Botschafter in Paris Prinz Karl Philipp zu Schwarzenberg, der später in den Fürstenstand erhoben werden sollte.

Konsoltisch, ZWEITE HÄLFTE 18. JAHRHUNDERT HOLZ, VERGOLDUNG IN DREI FARBNUANCEN; DIVERSE HARTE STEINSORTEN, U. A. GIALLO DI MORI
Der Konsoltisch war im Sammlungsbestand der Esterházy Privatstiftung nur noch in Fragmenten erhalten, konnte jedoch in einem dreijährigen Restaurierungsprojekt rekonstruiert und auch die fehlenden Steineinlagen der Tischplatte in mühevoller Arbeit zusammengetragen und bearbeitet werden.

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Das Majoratsilber der Fürsten Esterházy
FIRMA WÜRTH, JODOKUS WELMARUS (1702/03-1783), JAKOB GEORG FEYRWARY (1731-1773), STEPHAN MAYERHOFER (1772-1868), VINZENZ BLASOWITZ (TÄTIG AB 1851) WIEN, 1791/92; ERWEITERT UND ERGÄNZT 1818 UND 1854; TELLER 1746 SILBER, GETRIEBEN, GEGOSSEN, ZISELIERT, PUNZIERT, GRAVIERT; GLAS
Fürst Antons Installation als Majoratsherr wurde entsprechend aufwändig und prunkvoll mit Festen und Feierlichkeiten begangen. Das barocke Silber seines Vaters ließ er 1790 aus Eszterház abholen und einschmelzen, um ein moderneres Service anfertigen zu lassen. 1791/92 bestellte er das besonders prächtige und mit dem Edelmetall verschwenderisch gearbeitete Service bei Wiens bestem Silberarbeiter Ignaz Sebastian Würth (1747-1834). Dieses erfuhr unter Fürst Nikolaus II. und dessen Sohn Erweiterungen und Adaptierungen. Es ist heute weltweit der größte Tafelaufsatz aus der Zeit um 1800, der als Ensemble erhalten ist.

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Tempietto, GIACOMO RAFFAELI (1753-1836), ROM, UM 1820 SERPENTIN; MARMOR; BLEI, VERGOLDET
Bis 1945 befand sich im Eisenstädter Schloss der sogenannte „Römische Tisch". Dabei handelte es sich um ein aus hochwertigen Materialien gefertigtes, großzügiges Modell einer idealen antiken Stadtlandschaft. Derartige dreidimensionale Stadtansichten konnten als Tischdekoration an einer festlichen Tafel Verwendung finden. Bei einer seiner zahlreichen Italienreisen dürfte Fürst Nikolaus II. Esterházy den Römischen Tisch, von dem sich nur dieser Tempietto erhalten hat, um etwa 1820 in Auftrag geben haben. Eine ähnliche Gruppe, wie sie sich einst im Eisenstädter Schloss befand, ist heute im Palazzo Reale in Mailand zu besichtigen.

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Empire-Ensemble, PENDULE MIT AMOR U. PSYCHE; LEUCHTERPAAR APOLL U. DIANA NACH CLAUDE MICHALLON (1751-1799), FRANZÖSISCH, 1803 BRONZEGUSS, Z.T. FEUERVERGOLDET, Z.T. BRAUN PATINIERT; EISEN, HOLZ UHRWERK: EISEN, MESSING, EMAIL
Zur Geschichte des Esterházy-Ensembles, das den Kunstwillen und das Sammlertum des jungen Empire unter Napoleon widerspiegelt, kann festgehalten werden, dass es 1803 von Fürst Nikolaus II. von seiner Frankreichreise nach Eisenstadt gebracht worden war. Nikolaus demonstrierte durch die Präsenz der Ensemblekopie nach Michallon seinen Geschmack am Puls der Zeit und seine moderne Sammlergesinnung.

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Leopoldine Prinzessin Esterházy, verh. mit Moritz von und zu Liechtenstein (1788 bis 1846), RENÉ THÉODORE BERTHON (1776-1859), 1805/06 ÖL/LEINWAND
Leopoldine, musisch begabt und wegen ihres Liebreizes gerühmt, verkehrte in den Kreisen der europäischen Hocharistokratie. Sie präsentiert sich dem Betrachter dem Zeitgeschmack entsprechend in antikisierendem Ambiente mit Ausblick auf den Marientempel (Gloriette) in Eisenstadt, den ihr Vater hatte errichten lassen.

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Raumarchäologie - Die Freilegung der Türkonstruktion gibt den Blick auf das Ziegelmauerwerk samt eingezogenem Holzpfosten und dem darüber querliegenden Holzbrett unter dem Türrahmen frei. Tapetendessins aus den ersten zwanzig Jahren des 19. Jahrhunderts.

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Kaminzimmer des Fürsten
Fürst Nikolaus I. Esterházy (1714-1790), ZWEITE HÄLFTE 18. JAHRHUNDERT, ÖL AUF LEINWAND
Der Sohn von Fürst Joseph trat das Erbe nach dem Tod seines kinderlos gebliebenen Bruders Paul II. Anton 1762 an. Wie dieser stand auch Nikolaus loyal an der Seite der Habsburger und war mit seinem Infanterieregiment immer wieder in den Gefechten gegen den preußischen König Friedrich im Einsatz. Für seine Verdienste in der Schlacht von Kalin 1757 erhielt er den Maria-Theresien-Orden und wurde 1759 Feldmarschall. Fürst Nikolaus I., der „Prachtliebende", schuf die Rokokoresidenz der Familie südlich des Neusiedlersees, die Eszterház genannt wurde und die seine Zeitgenossen als das „ungarisches Versailles" bezeichneten. Die Saalfluchten des Schlosses waren bestimmt vom französischen Rokoko und Kostbarstem aus aller Welt. Im riesigen Garten mit etwa 140 ha Fläche standen ein Marionettentheater und ein Opernhaus, an den Joseph Haydn tätig war. Das Schloss bot der Noblesse Europas prachtvolle Feste.

Fürst Nikolaus I. Esterházy verstand es aber auch außerhalb seines Hofes seine Zeitgenossen zu beeindrucken und zu verblüffen. So war er 1764 als Krönungsbotschafter für Joseph II. in Frankfurt und erregte dort mit seiner strahlenden Festillumination während der Feierlichkeiten die Aufmerksamkeit des jungen Goethe. Dieser verewigte Nikolaus in seinem literarischen Werk mit der Bezeichnung des „Esterházyschen Feenreichs".

Chinamode des 18. Jahrhunderts
Das Interesse an Exotischem aller Art ist in aristokratischen Kreisen seit jeher zu finden. Der europäische Adel wollte sich der Atmosphäre des Fernen Ostens vollständig hingeben. Dies gelang am einfachsten, indem man die Wände mit chinesischen Tapeten schmückte. Die Tapeten aus Stoff oder Papier wurden auf eine Unterkonstruktion aufkaschiert und anschließend auf die Wände aufgebracht.

Aufgrund der Lichtempfindlichkeit und der sensiblen Substanz der bemalten oder bedruckten Tapetenbahnen sind die im Schloss Eisenstadt erhaltenen asiatischen Wandbespannungen bemerkenswert auch, da sie in doch großer Zahl die Jahrhunderte überdauert haben. In fünf Räumen des Schlosses haben sich chinesische Stoff- und Papiertapeten erhalten und auch einzelne Fragmente einstiger, kompletter Bespannung werden noch in den Sammlungen verwahrt. Die Papiertapeten im „Kaminzimmer des Fürsten" zeigen drei sich wiederholende Motive: Das Zünden von Feuerwerkskörpern beim Neujahrsfest, das Hantieren von Kindern mit Grillen-Käfigen, Szene mit Lotusblüten und dem Fruchtstand dieser Blume.

Fußboden
In dieser Etage, dem sogenannten „Piano nobile", befinden sich zum Teil noch die originalen Böden aus der Zeit vor mehr als 200 Jahren. Auch im Kaminzimmer hat sich dieser Holzboden in Kombination aus Nuss- und Eichenholz mit seiner angenehmen Farbgebung und einem dekorativen Muster erhalten.

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Der Balkonsalon ist der einzige Raum im Schloss Esterházy, der mit einem Balkon versehen ist. Sein Aussehen veränderte sich im Lauf der Jahrhunderte, und so zeigt er heute zwar noch die Holzpaneele mit Darstellungen von Musikinstrumenten, die darauf hinweisen, dass in diesem Raum auch musiziert wurde. Die einstigen asiatischen Tapeten fehlen jedoch. Der Balkon-Salon lag in der Raumabfolge des Schlosses zwischen den Appartements der Fürstin und des Fürsten und diente als Empfangsbereich und Möglichkeit, sich zu begegnen. Der Blick aus den Fenstern auf den Schlossplatz zeigt zwei gegenüberliegende Gebäude, die Ende des 18. Jahrhunderts von Fürst Anton I. geplant wurden: Sie waren für Hauptwache, Wagenburg und Pferdeställe vorgesehen. Baumeister war Joseph Ringer d.J. und die Pläne stammten von Benedikt Hainrizi. Heute befinden sich in diesen Gebäuden das Restaurant Henrici sowie die Markthalle bzw. die Vinothek „Selektion Burgenland". Noch heute sind die marmornen Pferdetränken im Restaurant Henrici zu bestaunen.

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Kaiser Joseph II. (1741-1790), ZWEITE HÄLFTE 18. JAHRHUNDERT ÖL AUF LEINWAND
Für Kaiser Joseph II., Sohn Maria Theresias und Franz Stephans von Lothringen, rekrutierte Fürst Nikolaus I. für den Einsatz im zweiten Bayerischen Erbfolgekrieg von 1778/79 1.200 Soldaten aus seinen Untertanen, wodurch das Haus Esterházy nach der tatkräftigen Unterstützung in den Schlachten Maria Theresias abermals loyal auf Seiten der Habsburger stand. Kaiser Joseph II. war es schließlich, der die Fürstenwürde auf alle Nachfahren von Nikolaus I. Esterházy ausdehnte.

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Maria Theresia (1717-1780) in Witwentracht, ZWEITE HÄLFTE 18. JAHRHUNDERT, ÖL AUF LEINWAND
Maria Theresia, Tochter Kaiser Karls VI., die durch die von ihrem Vater durchgesetzte Pragmatische Sanktion ihr Erbe antreten konnte, war regierende Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen von 1740 bis 1780. Ihr Handeln und Denken erfolgte im Sinne des Aufgeklärten Absolutismus. Der Stephansorden, den Maria Theresia trägt, wurde von ihr am 5. Mai 1764, dem Tag der Krönung ihres Sohnes Joseph II. zum ungarischen König, gestiftet. Die Monarchin besuchte mehrere Male Schloss Eszterház (Fertőd), um Joseph Haydn zu hören, selbst, als ihr das Reisen bereits schwerfiel. Sie war von der Musik des Komponisten beeindruckt und soll geäußert haben, dass, wenn man eine gute Oper hören wolle, man nach Eszterház reisen müsse. Mit der Monarchin verband die Fürsten Esterházy nicht nur gemeinsames politisches und militärisches Interesse, sondern auch ein freundschaftliches Verhältnis.

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Das Sitzzimmer der Fürstin
Mit diesem Raum beginnt der Bereich des „Appartements der Fürstin", der über Generationen den weiblichen Familienmitgliedern vorbehalten war. Besonders in den Sommermonaten weilte der Adel auf seinen Landschlössern - so auch die Fürsten Esterházy, bei deren Eisenstädter Schloss selbst die kaiserliche Familie auf ihren Reisen von und nach Ungarn gerne Station machten. Dem Haus Habsburg seit dem 17. Jahrhundert loyal verbunden, hielt man auch noch im 19. Jahrhundert enge und sogar freundschaftliche Verbindungen. Den Banden zwischen der Familie Esterházy und dem letzten großen Kaiserpaar der Monarchie - Elisabeth und Franz Joseph I. - ist dieser Raum im ehemaligen Appartement der Fürstin heute gewidmet.

Das Sitzzimmer war eine Art Empfangszimmer für die Fürstin und bildete in der streng festgelegten Abfolge der Raumhierarchie den Bereich, in dem die Hausherrin Besucher empfangen konnte. In der Zeit um 1800 hatte dieser Raum durch die damals in Gelb gehaltenen Tapeten, Fensterdraperien, Ofenschirm und Polsterung der Sitzmöbel sowie durch die beiden großen Spiegel samt flankierenden Kerzenleuchtern eine helle, einladende Atmosphäre. Die heutige Wandbespannung im Sitzzimmer besteht aus kostbaren Seidentapeten mit eingewobenen Silberfäden, die aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert stammen und in Lyon hergestellt wurden.

Kaiserin Elisabeth (1837-1898), FRANZ RUSS, 1856, ÖL AUF LEINWAND
Das Portrait Kaiserin Elisabeths zeigt sie im zweiten Ehejahr und in den ungarischen Farben weiß, rot und grün. Am rechten Arm trägt sie ein perlen- und edelsteinbesetztes Armband, in welches das Miniaturportrait Franz Josephs I. eingearbeitet ist und ihn so auf ihrem Bildnis ebenfalls präsent macht. Die Kaiserin war politisch wenig interessiert, sympathisierte aber generell mit den Unterdrückten und brachte den Ungarn und seinen Führern Deák, Andrássy, Falk und Eötvös, mit denen sie Kontakt pflegte, größte Sympathie entgegen. Elisabeth hatte die ungarische Sprache erlernt und hielt sich gerne in Ungarn auf, wo sie ohne die ihr lästigen Verpflichtungen leben konnte.

Fürst Nikolaus III. Esterházy (1817-1894), ANDREW NORTON, 1837, ÖL AUF LEINWAND
Im September 1843 besuchte eine ganz besondere Reisegruppe die Esterházy-Besitzungen. Der dreizehnjährige Erzherzog Franz Joseph machte mit seinen Brüdern auf der Rückfahrt einer Ungarnreise in Richtung Schönbrunn in Eszterház, auf Burg Forchtenstein und im Eisenstädter Schloss Station. Nikolaus III. und seine Mutter Fürstin Therese, geb. Prinzessin von Thurn und Taxis, empfingen die jungen Habsburger. Nikolaus galt später als Vertrauter von Kaiser Franz Joseph und begleitete diesen 1854 auf seiner Reise durch Ungarn und Siebenbürgen.

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Das Schlafzimmer der Fürstin
Die Leitfarbe des Schlafzimmers im Appartement war einst Blau und der Raumeindruck somit ruhig und kühl. Tapeten, Vorhänge, das große Baldachinbett, Polstermöbel, alles war in dieser Farbe gehalten, lediglich die weiß lackierten Möbel und das Rot der marmornen Konsoltischplatte setzten damals markantere Akzente. Das Schlafzimmer von Fürstin Marie spiegelte in besonderer Weise ihre Liebe zur Musik und deren Ausübung wider, denn darin befanden sich eine Musikalien-Stellage sowie ein Fortepiano aus Mahagoni. Der Raum wandelte sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Art Familiengedenkzimmer mit Portraits. Im 20. Jahrhundert griff man in seine Gestaltung abermals ein und brachte die beiden heute darin befindlichen großen Spiegelwände und Konsoltische mit ihren chinoisen Schnitzereien sowie die qualitätsvollen chinesischen Papiertapeten des 18. Jahrhunderts ein.

Wandtapeten, CHINA, ERSTE HÄLFTE 18. JAHRHUNDERT, PAPIER, BEDRUCKT UND VON HAND BEMALT
In den Jahren 2011 und 2012 wurden die Papierbahnen gereinigt und einer eingehenden Restaurierung zugeführt. Im Anschluss konnten sie mit Tapetenbahnen aus dem Depotbestand zusammengeführt werden.
Die Tapete zeigt Motive aus der Vogel- und Pflanzenwelt. Auf den nun an den Wänden aufgebrachten Tapetenfeldern lassen sich vier Hauptmotive erkennen, die mehrmals zu sehen sind: Amseln, Enten, Fasane und ein Vogel mit blauem Schopf. Auf einem Tapetenfeld findet sich auch ein Kranichpaar - dieser Vogel steht unter anderem für ein langes Leben und Weisheit. Diese Tapete entstand im 18. Jahrhundert - also noch in der Qing Dynastie (17. Jahrhundert bis Anfang 20. Jahrhundert), die rund 400 Jahre lang bestand. Da Tapeten in China nicht üblich waren, waren somit alle Tapeten, die in diesem Land erzeugt wurden, für den europäischen Markt bestimmt - es waren reine Exportprodukte.

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Leuchterpaar, CHRISTOFLE, UM 1860, BRONZE, FEUERVERGOLDET; EMAIL; GEFASSTER HOLZSOCKEL
Mit dem Motiv des Drachens fügen sich die beiden Leuchter harmonisch in das heutige chinoise Ambiente des Raumes. Der Drache steht im ostasiatischen Raum für Glück und Reichtum. Das sagenumwobene Tier war das Symbol des chinesischen Kaisers, dessen Thron auch als Drachenthron bezeichnet wird.

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Tafelzimmer
Im 17. Jahrhundert wurde dieser Raum unter Fürst Paul I. als Speisesaal genutzt und als „Kleines Tafelzimmer" bezeichnet. Nahe der Tafel befand sich ein Speisenaufzug, mit dem man das Essen vom unterhalb liegenden Küchenbereich rasch und bequem zu Tisch bringen konnte. Im Kleinen Tafelzimmer umgab man sich mit nicht weniger als vierzehn großen Familienportraits und, um den Status des Fürsten zu untermauern, hängte man auch jeweils eine Schlachtendarstellung über jede der Türen. Aber auch dem unmittelbaren Zweck des Raumes gemäß, dem Essen, fanden sich darin Gemälde mit dem Jäger Aktäon, Bilder mit Nutztieren in den Fensternischen sowie eine Bacchusdarstellung über dem Schankkasten.

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Die klassizistische Raumgestaltung
Um 1800 erfuhr auch das einstige Kleine Tafelzimmer unter Fürst Nikolaus II. eine klassizistische Umgestaltung. Man bediente sich Tapeten, die in dieser Zeit im Trend lagen. Sie spiegeln die Antikensehnsucht der europäischen Aristokratie und des Bürgertums wider. Die Tapeten in diesem Raum, die nicht aus Papier sondern aus auf Leinwand gemalten Bahnen bestehen, stammen aus den 1790er Jahren. Man orientierte sich im Klassizismus an den strengen, geraden Formen und an der Ornamentik der Antike. So erhielten auch Öfen eine neue, „modernere" Formensprache, und Nikolaus II. ließ im Eisenstädter Schloss etliche Wärmespender in diesem Stil aufstellen. So finden sich an den Keramikwänden der Öfen Mänaden, Bacchanten, grazile Flötenspieler, Weintraubengirlanden etc. Bekrönt wurden sie häufig durch Vasenformen.

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Marie (Maria Josepha Hermenegilde) Fürstin Esterházy, geb. Prinzessin von und zu Liechtenstein (1768 bis 1845), GEORG WEIKERT (1745-1799), 1784, ÖL/LEINWAND
Der Maler Georg Weikert portraitierte die Gattin Fürst Nikolaus II. Esterházys als Braut in ihrem aufwändigen, kostbaren Hochzeitskleid mit langem Schleier. Marie war eine Gönnerin Joseph Haydns und besuchte ihn auch in seinen späten Jahren in seinem Haus in Gumpendorf, kümmerte sich um Geldzuwendungen sowie um die Übermittlung von Naturalien. Nikolaus II. bestellte bei Haydn im Laufe der Jahre sechs große Messen, die jeweils am Namenstag seiner Gattin zur Aufführung gebracht wurden.

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Therese Mathilde Fürstin von Thurn und Taxis, geb. Mecklenburg-Strelitz (1773 bis 1839), FRANCOIS GÉRARD (1770-1837), 1810 ÖL/LEINWAND
Das Portrait der Fürstin Therese Mathilde von Thurn und Taxis ist ein Pendant ihres Bildnisses, welches sich im taxischen Schloss in Regensburg befindet und ebenfalls von Francois Gérard 1810 angefertigt worden war. Ihre Tochter Therese (Maria Theresia) (1794-1874) heiratete 1812 Paul III. Anton Esterházy (1786-1866).

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Nikolaus II. Fürst Esterházy (1765 bis 1833) MARTIN KNOLLER (1725-1804), 1793, ÖL/LEINWAND
Das Portrait von Martin Knoller zeigt Nikolaus ein Jahr vor seinem Regierungsantritt 1794 in der Uniform des Kapitäns der Königlich Ungarischen Adeligen Leibgarde.

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SCHLOSS ESTERHÁZY, WASSERBURG E. 14. JH.,
UMBAU 1663-72 DURCH C.M. CARLONE, VERÄNDERUNGEN 1797-1805 DURCH CH. MOREAU

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