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Eine Besichtigung von Schloss Esterházy in Eisenstadt ist eine eindrucksvolle Reise durch die europäische Musik- und Kulturgeschichte. Mit dem Eintritt hat man Zugang zu den Prunkräumen, zum Weinmuseum sowie Themenausstellungen zu Joseph Haydn und dem Leben von Fürstin Melinda Esterházy.

An der Stelle des heutigen Schlosses stand eine gotische Burg, deren
Ursprünge auf das 13. Jahrhundert zurückgehen. Im Jahre 1622 kam die
Burg als Pfandleihe in die Verwaltung der Familie Esterházy unter Graf
Nikolaus Esterházy de Galantha. 1649 kaufte Nikolaus’ Sohn Ladislaus
die Burg von Ferdinand III.; seither steht das Areal in
ununterbrochenem Eigentum der Esterházy.

Nach dem Tod Ladislaus’ ließ sein Bruder Paul I. die Burg zwischen 1663
und 1672 zu einem Barockschloss umbauen, das 300 Jahre lang eine der
Hauptresidenzen der bald in den Fürstenstand erhobenen Familie blieb.
Mit der Planung wurde Carlo Martino Carlone beauftragt,
Steinmetzarbeiten wurden an die Meister Hieronymus Bregno, Ambrosius
Ferrethi und die Brüder Ambrosius und Giorgio Regondi aus
Kaisersteinbruch vergeben. Der Umbau dauerte ungefähr zehn Jahre.

Joseph Haydn (*1732 in Rohrau,
+1809 in Wien) gehört mit W. A. Mozart und L. van Beethoven zu den
herausragenden Vertretern der sogenannten „Wiener Klassik". Er gilt als
Erfinder des Streichquartetts und hat mit seinem Spätwerk, insbesondere
seinen Oratorien „Die Schöpfung" und „Die Jahreszeiten" sowie seinen
„Londoner Symphonien" den Weg für Chorwerke und Symphonik der Romantik
bereitet. 1761 trat Haydn in den Dienst des Fürsten Paul II. Anton
Esterházy in Eisenstadt und machte aus dessen kleiner Hofkapelle mit
Unterstützung des Fürsten ein leistungsfähiges Ensemble mit
musikalischen Spit-zenkräften. Mit diesem Orchester konnte Haydn in den
folgenden Jahren experimentieren und sowohl in der Kammermusik als auch
in seinen Symphonien innovative Wege beschreiten.
Der Aufschwung des Notendrucks als Medium der Verbreitung von Musik
wurde von dem Komponisten in seiner künstlerischen Laufbahn klug
genutzt, um mit seinen Werken Geld zu verdienen und überall in Eu-ropa
berühmt zu werden. Unter Fürst Paul Antons Nachfolger Nikolaus I. („Der
Prachtliebende") erschie-nen 1762 mit den frühen
Streichquartett-Divertimenti, die als Ursprung des Streichquartetts
anzusehen sind, zum ersten Mal Werke Haydns im Druck. Zwischen 1768 und
1803 schuf er die heute so berühmten Streichquartette wie z. B. die
„Russischen Quartette" op. 33 (1781) oder die „Erdödy-Quartette" op. 76
(1797, darunter auch das „Kaiserquar-tett"). Ab 1766 komponierte Haydn
für seinen Dienstherrn auch Opern, ab 1775 war er in Eszterház für die
nun mehr regelmäßig stattfindende Opernsaison verantwortlich, schrieb
für die Fürsten Esterházy mindestens zwölf Opern und leitete an die
1000 Aufführungen.

Kaiser Joseph II. (1741–1790), um 1765, Martin Knoller (1725-1804), Öl auf Leinwand
Joseph II. förderte als konsequenter Aufklärer mit dem Buchdruck auch
den Notendruck - Voraussetzung für Haydns Karriere durch Verbreitung
seiner Werke in Europa.
Kaiser Leopold II. (1747-1792), um 1765, Martin Knoller (1725-1804), Öl auf Leinwand
Leopold II., von 1790 bis 1792 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches
Deutscher Nation und König von Böhmen, Kroatien und Ungarn, galt als
gemäßigter Aufklärer. In seiner Funktion als Großherzog der Toskana
setzte er seine liberalen Ideen um und schaffte Folter und Todesstrafe
ab.

Klassizistische Wanduhr, Wien, letztes Viertel 18. Jahrhundert
Johann Vellauer sen. (Uhrwerk), Holz, gefasst mit Japanischblau auf Smalte-Basis, vergoldet

Fürst Nikolaus II. Esterházy mit Hund Karo, um 1812, Unbekannter Maler, Öl auf Leinwand
Fürst Nikoalus II. Esterházy blickt stolz und erhaben aus diesem
Knieporträt, das um 1812 von unbekannter Hand entstand. Seine Haltung
verrät den weltmännischen Connaisseur, im Hintergrund ist eine
Gartenlandschaft zu sehen, eine antikisierende Vase flankiert den
Fürsten. Als großer Kunstmäzen engagiert er den französischen
Architekten Charles Moreau für den Umbau des Schlosses Eisenstadt.

Als Nikolaus I. 1790 starb, entließ sein Nachfolger Fürst Anton die
Kapelle, beließ Haydn aber ohne Dienstverpflichtung als nominellen
Hofkapellmeister in seinem Amt. Der Gegenwartspflicht in Eszterház und
Eisenstadt leidig trat Haydn noch im selben Jahr die erste seiner
beiden Londoner Reisen an (1791-1792). Zwei Jahre später, im Januar
1794, reiste er ein zweites Mal in die britische Hauptstadt und kehrte
erst im August 1795 zurück. Für das rege Londoner Konzertleben
komponierte er seine berühmten „Londoner Symphonien", darunter so
prominente Werke wie die „mit dem Paukenschlag". Nach seiner Rückkehr
nach Wien schuf er unter dem Eindruck von Händel die in London
beliebten Haydn-Oratorien „Die Schöpfung" (1798) und „Die Jahreszeiten"
(1799) sowie das „Kaiserlied" (1797), zu dem Haydn durch die englische
Hymne „God save the King" inspiriert worden war. Als gefeierter und
bewunderter Komponist wurde Haydn in diesen letzten Jahren seines
Lebens zum lebendigen Denkmal seiner selbst erhoben. Am 31. Mai 1809
starb er in Wien.

Carteluhr, Mitte 18. Jahrhundert Ferdinand Berthoud (1727-1807), Paris, Bronze, feuervergoldet
In der Zeit des Barock und Rokoko waren Carteluhren in Paris, Stockholm
und Wien äußerst beliebt. Diese Wanduhren sind Schmuckstück, Möbel und
architektonische Form in einem, diese Zusammenführung dreier Funktionen
ist eine idealisierende Grundidee des Rokoko.

Maria Theresia (1717-1780) in Witwentracht, um 1770, Unbekannter Maler, Öl auf Leinwand
Maria Theresia war regierende Erzherzogin von Österreich und Königin
von Ungarn und Böhmen (1740-1780). Ihr Handeln und Denken stand im
Sinne des Aufgeklärten Absolutismus. Der Stephansorden, den sie trägt,
wurde von Maria Theresia am 5. Mai 1764, dem Tag der Krönung ihres
Sohnes Joseph II. zum ungarischen König, gestiftet.
Maria Theresia besuchte mehrere Male Schloss Eszterháza, um Joseph
Haydn zu hören, selbst, als ihr das Reisen bereits schwer fiel. Sie war
von der Musik des Komponisten beeindruckt und soll geäußert haben,
dass, wenn man eine gute Oper hören wolle, man nach Eszterháza reisen
müsse.

Haydn und die Oper
Haydn verfasste für seine Dienstherren mindestens zwölf italienische
Opern und fünf Singspiele für das Marionettentheater. Darüber hinaus
richtete er zahlreiche Werke italienischer Kollegen für den
Spielbetrieb in Eszterháza ein und leitete mehr als 1000 Aufführungen.
Nach dem Verständnis des 18. Jahrhunderts war die Oper, insbesondere
die italienische, eines der wichtigsten Medien für die fürstliche
Selbstdarstellung und als solches eng mit festlichen Anlässen
verknüpft. Bei den Esterházy pflegte man in erster Linie die Opera
buffa, die komische Oper in italienischer Sprache, die in der zweiten
Hälfte des 18. Jahrhunderts als musikalische Neuheit in ganz Europa
Furore machte.
Bis 1775/76 wurden Opern am Hofe der Esterházy zunächst nur sporadisch
und anlässlich von Festtagen der Fürstenfamilie gespielt: So wurde 1766
zum Namenstag der Fürstinwitwe Maria Anna Esterházy Haydns Opera buffa
La canterina uraufgeführt. Zehn Jahre später wurde im Opernhaus zu
Eszterháza ein regeläßigiger Spielbetrieb aufgenommen. Gespielt wurden
Werke von damals renommierten Komponisten wie Domenico Cimarosa,
Giovanni Paisiello, Niccolò Piccinni und Antonio Salieri. Dem
herrschaftlichen Anspruch des Fürstenhauses entsprechend schrieb der
fest angestellte Hofkapellmeister Haydn zu besonderen Anlässen noch
eigens ein „modernes" Opernwerk. Eines seiner wichtigsten Werke ist das
„dramma eroico-comico" Orlando paladino, das 1782 im Hinblick auf einen
geplanten Besuch des russischen Großfürsten Paul in Eszterháza in
Auftrag gegeben wurde. Mit Armida, uraufgeführt 1784, stellte Haydn
eindrucksvoll unter Beweis, dass er auch ernste Opern zu komponieren
verstand. Sein letztes Opernwerk, L'anima del filosofo ossia Orfeo ed
Euridice schrieb der Komponist 1791 im Auftrag des Londoner Impresarios
Giovanni Gallini. Eine Aufführung zu Haydns Lebzeiten kam aufgrund
unglücklicher Umstände nie zustande.

Christoph Meier - Turm III, 2014
Werkbank aus dem Inventar von Schloss Esterházy; Stahl, Lack, Leuchtstofflampen, Elektrik
Auftragswerk der Esterházy Privatstiftung
Zsófia Keresztes - The Wig (Die Perücke), 2022
Styropor, Glasmosaiksteine, PU-Schaum, Fiberglas, Klebstoff, Zementgrundierung
Das Werk der Künstlerin ist eine Anspielung auf den überraschenden
Moment, als bei der Exhumierung des Komponisten Joseph Haydn
festgestellt wurde, dass sein Schädel im Grab fehlte, während seine
Perücke jedoch im Sarg zurückgelassen worden war. Perücken waren
ursprünglich ein Statussymbol der Aristokratie, kamen jedoch allmählich
aus der Mode und verschwanden aus dem öffentlichen Leben. Sie stifteten
nicht selten Misstrauen und Täuschung, als ob der Träger beunruhigende
Geheimnisse zu verbergen hätte. Auf diese unheilvolle Annahme
reflektiert die Künstlerin in der geisterhaften, eine Perücke bildenden
Figur.

Nikolaus II. Fürst Esterházy (1765-1833), um 1817, Gips

Déjeuner, 1791, Wiener Porzellanmanufaktur, Porzellan
Sechsteiliges Frühstückservice aus dem Besitz des Fürsten Nikolaus II.,
das mit blauem Dekor und reicher Ornamentierung in Gold und Weiß
gehalten ist. Als verzierendes Element dient ein Band mit
Vergissmeinnicht, diese finden sich auch in den Monogrammen auf den
einzelnen Teilen wieder. „NE" steht für Fürst Nikolaus II. Esterházy,
die Abkürzung „NS" ist unbekannt und deutet wohl auf eine diskrete
Verbindung.

Tischuhr, Mitte 18. Jahrhundert, Pierre Gaudron (1695-1745), Paris
Bronze, Messing, Kupfer, Porzellan, Glas, Email, Vergoldung
Diese französische Uhr ist am Ziffernblatt signiert „Gaudron a Paris"
(Pierre Gaudron (1695-1745)). Mit ihrer verspielten Form und ihrer
Mehrfarbigkeit erinnert diese Uhr an die Darstellung eines Baumes mit
stilisierten Blumen.

Gala-Coupé, Italien, um 1790
Holz, geschnitzt, vergoldet, bemalt; Leder; Textil; Posamenterie; Metall
Fürst Nikolaus I. hatte die Kutsche, die für repräsentative Ausfahrten
zum Einsatz kam, in Italien erworben. Nach seinem Tod 1790 wurde das
Coupé für seinen Sohn und Nachfolger Fürst Anton I. mit der Anbringung
des fürstlichen Wappens und den Initialen AE adaptiert. Zwei Jahre
danach hatte der spätere Fürst Nikolaus II. den Wagen übernommen, das
Wappen angepasst und mit seinen Initialen versehen. Seither blieb die
Kutsche unverändert und zeigt heute noch ihre Erstfassung in Gold und
Schwarz, wobei die Außenseiten vergoldet sind. Im Auftrag der Esterházy
Privatstiftung wurden eingehende Befundungen vorgenommen und das Objekt
wurde restauriert. 2011 war das Gala-Coupé spektakulärer Teil der
Ausstellung „Fastes et Grandeur des Cours en Europe" in Monte Carlo, wo
es neben Leihgaben aus den bedeutendsten Königs- und Fürstenhäusern
Europas reüssierte.

Joseph Haydn - Carlo Goldoni
Lo speziale. Dramma giocoso da rappresentarsi a Esterhaz nel teatro di S. A. II prencipe Esterhazy de Galantha, 1768
Mit Haydns dreiaktigem Dramma giocoso „Lo speziale" (Der Apotheker)
wurden Opernhaus und chinesischer Tanzsaal in Eszterháza im Herbst 1768
eröffnet. Karl Friberth, der Tenor der Operntruppe, hatte das Libretto
von Carlo Goldoni auf die vorhandenen Kräfte zugeschnitten und die
ernsten Rollen gestrichen. Lo speziale wurde mit Erfolg mehrfach in
Eszterháza und Wien aufgeführt.

National Anthems
In ihrer Mehrsprachigkeit war Österreichs Kaiserhymne ihrer Zeit weit
voraus. Daran angeknüpft wurde erst wieder in jüngster Zeit: Um große
anders sprechende Bevölkerungsgruppen zu integrieren, gibt es seit 2006
in den USA eine hispanische Version (Nuestro Himno), in Deutschland
eine türkische Version (Vatanımız Almanya için Birlik, Adalet,
Özgürlük) der jeweiligen Hymnen. Beide Initiativen werden jedoch stark
angefeindet. In ihrem Video National Anthems führt die deutsche
Performancekünstlerin mit türkischer Herkunft Nezaket Ekici ein
Experiment durch: Zur Melodie der türkischen Nationalhymne singt sie
den Text der deutschen Hymne, zur Haydn-Melodie den Text der türkischen
Hymne. Ergänzt wird die Doppelprojektion durch die entsprechenden
Notenblätter zum Selbersingen.
Meine künstlerische Arbeit basiert
auf der gedanklichen Ausgestaltung von Ideen, die dem alltäglichen
Leben entstammen und in Installationen und Performances zum Ausdruck
kommen. Die kulturelle Atmosphäre, in der die Kunst geschieht und von
der sie zehrt, wird dabei ebenso thematisiert wie auch Abstrakta:
Körperlichkeit, Zeit, Bewegung und Raum. Die Interaktion mit dem
Publikum zielt darauf ab, ein Denk-Feld für neue Assoziationen und
Gedanken zu schaffen, welches zur Kommunikation über bestimmte im
Kunstwerk thematisierte kulturelle Artefakte anregt. NE, 2014

Joseph Haydn, 1806 Isidor Neugass (1780-1847), Öl auf Leinwand
Dieses großformatige Gemälde des Malers Isidor Neugass (1780-1847)
lässt Joseph Haydn (1732-1809) in die Sala Europa blicken. Flankiert
wird der Musiker von einem Harfe spielenden Apoll, die Büste des
Komponisten Johann Sebas-tian Bach schaut ihm aus dem Hintergrund
gleichsam über die Schulter. Der Komponist war über vierzig Jahre lang,
zu-nächst als Vize-, dann als Erster Kapellmeister, am Fürstenhof der
Esterházy tätig. Durch die Verbreitung seiner Werke im Druck wird er in
ganz Europa berühmt.

Haydn und das Streichquartett
Joseph Haydn gilt als Vater des Streichquartetts in seiner klassischen
Ausprägung. Quartette waren im 18. Jahrhundert zum privaten Musizieren
bestimmt, erst im Laufe des 19. Jahrhunderts nahmen sich professionelle
Ensembles dieses Repertoires an und brachten es in öffentliche
Konzerte. Der kammermusikalischen Tradition entsprechend schrieb Haydn
seine Quartette als Serien von jeweils sechs Stücken. Die frühen
Quartettdivertimenti Op. 1 und 2 (entstanden 1755 bis 1761) wurden
allerdings erst nachträglich von den Verlegern zu Gruppen
zusammengefasst. Insgesamt komponierte Haydn zwischen 1768 und 1803
neun Quartett-Serien. Einem Verzeichnis des Haydn-Schülers Ignaz Pleyel
zufolge zählte man zu Haydns Lebzeiten 83 von ihm komponierte
Quartette, nach neueren Forschungen und unter Ausschluss von Werken wie
der Quartettfassung der Sieben Worte Op. 51 (1787) kommt man heute auf
68.
Die überlieferten Beinamen sind nicht authentisch. Im Falle der
Quartett-Serien gehen sie auf Widmungsträger zurück (Lobkowitz, Erdödy
usw.), während die Bezeichnungen einzelner Stücke (Kaiserquartett,
Quintenquartett usw.) vor allem der bequemeren Identifikation dienten.
In Stil und Ausdruck sind Haydns Quartette außerordentlich vielseitig
gestaltet. Populäre Melodien und Entlehnungen aus der südslawischen
Musik sind in ihnen ebenso zu finden wie eine kunstvolle
kompositorische Gestaltung, die schon seine Zeitgenossen mit
Bewunderung erfüllte. Als Höhepunkt in Haydns Quartettschaffen gelten
die sechs Quartette Op. 76 (Erdödy-Quartette) aus dem Jahre 1797, deren
musikalische Frische großen Eindruck machte. Der englische
Musikhistoriker und Freund Haydns, Charles Burney, schrieb dazu: „Ich
habe durch Instrumentalmusik niemals mehr Vergnügen empfunden: Die
Quartette sind voller Erfindung, Feuer, gutem Geschmack und neuen
Effekten und scheinen die Hervorbringung nicht eines erhabenen Genius,
der schon so Vieles und Gutes geschrieben hat, zu sein, sondern eines
solchen von hoch kultivierten Talenten, das vorher noch nichts von
seinem Feuer ausgegeben hatte."

Spinnerin am Kreuz, Anfang 19. Jahrhundert, Joseph Fischer (1769-1822), Öl auf Leinwand
Joseph Fischer wurde aufgrund seiner profunden Kenntnisse im Kunsthandel in die Dienste von Fürst Nikolaus II.
aufgenommen und 1804 zum Inspektor der Bilder- und Kupferstichsammlung
ernannt. Der Maler hat bei der Darstellung der gotischen Steinsäule,
der „Spinnerin am Kreuz", den Ausblick Richtung Wien gewählt. Hier
wirkte Joseph Haydn als Chorknabe in St. Stephan, als Musiklehrer und
junger Komponist. Der Musiker blieb, obwohl er über vierzig Jahre lang
in den Diensten des Fürstenhauses Esterházy in Eisenstadt stand, dem
lebendigen und vielseitigen Wiener Musikleben eng verbunden.

God save the King as Sung by Sig.ra Banti at the King's Theatre Haymarket. Published by her Permission with her Graces and Ornaments
London, Goulding, d'Almaine, Potter & C., um 1800
Die englische Hymne „God save the King" inspirierte Haydn zu seinem
Kaiserlied für Franz I./II. Brigida Giorgi-Banti (1755-1806) war von
1794 bis 1802 die gefeierte Primadonna des Londoner King's Theatre.
Nach einem Benefizkonzert, das am 4. Mai 1795 zu Haydns Gunsten in
diesem Theater stattgefunden hatte, war der Komponist mit den
Leistungen der Diva nicht zufrieden und schrieb in sein Notizbuch „Mad
Banti sang very scanty" (Madam Banti sang sehr nachlässig).

König Georg IV. (1762-1830) von Großbritannien und Hannnover, erste Hälfte 19. Jahrhundert
Ausschnittskopie nach Sir Thomas Lawrence (1769-1830) in der National
Portrait Gallery in London, Philip Rundell (?), Öl auf Leinwand
Bei seinem ersten Englandbesuch nahm Joseph Haydn im Jänner 1791 an
einem Hofball in St. James Palace teil, wo er bereits den späteren
König Georg IV. - er regierte ab 1811 - kennenlernte. Der Monarch
zählte zu den großen Bewunderern des Komponisten, nahm an seinen
Konzerten teil und ließ ihn von John Hoppner portraitieren. Haydn
schrieb anlässlich eines Besuches auf Schloss Oatlands im November
1791: „... der Printz v. Wallys saß an meiner Seite und spielte das
Violoncello so zimlich gut mit." Auch die Esterházy waren mit Georg IV.
eng verbunden. So entwickelte sich zwischen ihm und Paul III. Anton
Esterházy (1786-1866), der als Botschafter des Kaisers von Österreich
in London weilte, ein beinahe freundschaftliches Verhältnis. Paul
erhielt von ihm eine kostbar gearbeitete goldene Schatulle mit dem
Miniaturportrait des Königs, das mit dem Ölportrait übereinstimmt.

Das Schloss beherbergt mehrere Dauerausstellungen. Gezeigt werden
beispielsweise Exponate zur Baugeschichte, Porzellanraritäten,
Tafelsilber oder Gemälde. Spezielle Dauerausstellungen widmen sich dem
Leben und Wirken von Melinda Esterházy, Joseph Haydn und seiner Musik
oder dem Weinbau und der -kultur.

Tischaufsatz, zweite Hälfte 18. Jahrhundert, Wien, Holz, vergoldet
Der mit drei verschiedenen Legierungen vergoldete Tischaufsatz wird von
Putten flankiert und zeigt ein gänzlich der Liebe gewidmetes Programm.
So finden sich ein Turteltäubchen, Amors Bogen und sein mit Pfeilen
gefüllter Köcher am oberen Ende des umkränzten Ovals. Unterhalb sind
eine lachende Maske, eine Flöte und eine brennende Fackel - ein
weiteres Attribut des Liebesgottes - abgelegt. Die dem Benutzer
zugewandte Seite des Ovals ist ebenfalls mit Köcher und Bogen Amors,
der brennenden Fackel sowie einem von Amors Pfeil durchbohrten,
brennenden Herzen geschmückt. Auf der Rückseite finden sich
Musikinstrumente, wie Geige Flöten oder Tamburin.
Bei dem mit Liebessymbolen dekorierten Tischaufsatz handelt es sich um
den Liebesbeweis eines galanten Verehrers an die Dame seines Herzens.
Möglicherweise war er ein Geschenk von Fürst Anton Esterházy
(1738-1794) an seine zweite Gattin Maria Anna Gräfin Hohenfeld
(1768-1848). Im Oval des Aufsatzes ist übrigens ein Fach verborgen, in
dem ein Bildnis der geliebten Person Platz finden konnte.

Cantourgen, Mitte 18. Jahrhundert, Großraum Mainz, Nadelholz, farbig gefasst u. vergoldet; Marmorpapier
Die Formensprache und der Dekor dieses Musikautomatenschrankes führt in
die Blütezeit der Mainzer Tischlermeister des Rokokos. Ausgehend von
den bahnbrechenden, für die damalige Zeit modernen Entwürfen Christian
Bernd Raths ab 1739, verbreitete sich dieser Möbeltypus Mitte des 18.
Jahrhunderts mit größeren und geringeren Abweichungen im ganzen
Rhein-Main-Gebiet. Diese Möbel, die grundsätzlich als Schreibschrank
konzipiert und mit besonders hochwertig ausgeführten Zierelementen und
in höchster Qualität gefertigt waren, gingen als „Mainzer Cantourgen"
in die europäische Stilgeschichte ein.
Dass das ausgestellte Möbelstück einst auch einen Musikautomaten
beherbergte, zeigen vertikale Durchbrüche in den Schubladen, die Raum
für die Seile und Gewichte des Gewichtsantriebs, sowohl des Automaten
als auch der im Giebel ursprünglich eingebauten Uhr, boten. Sämtliche
Türen sind außerdem mit feiner Sägearbeit durchbrochen, die ein
Ausströmen der erzeugten Töne ermöglichten. Aufgestellt war dieser
Cantourgen z. B. 1924 im Esterházy Palais in der Wiener Wallnerstraße.

Salonorgel, um 1810, Unbekannter Meister
Fichten-, Eichen-, Linden-, Rotbuchenholz; Birnholzfurnier; Dekor geschnitzt, vergoldet; Ebenholz, Knochen (Tastatur)


Hammerflügel, Werkstatt Matthias Müller, Wien, vor 1805, Mahagonifurniert
Der Hammerflügel wurde in der Werkstatt des Klavierbauers Matthias
Müller in Wien um die Jahrhundertwende zum 19. Jahrhundert gefertigt.
Sein Korpus ist in Mahagoni furniert, die Beine sind aufwändig
geschnitzt, teilweise grün gefasst und vergoldet. Der Tonumfang des
Instruments reicht von F bis f"". Das Instrument verfügt über einen
geteilten Steg bei e"/ f"".
Das „Inventarium der Hochfürstlichen Esterházy'schen Kammer &
Theater Music" verzeichnet den Flügel am 19. August 1805 als
„Pianoforte aus Mahagoniholz von Müller. Aufgestellt im Salon der
Fürstin". Joseph Haydn komponierte 1784 für Prinzessin Maria Josepha
Hermenegilde Esterházy, geb. Prinzessin von und zu Liechtenstein, drei
Klaviersonaten, die Sonate in G-Dur, Hob.XVI:40, Sonate in B-Dur,
Hob.XVI:41 sowie die Sonate in D-Dur, Hob.XVI:42.

Pianoforte, um 1815 Christoph Erler (1780-1854), Wien, Nussholz, furniert
Das Pianoforte über sechs Oktaven des Wiener Instrumentenbauers
Christoph Erler wurde 1824 um 350 Gulden für das Eisenstädter Schloss
angekauft und war zum persönlichen Gebrauch bestimmt. Vermutlich
spielte vor allem Prinzessin Rosa Esterházy (1815-1894), die Tochter
von Fürst Paul III. Anton und Therese, geb. Prinzessin Thurn und Taxis,
auf dem Instrument. Dokumente im Archiv der Burg Forchtenstein geben
Auskunft darüber, dass der damalige Kapellmeister Johann Nepomuk Fuchs
(1766-1839) ein Zertifikat über den guten und brauchbaren Zustand des
angekauften Pianofortes vorgelegt hatte.
Das Instrument, das z. B. 1936 im ersten Stock des Schlosses
aufgestellt war, wurde in den 1980er-Jahren unter bis heute ungeklärten
Umständen aus dem Gebäude „weggebracht" und tauchte 1988 im Kunsthandel
wieder auf. 2012 wurde das Pianoforte wieder verauktioniert. 2019
erfolgte schließlich der Ankauf und die Rückführung des Instruments an
seinen ursprünglichen Aufstellungsort, das Eisenstädter Schloss. Hier
erklingt es nun wieder zu besonderen Anlässen und bei Konzerten.

Giuseppe Carpani - Le Haydine. Lettere su la vite e le opere del celebre maestro Giuseppe Haydn, Mailand 1812

Joseph Haydn, zweite Hälfte 20. Jahrhundert, Gips, bronziert

Zur Baugeschichte des Fürstlich Esterházy'schen Schlosses in Eisenstadt
Wie kein anderes Bauwerk ist das Schloß von Eisenstadt als
Hauptresidenz der Fürsten Esterházy zum Sinnbild ihres Mäzenatentums
geworden. Ab 1663 durch Fürst Paul I. unter Verwendung von Teilen einer
mittelalterlichen Burg errichtet, spiegelt es durch seine vielfältigen
Veränderungen im Laufe der Jahrhunderte die europäische Entwicklung im
Schloßbau und der Gartenkunst wider. Den Habsburgern treu ergeben,
haben sich seine fürstlichen Bauherren stets dem Wiener Kunstkreis
zugewandt und unter seinen Architekten, Baumeistern und
Ausstattungskünstlern sind die bedeutendsten des kaiserlichen Hofes
anzutreffen.
Das heutige Schloß Esterházy geht nach Ergebnissen von Grabungen auf
das 13. Jahrhundert zurück. Gegen Ende des 14. Jahrhunderts ließ die
Familie Kanizsai die Burg zu ihrem Herrschaftssitz ausbauen. In den
Fundamenten des südöstlichen Turmes der barocken Anlage wird das
mittelalterliche Bruchsteinmauerwerk des ehemals mächtigen Bergfrieds
sichtbar und gestattet einen Einblick in die Vorgeschichte des
Esterházy'schen Schlosses.

Die fürstliche Schloßküche
hatte die Aufgabe, nicht nur die Fürstenfamilie im Alltag zu versorgen,
sondern mußte auch zu den festlichen Ereignissen aufkochen. Daneben
wurde der umfangreiche Hofstaat versorgt.
Die Schloßküche war daneben auch das Kommunikationszentrum für die
Bediensteten, zum Teil wurden auch die Mahlzeiten des Personals hier
eingenommen. Die Nebenräume waren auch gleichzeitig die Unterkünfte für
das Küchenpersonal. Daneben finden sich die Einrichtungen des
Eiskellers, eines Speiseaufzuges und der Schloßkellerei im Umfeld der
Küche.

Im nördlichen Teil und im Osttrakt befand sich die herrschafliche Küche
mit allen Versorgungseinrichtungen wie Zuckerbäckerei, Brat-küche,
Speise-, Milch- und Fruchtkammer, Küchengeschirrkammer, sowie
Wäscherei, Holz- und Kohlendepot sowie der Speisenaufzug. In den
übrigen Gewölben war der Wein, nach Sorten getrennt, untergebracht.
Genannt werden Flaschenweine, die ausschließlich für die fürstliche
Tafel bestimmt waren und Faßweine aus Tokay, Groß- und Kleinhöflein,
Purbach und St. Georgen.
Die alte Burg konnte den Ansprüchen des Grafen Paul, dem späteren
Fürsten Esterházy, nicht mehr genügen. 1663 wurde mit dem Umbau der
mittelalterlichen Festung begonnen. In den Baukontrakten sind Carlo
Martino, Antonio und Domenico Carlone als Baumeister sowie Sebastiano
Bartoletto als Polier überliefert. Blieb die alte Ringmauer der Burg im
wesentlichen bestehen und wurde in die neuen Trakte integriert, so
sollte das äußere Erscheinungsbild den frühbarocken Vorstellungen eines
repräsentativen Schlosses entsprechen. Der ausgeführte Bau dürfte vom
Wiener Hofarchitekten Filiberto Luchese (1606-1666) entworfen und von
Domenico Carlone (um 1615-1679) ausgeführt worden sein.

Grabplatte des Ritters Hans von der Dürr, 1550
Rotmarmor (Adnet?), 90x200 cm, Nachbildung des Originals in der Wiener
Neustädter Neuklosterkirche durch Josef Michels und Rudolf Zachs.
Der Sohn des Pfandbesitzers von Forchtenstein und Eisenstadt Jakob von
der Dürr wurde von seinem „ungetreuen" Diener unversehens erschossen.
Grabplatte der Engelburg von Puchheim,
Gemahlin von Jakob von der Dürr und Mutter des Hans, verstorben 1548.
Rotmarmor (Adnet?), 90x200 cm, Nachbildung des Originals in der Wiener
Neustädter Neuklosterkirche durch Josef Michels und Rudolf Zachs.

Bis zum Ende der achtziger Jahre des 17. Jhs. gab es keine einheitliche
Zentralverwaltung für die zahlreichen Herrschaften und Güter der
Esterházyschen Domäne. Erst nach der Wahl Paul Esterházy zum Palatin
des Königreichs Ungarn erfolgte in Eisenstadt die Einrichtung einer
Palatinalkanzlei, die neben der schriftlichen Erledigung seiner
Amtsgeschäfte auch Agenden der Administration seiner Güter besorgte
(1681).
Aus der Palatinalkanzlei entstand nach dem Tod Paul Esterházy (1713)
das Majoratssekretariat als zentrale Verwaltungsinstitution des
Majorates. Noch 1692 war eine Zentralbuchhalterei geschaffen worden und
um 1708 erfolgte die Gründung einer Generalskassa. Durch die
Tutoratsverwaltung für den minderjährigen Fürsten Paul II. Anton wurden
1722 die Inspektorate begründet, die sich seit dem Ende des 18. Jhs.
langsam zu Mittelinstanzen der Güteradministration entwickelten. In
einem kontinuierlichen Entwicklungsprozeß entstand seit 1743 allmählich
das Zentralorgan für die Wirtschaftsverwaltung des Majorates, die
Domänendirektion (1806).

Eine wichtige wirtschaftliche Grundlage des Fürstenhauses bildeten die
Einnahmen aus der Landwirtschaft. Sie setzten sich aus der Feudalrente
(Naturalabgaben der Untertanen, Getreide, Wein, Holz, Vieh u.a.) und
aus der herrschaftlichen Eigenwirtschaft (Meierei) zusammen. Für die
Erzeugung und Lagerung der Produkte, zur Haltung des Viehs usw.
entstand eine Vielzahl von Wirtschafts- und Verwaltungsbauten. Zum
Betrieb wurde neben der Lohnarbeit in der Neuzeit besonders stark auch
die Robot (unentgeltliche Fronarbeit) der Untertanen herangezogen. Aus
der herrschaftlichen Eigenwirtschaft entstand im 19. Jh. die moderne
Gutswirtschaft.
Meisterstück des Paul Friedl als Geschenk an den Grund- und Zunftherrn

Gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jhs. erfuhr die Schafzucht in
der Esterházyschen Domäne analog dem allgemeinen Entwicklungsgang in
der Habsburger-monarchie eine massive Ausdehnung. Zur Zusammenfassung
und organisatorisch einheitlichen Ausrichtung der
Schäfereiangelegenheiten wurde bei der Domänendirektion ein eigenes
Department für das Schäfereiwesen geschaffen, das die Schafzucht nach
den damals modernsten Grundsätzen einrichtete und betrieb. Der
Schafstand, der zu Beginn des 19. Jhs. bei 75.000 Stück lag, stieg am
Ende der zwanziger und am Beginn der dreißiger Jahre auf
220.000-240.000 Stück an. Der Verkauf der Wolle erfolgt an
Großhandelshäuser, welche die angekauften Mengen aus dem Zentralmagazin
in Hornstein (seit 1819 in Loretto) abholten. Die Einnahmen aus den
Wollverkäufen waren seit den zwanziger und dreißiger Jahren der
wichtigste Einnahmeposten der Domäne und erreichten je nach Jahr meist
einen Wert zwischen 400.000 und 600.000 fl С.М.
Zunftkrug der Weingartenhüter und -arbeiter aus Purbach

Zünfte waren Organisationen von Handwerkern, deren Rechtsgrundlage die
von der jeweiligen Obrigkeit ausgestellte Handwerksordnung bildete.
Dadurch konnte in der Ära des Feudalismus die handwerkliche Produktion
gefördert und gesteuert werden. Daher haben sich auch die Esterházy in
ihrer Eigenschaft als Inhaber von Herrschaften dieses Instrumentes der
Wirtschaftslenkung bedient. Dazu haben sie entweder bereits bestehenden
Zünften ihre Rechte bestätigt, oder auch neue Organisationen gegründet,
indem sie ihnen Handwerksordnungen ausstellten. Manche dieser
Organisationen galten nur für einzelne, für zwei oder mehrere und
einige für alle Esterházyschen Herrschaften im heutigen Burgenland.

Als Inhaber der "Regalien" stand dem Hause Esterházy auf seinen
Besitzungen das Recht zur Errichtung und Führung
gewerblich-industrieller Unternehmungen aller Art zu. Neben den
privat-gewerblichen Betrieben, von denen dem Grundherrn nur ein
Anerkennungszins zu entrichten war, erbauten die Esterházy auch viele
Betriebe selbst und führten diese in Eigenregie bzw. verpachteten sie
gegen einen jährlichen "Bestand" an private Unternehmen weiter. Seit
ca. 1800 tat sich die Familie auch im Kohlenbergbau an führender Stelle
hervor.

Barriquefässer zur Herstellung von Weinbrand - 5 Stück mit je 225 Liter Inhalt

Das Deputat von Joseph Haydn
Joseph Haydn als Dienstnehmer am Hofe der Familie Esterházy
Unter Deputat versteht man die Entlohnung oder einen Teil der
Entlohnung in Naturalien. Dieses System wird in der Ausstellung des
Weinmuseums Burgenland deshalb so hervorgehoben, weil nur dadurch ein
landwirtschaftlichorientierter Großbetrieb, wie das esterházy'sche
Imperium, wirtschaftlich und finanziell denkbar und realisierbar ist.
Durch die Weitergabe der im eigenen Betrieb erzeugten
Grundnahrungsmittel und Grundbedürfnisse wurde der damals komplizierte
Umweg über das „Bargeld" vermieden und eine jederzeit gesicherte
Lebensgrundlage geschaffen.
Dargestellt sind die Inhalte des Dienstvertrages mit Naturalien, die
einen wesentlichen Bestandteil der Entlohnung in allen
landwirtschaftlich orientierten Feudalherrschaften dargestellt und sich
teilweise bis in die Gegenwart erhalten haben.
Pekuniäre Entlohnung mit 782 Gulden und 30 Kreuzern
Naturalentlohnung: Weizen 200kg, Roggen 600kg, Wein 1044 Liter (522
Liter „Offizierswein" als Kapellmeister und 522 Liter Wein als
Organist), Rindfleisch 150kg, Schweinefleisch 1 lebendes Hausschwein,
Schmalz 15kg, Grieß 37,5kg, Futter für zwei Pferde 365 Bündel Heu und
2190kg Hafer, Brennholz rund 60 Raummeter, Salz 25kg, Kerzen 18kg,
Eingelegtes Kraut 1 Metzen = rund 56 Liter, Uniform als Muster für
Sommer- und Winteradjustierung

Fürstenfass Nr. 1 mit 7.780 Litern Inhalt
Konserviertes Bodenstück des 1963 geeichten Fasses mit Frosch und den
montierten Vornamensheiligen „Szt. Margit" (Margarethe mit dem Wurm)
und „Szt. Miklós" (für Nikolaus mit Bischofsstab und Buch), beide mit
Datum „16.XI.1898"
Zusätzlich im Mittelfeld den Vornamenheiligen St. Michael, der Erzengel
im Kampf mit dem Drachen als Gegenstück für den von 1713 bis 1721
regierenden Fürsten Michael.

„Der Türke im Rauchfang", Sagenfigur aus Purbach
Original in. Purbach auf dem Rauchfang des Hauses Schulgasse 9, Familie Weisz Johann - Türkenkeller

„Marienfass" unter den „Fürstenfässern", Fass Nr. 4, 3.515 Liter Inhalt, geeicht 1962
Geschnitzte Holztafel mit Weinranken am Rand und Madonna mit dem Kind, 25. Jänner 1900

„Engel-Fass", Fass Nr. 300
Wappenschild mit Schnitzerei, gehalten von zwei Engeln, Kaiserkrone und
Schriftbild: „Arbeit / ist des Bürgers Zierde / Segen /ist der Mühe
Preis,/ Ehret / den Kaiser seine Würde / Ehret/uns der Hände Fleiß".
Auf den Nebenschildchen: „Guter Trunk / schenkt guten Muth" und:
„beides komt / dem Land zugut", 16.158 Liter Inhalt, Herstellung 1888,
Fassbinder A. Striegl und Sohn, Schnitzerei S. Riedel Bildhauer.

Riesenfass des Esterhazyschen Weinausschanks
Das mit 3,10 Metern Durchmesser messende und 62.283 Liter Wein
aufnehmende Riesenfass war das letzte in seiner Art im Burgenland. 1999
wurde es aus der ehem. Weinkosthalle in den Stallungen gegenüber dem
Schloss Esterházy zerlegt und aufgelöst. Einzelne Fassdauben und
Bestandteile der Fassböden sowie das Fassschild mit der Nr. 433 haben sich im Weinmuseum erhalten.
Das Riesenfass diente der Aufnahme von unterschiedlichen Weißweinen aus
den Esterhazyschen Rieden, etwa Welschriesling, Muskat, Neuburger,
Traminer, Weißburgunder, grauer Burgunder und grüner Veltliner. Nachdem
das Mischungsverhältnis keinem präzisen Plan folgte, war das kollektive
Produkt das Leseergebnis eines Weinjahres.

Fassboden „Wiener Weltausstellung 1873"
Reliefbildnisse von Kaiser Franz Josef I. und Kaiserin Elisabeth,
gekrönt von der österreichischen Kaiserkrone, jeweils in einem
kreisförmigen Medaillon

DIE SEKTPRODUKTION - WEINGUT ESTERHAZY
Bereits im 17. Jahrhundert wurde unter Paul I. Esterházy auf den Rieden
der Familie Wein hergestellt. Heute erzeugt das Weingut Esterhazy auch
hochwertigen Sekt, der in der Regel nach der „Methode Traditionelle",
der klassischen Flaschengärung, hergestellt wird. Für diesen
aufwändigen und langwierigen Prozess sind mehrere Faktoren bedeutsam,
um einen herausragenden Schaumwein produzieren zu können:
1. DER GRUNDWEIN
Die Trauben für den sogenannten Grundwein müssen eine hohe Säure
aufweisen und sich zudem für eine Lagerung auf der Hefe eignen (sur
lie"). Hierfür verwendet das Weingut Esterhazy neben Chardonnay und
Pinot Noir auch Blaufränkisch. Er erfüllt alle Voraussetzungen und
eignet sich damit hervorragend für die Sektproduktion. Er ist zudem die
Leitrebsorte des Burgenlandes und damit ein Stück Heimat und
Authentizität. Der Grundwein ist mit etwa 11% vol. Alkohol besonders
leicht, da durch die Versektung der Alkoholgehalt um etwa 1% vol.
ansteigt. Die Trauben werden direkt nach der Lese so schonend gepresst,
dass man für eine einzige Flasche Sekt etwa 1,3 kg Trauben benötigt.
Durch das frühe Trennen von Saft und Beerenschalen sind die Grundweine
zudem stets weiss oder roséfarben.
2. DIE VERSEKTUNG
Der Grundwein wird nach der Vergärung in Flaschen gefüllt und mit einem
Zucker-Hefe-Gemisch versetzt. Die mit einem Kronkorken verschlossenen
Flaschen lagern dann für mindestens ein Jahr in unseren Kellern. In
dieser Zeit vergärt die Hefe den zugesetzten Zucker, wodurch neben
Alkohol auch natürliches Kohlendioxid entsteht, das als Perlenbildung
(Perlage) wahrgenommen wird.
3. DIE RÜTTELPULTE
Unsere hochwertigsten Sekte lagern an dieser Stelle bei konstanter
Temperatur für mehrere Jahre. In dieser Zeit bindet sich die Perlage
perfekt ein und eine Interaktion der Hefen mit Alkohol und
Kohlenstoffdioxid setzt ein. Diese sogenannten Autolyseprozesse ergeben
das typisch cremige Geschmacksprofil unserer Sekte. Eine perfekte
Perlage hat viele und besonders kleine Bläschen, die zudem sehr lange
am Gaumen anhalten. In einem einzigen Glas Sekt können so bis zwei
Millionen Bläschen enthalten sein. Gegen Ende der Lagerung beginnt das
Rütteln, woher die Pulte Ihren Namen haben. Dabei werden die Flaschen
über einen Zeitraum von mehreren Wochen mit einer abwechselnden
Links-Rechtsbewegung aus den Handgelenk immer senkrechter aufgestellt,
wodurch sich die Hefe im Flaschenhals sammelt.
4. DAS DEGORGIEREN
Die Flaschen stehen nach Abschluss des Rüttelns auf dem Kopf und werden
mit dem Flaschenkopf nach unten in ein Eisbad gestellt. Dadurch
gefriert der Teil im Flaschenhals inklusive der dort befindlichen Hefe
und kann durch Öffnen des Kronkorkens entfernt werden. Der Schwund wird
mit einer Mischung aus Wein und gelöstem Rohrzucker, Dosage genannt,
wieder aufgefüllt und die Flasche mit einem Sektkorken und dem
typischen Drahtgestell, der Agraffe, verschlossen.
DAS WEINGUT ESTERHAZY
Das Weingut Esterhazy befindet sich nur fünf Autominuten vom
Eisenstädter Schloss entfernt (Richtung Trausdorf/A3). Außer unseren
Sekten können sie dort auch unsere Weine verkosten und in herrlichern
Ambiente die einzigartige burgenländische Natur genießen. Im Rahmen
unserer Kellerführungen erfahren Sie außerdem alles Wissenswerte rund
um das Thema Wein.

Der Hl. Donatus kommt im Zuge
der Jesuitenmission unter Palatin Nikolaus sowie seinem Sohn Fürst Paul
I. Esterházy ins Burgenland und wird heute noch mit vier
Kirchenpatrozinien und 22 künstlerischen Darstellungen, darunter sechs
Bildstöcken, verehrt. Seine Attribute sind Beil, Rad und ein Bündel
Blitze. Sein Festtag ist der 7. August. Die hier gezeigte Kopie eines
Donati-Bildstockes wurde dem Original im Friedhof zu Raiding, 1753
geschaffen, von Rudolf Zachs und Josef Michels nachgebildet.
Der Hl. Donatus steht für die Vielzahl von Flurheiligen, die den
Erntesegen garantieren sollen. Hier soll der Hagelschlag als Folge des
Gewitters mit Blitz und Donner abgewehrt (der Heilige hält ein
Blitzbündel im Arm) werden. Zu den Heiligen, die mit dem Wein in
Verbindung gebracht werden, zählen in den Esterházy'schen Herrschaften
neben dem Donatus vor allem Martin, quantitativ weit zurückliegend dann
noch Urban und Vinzenz. Der Mauerdurchbruch neben dem Heiligen
vermittelt einen Eindruck von der Mauerstärke der mittelalterlichen
Burgmauer.

Die Fürstenfamilie Esterházy und der Weinbau - Gewerblicher Weinbau seit 1622
Mit dem Erwerb der heutigen burgenländischen Herrschaften Eisenstadt
und Forchtenstein im Jahr 1622 durch Palatin Graf Nikolaus (1583-1645)
tritt die später gefürstete Familie Esterházy ins Zentrum der örtlichen
Weinbaukultur. Das Bergbuch der Grafschaft Forchtenstein von 1570
bildet mit seinen angeführten Besitz- und Abgabenverhältnissen die
Grundlage für die Ertragsberechnungen der Weingärten.
Errichtung des Schlosskellers
In der Zeit des Fürsten Paul I. Esterházy (1635-1713) fällt die
Übernahme der Herrschaften und Weingebirge von Deutschkreutz,
Klostermarienberg. 1653 erwarb er vom Freiherrn von Leisser in
Donnerskirchen den sog. Leisser-Hof, ein damals bereits sehr aktives
Weinbauunternehmen. In der Folge wurde der Keller als zentraler
Lagerraum aller Esterhazyschen Guts- und Zehentweine ausgebaut. Selbst
die Weine aus dem Schloss Esterhazy wurden nach Donnerskirchen
gebracht. Bei der Auftragserteilung für die Errichtung des Schlosses
Esterházy in Eisenstadt an Martino Carlone bestimmte Fürst Paul I.
einen Keller mit einem Fassungsvermögen von 5.000 Eimern Wein.
Qualitätsweinbau und Süsswein
Sowohl Ladislaus Graf Esterházy (1626-1652) als auch Fürst Paul I.
Esterházy forcierten auf ihren Besitzungen den Qualitätsweinbau, vor
allem mit Süsswein aus Botrytistrauben (sog. Ausbruch). Süßwein hat in
der langen Geschichte des Weinguts Esterházy immer eine bedeutende
Rolle gespielt. Der berühmteste war dabei der sogenannte „Lutherwein",
der im Jahr 1526 gekeltert wurde und die Gaumen illustrer Weinfreunde
über eine Zeitspanne von mehr als 300 Jahren erfreute. Gelegentlich
eines Besuches der Burg Forchtenstein 1819 schrieb Erzherzog Franz Karl
folgende Zeilen: „Zuletzt durften wir uns die großen, schön
beleuchteten Keller anschauen, wo wir unter anderem ein riesiges, mehr
als 1.000 Liter großes Fass sahen, worauf man angenehm deutschen Tanz
aufführen konnte. Mir wurde auch das Fas gezeigt, worin der Wein aus
der Zeit Martin Luthers aufbewahrt wird." Die Rede ist von jenem
berühmten „Lutherwein", der bereits im Jahr 1526 im heutigen Leisserhof
zu Donnerskirchen gekeltert worden ist und damit wohl die älteste,
dokumentierte Trockenbeerenauslese im pannonischen Raum war. Im Jahr
1653 erwarb Fürst Paul Esterházy den Edelhof und damit das große Fass
mit dem Lutherwein. Er ließ den edelsüßen Tropfen in kleinere Fässer
abfüllen und diese auf die Burg Forchtenstein bringen, wo der Wein zu
festlichen Anlässen kredenzt wurde. Um eine Oxidation zu verhindern,
ersetzte man die Fehlmenge immer mit ausgekochten Kieselsteinen, sodass
der letzte Tropfen des gut konservierten Weines erst im Jahre 1852
ausgetrunken wurde. Ein eindrucksvoller Beweis für die fast unbegrenzte
Haltbarkeit der edelsüßen Hochprädikatsweine aus dem Burgenland.
Kein Wunder, dass diese unter allen Weinen stets einen besonderen
Status hatten. So wurden sie an vielen europäischen Fürstenhöfen hoch
geschätzt und fanden sogar ihren Weg bis in die russische Zarenresidenz
im fernen St. Petersburg. Besonders hoch angesehen war dabei der Ruster
Ausbruch. Als der Weinbauort am Neusiedlersee im Jahre 1681 das
Stadtrecht erhielt, mussten die Ruster Bürger dies Kaiser Leopold „mit
echtem und flüssigem Gold", nämlich 60.000 Gulden und 500 Eimern (rund
30.000 Litern, das entsprach in etwa einer Jahresernte) Ruster Ausbruch
abgelten.
Auch heute keltert das Weingut Esterházy die in vielen Ländern der Welt
geschätzten Hochprädikatsweine wie Beerenauslese, Ausbruch und
Trockenbeerenauslese von besten Lagen in den Weinbergen in und rund um
Rust. Die traditionellen Sorten Bouvier, Pinot Gris und Welschriesling
bilden die Grundlage für diese wertvollen Raritäten. Sie bereiten durch
ihr ausgewogenes Süße-Säurespiel besonderes Trinkvergnügen und bieten
sowohl für sich getrunken wie auch als Begleiter zu Desserts,
Blauschimmelkäse oder einer gepflegten Zigarre höchsten Genuss.

Weinkeller im Wiener Palais Esterházy
Am 13. Juli 1683 wurde im Weinkeller des Palais Esterházy in Wien - in
dem riesige Weinvorräte lagerten - erstmals Wein ausgeschenkt, damals
noch gratis für die Verteidiger Wiens während der zweiten
Türkenbelagerung. In der Folge erhielten die Fürsten Esterházy die
Erlaubnis, ihren eigenen Wein im Esterházykeller zu verkaufen.
Wertvolle Fassböden
Aus der Zeit des Fürsten Michael Esterházy (1671-1721) haben sich
mehrere, teilweise sehr bedeutende Fassböden erhalten. Einer davon mit
der reliefierten Darstellung des Hl. Michael.
Die Einführung des Burgunder-Weines in Pannonien
1758 gab die Gräfin Maria Lunati-Visconti, die Gemahlin von Fürst Paul
II. Anton (1711-1762) die Anweisung, Pinot-Noir-Reben aus dem Burgund
zu pflanzen und zeichnet damit für die Einführung der französischen
Weinkultur und Kellertechnik verantwortlich. In diesem Zusammenhang
wurde der Weinmacher Le Bon engagiert.

Ziertschutter - Tonwarenfabrik bzw. Manufaktur Stoob mit fürstlichem Wappen, 19. Jhdt

Marketing, Image und internationale Interessen
Fürst Nikolaus I. Esterházy, der „Prachtliebende" (1714-1790), sorgte
mit seiner Hofhaltung für eine weitreichende Prosperität des Weinbaus
und einen hohen Bekanntheitsgrad seiner Erzeugnisse.
Fürst Nikolaus II. Esterházy (1765-1833) ließ seinen Gästen sowohl
seine eigenen „Hofweine" als auch importierte Erzeugnisse wie Port und
Champagner auftischen.
Die Reblaus und die Erneuerung des Weinbaus in Pannonien
Ein katastrophaler Rückschlag für die Weinkulturen erfolgte ab 1876
durch das Auftreten der Reblaus. Bis etwa 1890 war der gesamte
europäische Weinbau weitgehend vernichtet. Fürst Paul IV. Esterházy
(1843-1898) und Fürst Nikolaus IV. Esterházy (1869-1920) machten sich
in dieser schwierigen Zeit besonders verdient und unterstützten ab 1891
die pannonischen Weinbauern mit großzügigen Zuwendungen. Darüber hinaus
stellten sie Versuchsweingärten für Zucht- und Veredelungsanlagen zur
Verfügung, etwa die Ruster Weingärten und eine Rebschule im
Eisenstädter Hofgarten. Somit trägt der Neubeginn des gesamten
pannonischen Weinbaus die deutlichen Spuren dieser beiden Fürsten.
Der Zweite Weltkrieg und die Rekultivierung der Weingärten
Der zweite Weltkrieg hatte Verwüstungen und schwierigste
Lebensbedingungen für die Weinbauern zur Folge. Erneut unterstützte die
Familie Esterházy die Bewohner der in seinem Flächenausmaß bedeutend
reduzierten Region. Fürst Paul V. Esterházy (1901-1989) regeneriert
nach dem Ende der russischen Besatzungszeit die fürstlichen Weingärten
und bringt diese auf das heutige Flächenausmaß. Gleichzeitig wird die
Verarbeitung in den früheren Lesehöfen aufgegeben und in den
Weinkellern sowie der Sala terrena im Schloss Esterházy konzentriert.
Weinkosthalle in Eisenstadt
1951 eröffnete in den Hofstallungen eine Weinkosthalle, in der u.a.
auch das sog. „Riesenfass" aufgestellt war. 1999 wurde der Betrieb
eingestellt.
Weinmuseum Burgenland
Seit 1996 wurde der knapp 2.000 Quadratmeter große fürstliche
Esterházysche Weinkeller für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und
mit Leihgaben des Burgenländischen Landesmuseums bereichert als
„Weinmuseum Burgenland" geführt.
Weingut Esterházy in Trausdorf
Über die Dauer von etwa 350 Jahren war das Weingut Esterházy zuerst im
Donnerskirchner Meierhof und ab 1947 in den historischen
Kellerräumlichkeiten des Schlosses Esterházy in Eisenstadt
untergebracht. Die ständig wachsenden Anforderungen an die hohe
Qualität der Weine konnten in diesen Kellergewölben nur noch schwer
erfüllt werden. Deshalb wurde 2006 in Trausdorf, mit Blickkontakt zum
Schloss Esterházy, ein mit modernster Technik zur Weinbereitung
augestattetes Weingut errichtet. Das Bestreben des Weingutes ist es,
die Traditionen des Hauses gekonnt mit dem Einsatz moderner
Kellertechniken zu verbinden. Unter diesem Motto werden die
Anbauflächen kontinuierlich erweitert. Die Reben des Weinguts Esterházy
stehen in den besten Lagen im Herzen des Weinbaugebiets
Neusiedlersee-Hügelland: an den Südhängen des Leithagebirges und des
Ruster Hügellands. Die dort gegebene einzigartige Symbiose aus
kalkhaltigen Böden und einem außergewöhnlichen, durch den Neusiedlersee
beeinflussten Mikroklima, bringt Weine mit ganz besonderem
Terroir-Charakter hervor. Die kellertechnische Einrichtung wurde so
gewählt, dass die Gebiets-Charakteristik der Weinlagen verstärkt
herausgearbeitet werden kann. Die Trauben werden von der Anlieferung
bis zum fertigen Wein direkt im Weiß- und Rotwein-Keller verarbeitet.
Der Barrique-Lagerraum für die Reifung der Rotweine ist mit einer 14 m
langen und 3,5 m hohen Wand aus österreichischem Naturlehm
ausgestattet, die für eine optimale Regelung von Temperatur und
Luftfeuchtigkeit sorgt. Ziel dieser österreichweit einzigartigen
Verarbeitung der Trauben ist, die Lagertypizität und Aromatik so
authentisch wie möglich ins Glas zu bringen.

Wappen beim Stiegenaufgang zum Haydnsaal im Schloss Esterhazy
Das Stammwappen zeigt in Blau auf goldener Blätterkrone stehend einen
gekrönten goldenen Greif, in der rechten Kralle einen Säbel schwingend,
in der linken drei rote Rosen an grünen Stängeln haltend. Auf dem Helm
mit blau-goldenen Decken der Greif wachsend.
Mit der Erhebung Paul Esterházys in den Fürstenstand wurde 1687 das
neue fürstliche Wappen durch Kaiser Leopold I. bestätigt. Es ist
geviertet mit einem schwarzen Mittelschild, darin ein goldenes L
(Initiale des Kaisers). In Feld 1 und 4 in Blau einwärts der gekrönte
Greif mit Krummsäbel und Rosen. In den Rot und Silber geteilten Feldern
2 und 3 ein oben aus der Mitte wachsender, einwärts gekehrter,
gekrönter goldener Löwe, in der erhobenen Linken drei weiße Rosen
(Übernahme des Nyáry-Wappens), unterhalb drei rote Rosen (Übernahme des
Thurzó-Wappens). Durch die Erhebung der Reichsgrafschaft Edelstetten zu
einer gefürsteten Reichsgrafschaft im Jahr 1804 erfolgte auch eine
Aufbesserung des fürstlichen Wappens, wobei das Wappen der gefürsteten
Grafschaft Edelstetten und der doppelköpfige Reichsadler des HRR
inkludiert wurden.

Joseph Haydns Weindeputat & das Thema Wein in seinen Kompositionen
Joseph Haydns Weindeputat
Seinen ersten Dienstvertrag mit einem Fürsten der Familie Esterházy
schloss Joseph Haydn 1761 für seine Funktion als Vizekapellmeister mit
Fürst Paul II. Anton Esterházy. Nach dessen Ableben unterzeichnete
Haydn 1779 einen Dienstvertrag mit dem Fürsten Nikolaus I. Esterházy,
genannt „der Prachtliebende". Sehr präzise beschreibt der Vertrag die
Einzelheiten der ihm zustehenden Deputate. An Wein erhielt Joseph Haydn
jährlich insgesamt 1044 Liter, eine Menge, die sich aus den Zuteilungen
für die Funktionen Kapellmeister („Offizierswein") und Organist
(„Wein") zusammensetzt.
Joseph Haydn und der Wein in seinen Kompositionen
Wie im Leben spielt die Weinkultur auch im musikalischen Schaffen von
Joseph Haydn eine nicht unbeachtliche Rolle. So u.a. im dritten
Abschnitt des Oratoriums „Die Jahreszeiten": „Am Rebenstocke blinket
jetzt die helle Traub' in vollem Safte und ruft dem Winzer freundlich
zu, dass er zu lesen sie nicht weile." oder „Juchhe! der Wein ist da,
die Tonnen sind gefüllt, nun lasst uns fröhlich sein und juchhe aus
vollem Halse schrein! Lasst uns trinken! trinket Brüder, lasst uns
fröhlich sein! Juchhe, juchhe! es lebe der Wein! Es lebe das Land, wo
er uns reift!" genauso wie in der 1775 komponierten Oper „L'Incontro
improvviso". Diesbezüglich nicht unbeachtet sollen Haydns Kantaten
sein, etwa „der Furchtsame" mit dem Liedtext „Kaum sah ich den Donner
die Himmel umziehen, So flieh ich zum Keller hinein. Was meint ihr? Ich
suche den Donner zu fliehen? Ihr irrt euch: ich suche den Wein!"

Die Herkunft - Die Familie Esterházy
Auf der politischen Bühne wird die Familie Esterházy im 17. Jahrhundert
präsent. Durch eine durchdachte Heiratspolitik und die Loyalität zum
Kaiserhaus kommt es zum rasanten Aufstieg: vom kleinen ungarischen Adel
zu einem der bedeutendsten adeligen Geschlechtern der letzten
Jahrhunderte in der Donaumonarchie.
Schon bald „gibt es nichts Besseres, als ein Fürst Esterházy zu sein“,
meint auch ein Gast des Hauses im 18. Jahrhundert. Kaiser und Könige
gehen ein und aus. Doch die Fürsten kämpfen nicht nur gegen die
ständige osmanische Bedrohung - sondern auch gegen die immer größer
werdenden finanziellen Schwierigkeiten. Die zahlreichen Besitzungen,
rauschende Feste und eine ausufernde Sammelleidenschaft hatten ihren
Preis, vor allem im 19. Jahrhundert: So wird 1871 z. B. die kostbare
Esterházy Bildergalerie an das Königreich Ungarn verkauft.

DIE ANNÄHERUNG
Größer könnte der Unterschied nicht sein, als diese zwei Welten
aufeinandertreffen: Fürst Paul V. ist das Oberhaupt eines
jahrhundertealten mächtigen Fürstenhauses. Die um 19 Jahre jüngere
Melinda Ottrubay ist bürgerliche Ballerina des Budapester Opernhauses.
Die behutsame Annäherung des Paares dauert mehrere Jahre und ist
kompliziert. Nicht nur die kühl-distanzierten Charaktere, auch die
politischen Ereignisse verbinden und entzweien die beiden
gleichermaßen. Doch für Melinda war schon früh klar: „Tief in meiner
Seele war ich seit dem ersten Zusammentreffen als dreizehnjähriges
Mädchen in den Fürsten verliebt!".
DIE TANZKARRIERE
Tanz hat Melinda Ottrubay ein Leben lang begleitet. Schon als kleines
Mädchen besucht sie eine Ballettschule. Mit ihrem Talent überzeugt sie
schließlich nicht nur ihre Eltern: Sie wird sogar am
Königlich-Ungarischen Opernhaus als Elevin aufgenommen. Unermüdliches
Training lassen die disziplinierte junge Frau bald in der vordersten
Reihe des Ensembles tanzen. 1943 ist Melinda führende Tänzerin des
Opernhauses und im August 1945 die Primaballerina Assoluta. „Im
Opernhaus kennt mich jeder unter meinem Spitznamen Fräulein
Ventilator!" Mit ihrer Begeisterung für Pirouetten dreht Melinda sich
schwindelerregend von Erfolg zu Erfolg. Ihren Lieblingsrollen - in
„Romeo & Julia", „Sylvia" und der Columbina in „Karneval" - haucht
sie wie magisch Leben ein. Melinda verkörpert buchstäblich die
Emotionen der Charaktere - und verzaubert so das Publikum.
Budapest 1944
Am 19. März 1944 besetzt die deutsche Wehrmacht Ungarn. Damit geraten
die bis dahin verschont gebliebenen 800.000 ungarischen Juden ins
Visier der Nazis sowie der ungarischen Pfeilkreuzler. Schon im Mai
beginnen die Deportationen nach Auschwitz. Dennoch werden in
ungarischen Kreisen vereinzelt Versuche unternommen, den drohenden
Holocaust an den Landsleuten zu verhindern. Der Verband Christlicher
Frauen versteckt im Sommer 1944 mehrere hundert verfolgte jüdische
Kinder in einem Gebäude der Barmherzigen Schwestern in Budapest. Paul
scheut sich in dieser Situation nicht, die enorme Summe von 100.000.-
Pengö zu spenden, um den Unterhalt der Kinder sicherzustellen. Seine
Hilfe ist unerlässlich für das ganze Vorhaben.
DUNKLE ZEITEN
1945 wird in Ungarn der Großgrundbesitz verstaatlicht. Es kommt zur
Enteignung der umfangreichen Besitzungen des Fürsten. Paul V.
beschließt, weiterhin in Budapest zu bleiben. Er ist unter ständiger
Beobachtung, denn er gilt als „regimefeindlich". Um ein Exempel zu
statuieren, wird der Fürst im Dezember 1948 aus seiner Wohnung
abgeführt, wegen Hochverrats angeklagt und verurteilt. Melinda bleibt
alleine zurück. Aufenthaltsort ihres Gatten über mehrere Jahre:
unbekannt. Zusätzlich werden ihre Eltern aus Budapest verbannt. Melinda
gelingt es, unter Vortäuschung einer Krankheit in einem Sanatorium
unterzutauchen. „Erst später wurde mir bewusst, dass ich die besten
Jahre verloren hatte".
Der Prozess - „Ich liebe dich. Zeit und Entfernung ändern daran nichts...!"
Paul V. Esterházy wird zur Spielfigur in einem inszenierten
Schauprozess. Im Hintergrund zieht Mátyás Rákosi die Fäden. Als
Abschreckung ist für den Fürsten zunächst die Todesstrafe vorgesehen.
Die „einstudierte" Vernehmung findet am 4. Februar 1949 statt und wird
im Radio übertragen. Melinda darf als stille Beobachterin im Saal
anwesend sein. Nach dem Prozess ziehen sich die fünf Volksrichter zur
Beratung zurück. Die Entscheidung ist knapp: Zwei der Richter sprechen
sich für die Todesstrafe aus, drei für eine fünfzehnjährige
Zuchthausstrafe. Zusätzlich wird das gesamte Vermögen beschlagnahmt.
Die Verabschiedung zwischen Paul V. und Melinda ist kurz und beinahe
unwirklich, das Bild geht um die Welt.
Die Flucht - „Wäre die Aktion aufgeflogen, hätte unser aller Leben ein tragisches Ende gefunden.“
Am 30. Oktober 1956 kommt der Fürst im Zuge des Volksaufstandes
frühzeitig frei. Die Flucht des Paares aus Ungarn ist daher kurzfristig
geplant. In den Morgenstunden des 1. Novembers fahren drei Autos, die
als Konvoi des Roten Kreuzes getarnt sind, über die Grenze in Richtung
Budapest – angeblich um Medikamente und Glasfenster zu liefern. Die
Mitarbeiter der Esterházy-Domäne im Burgenland setzen damit ihr Leben
aufs Spiel. Wäre die Aktion bekannt geworden, wären alle Beteiligten
sofort gehängt worden. Doch steht die Flucht unter einem guten Stern.
Noch am selben Tag gelingt die Ausreise des Fürstenpaares, wenige
Stunden bevor die Grenzen geschlossen werden. Aus Angst vor einer
Entführung des Fürsten reist das Paar weiter in die Schweiz, wohin es
bereits 1946 Gepäck vorausgeschickt hatte.

Haydnsaal
Das einstige Bildprogramm von Fürst Paul I. im „Großen Saal" des 17.
Jahrhunderts spannte den Bogen von den ersten Menschen, Adam und Eva,
die als marmorne Springbrunnen an den Schmalseiten standen, über die
Darstellungen der Esterházy-Besitzungen in der Sockelzone,
Ahnenportraits in den unteren Fensternischen, ungarische Könige, welche
die Wandflächen beherrschten, bis hin zu den Portraits römischer Kaiser
über den Türen. Zur Deckengestaltung leiteten die Länder- und
Provinzallegorien Ungarns, Szenen aus der Hesperiden-Sage sowie aus der
Erzählung von Amor und Psyche über. Das Programm gipfelte schließlich
in den großen Deckenfeldern, wo im Zentrum auch heute noch die Aufnahme
Psyches in den Götterhimmel zu sehen ist. Die barocken Malereien finden
sich heute nur mehr an der Decke des Saales.

Der historische Festsaal des Schlosses (im 17. Jahrhundert als „Großer
Saal“ bezeichnet) ist seit der Mitte des 20. Jahrhunderts als Haydnsaal
bekannt und wird oft als Konzertsaal verwendet. Joseph Haydn stand von
1761 bis 1803 als Hofmusiker, Kapellmeister und Komponist im Dienst am
Fürstenhof der Esterházy. Darüber hinaus richtete er Werke für den
Spielbetrieb in Schloss Esterházy (Fertöd) ein und leitete als
Kapellmeister mehr als 1000 Aufführungen.

Der „Große Saal", wie der Raum bis in die Mitte des 20. Jahrhundert
hieß, wurde erst im ausgehenden 18. Jahrhundert im Zuge des
klassizistischen Schlossumbaus verändert. Die Fenster zur Gartenseite
wurden geschlossen, Türen eingesetzt und in Richtung Garten ein Saal
mit vorgelagertem Portikus angegliedert. An den Schmalseiten des Großen
Saales brach man die Wasserspiele ab und die Mauern durch; die beiden
geplanten Flügel, die sich hier angliedern sollten, wurden jedoch nicht
mehr realisiert. An den Wandflächen des Saales erfolgten ebenso
Veränderungen; so übertünchte man die Malereien des 17. Jahrhunderts
bis auf die Deckenfelder und Friedrich Rhode wurde beauftragt,
Blumenfestons und Medaillons in Grisaille an den Wandflächen
anzubringen. Im 20. Jahrhundert erhielt der Saal in Erinnerung an den
gefeierten Komponisten Joseph Haydn, der rund 40 Jahre in Diensten der
Esterházy stand, seine heutige Bezeichnung „Haydnsaal". Mit seiner
wunderbaren Akustik und Atmosphäre zählt er zu den schönsten
Konzertsälen weltweit.

Fürst Nikolaus IV. Esterházy (1869–1920), Gyula Benczúr (1844-1920), Öl auf Leinwand; 1910
Fürst Nikolaus IV. führt seine Familie durch kluges Handeln aus der
lange andauernden Finanzkrise. Wie seiner Gattin ist auch ihm die
Instandhaltung der Besitzungen ein besonderes Anliegen. Er kümmert sich
jedoch hauptsächlich um die wirtschaftlichen Belange der Domäne. Der
frühe Tod seiner geliebten Gattin im August 1910 trifft den Fürsten
schwer. Von da an muss er sich alleine um seine Kinder kümmern. Am 6.
April 1920 stirbt Fürst Nikolaus IV. und wird neben seiner Gattin in
Eszterháza begraben.

Persönliche Objekte - Ein Regal voller Erinnerungen
Nicht der Prunk, vor allem die einfachen und persönlichen Dinge des
Lebens sind für das Fürstenpaar bedeutend. Dazu zählen unter anderem
die zahlreichen Fotos von Familienmitgliedern und von Reisen des
Paares. Bei Kaffeeservices bevorzugt Fürstin Melinda neben der
Porzellanmanufaktur Wedgwood auch die ungarische Manufaktur Herend. Die
Stücke sind viele Jahre hindurch im ständigen Gebrauch bei offiziellen
Anlässen wie Ratssitzungen. Doch ein Stück liegt ihr bis zu ihrem Tod
besonders am Herzen: eine kleine blau-weiß gemusterte Katze.

DAS EXIL
In Zürich angekommen beginnt das Fürstenpaar sofort die Verwaltung der
Domäne im Burgenland. Noch zu Beginn besuchen beide für mehrere Wochen
Eisenstadt und die umliegenden Herrschaften. Durch politische
Unstimmigkeiten werden die Besuche jedoch weniger und hören
schlussendlich ganz auf. Auch wenn der Fürst bei Entscheidungen im
Vordergrund steht, hat die Fürstin im Hintergrund eine wichtige
Vermittlungsfunktion: „Denn ich wollte keine Rolle spielen. Er ist der
Chef!" In trauter Zweisamkeit tauschen sich die beiden zu aktuellen
Fragestellungen in den privaten Räumen des Hauses in Zürich aus. Die
Einrichtung dort ist weniger prachtvoll, als man es erwarten würde. Das
Leben, das das Fürstenpaar in Zürich führt, ist sehr zurückgezogen,
abseits der Öffentlichkeit und der Schlagzeilen der Medien.
Das Privatleben - „Für mich war er wie eine Säule. Ich habe mich in Sicherheit gefühlt!"
Das Fürstenpaar lebt unerkannt, bescheiden und sehr zurückgezogen in
Zürich. Die Fürstin fährt öffentlich mit der Straßenbahn, bekommt ein
Jahresticket vom Fürsten geschenkt. Der Tagesablauf ist streng
geregelt, Melinda übernimmt neben der Führung des Haushaltes auch die
Rolle der Gastgeberin. Trotzdem bleibt Zeit für Theater und Konzerte,
lange Spaziergänge und Reisen durch Europa: London, Amsterdam,
Helsinki, Venedig. Außerdem lesen Melinda und Paul V. viel. Der Fürst
liebt Bücher und vergrößert seine Bibliothek vor allem mit Literatur zu
juristischen Themen und zur Botanik. Ein Wunsch erfüllt sich jedoch
nicht - der eines Kindes, eines Nachfolgers.
Die Verwaltung - „Manchmal hätte ich gerne geschwänzt. Aber das war verboten."
Fürstin Melinda hilft ihrem Gatten bei der zeitintensiven Verwaltung
der Domäne. Alle Arbeiten im Burgenland müssen vom Fürsten genehmigt
werden. In Absprache mit ihm beantwortet die Fürstin persönlich alle
Briefe aus der Domäne schriftlich. Denn Fürst Paul V. war es wichtig
seine Gattin in alle Agenden einzubeziehen. Ihm ist der große
Altersunterschied bewusst, so bereitet er sie auf ihre spätere Aufgabe
nach seinem Tod vor. Die Fürstin muss bei allen Sitzungen mit den
burgenländischen Führungskräften anwesend sein. Ein Fehlen ist
verboten. Alleine bespricht das Paar anschließend die zu treffenden
Entscheidungen. Melinda und Paul ergänzen sich auf harmonische Weise.
DAS VERMÄCHTNIS
Bereits 1969 überträgt der Fürst seiner Gattin die
Verwaltungsvollmacht. 1986 setzt er sie in seinem Testament zur
Universalerbin ein. Nach dem Tod von Fürst Paul V. Esterházy am 24. Mai
1989 übernimmt Fürstin Melinda die Verwaltung des großen Erbes. Auch
weiterhin bleibt sie überwiegend in Zürich, hat aber Berater in
Eisenstadt. Bei Besuchen im Burgenland gibt sie sich volksnah,
unterstützt viele Vereine sowie Organisationen und ist von der
Bevölkerung geachtet. Um ein Auseinanderfallen der Domäne zu
verhindern, setzt sie einen wichtigen Schritt in eine moderne Zukunft:
Sie bringt den Besitz in den 1990er Jahren in mehrere Stiftungen ein.
Die Fürstin zieht sich 2002, mit 82 Jahren, aus allen öffentlichen
Funktionen zurück. Die letzten Lebensjahre verbringt sie im engsten
Familienkreis in Eisenstadt, wo sie in der Nacht vom 27. auf den 28.
August 2014 friedlich entschläft.

Fürst Paul V. Esterházy, Fotografie; 1920er Jahre
Bis in die 1990er Jahre war das Porträt des Fürsten in allen Amtsräumen
der Esterházy Besitzungen aufgehängt. Nach der Flucht in die Schweiz
1956 übernimmt der Fürst die schwierige Verwaltung einer ruinösen
Domäne. Pachtverhältnisse müssen geklärt, ein Konsens mit den Pächtern
gefunden und Gebäude saniert werden. Vorbehalte der Bevölkerung und der
Politik müssen ausgeräumt werden. Um die Geschäfte in geregelte Bahnen
zu lenken, konzentriert sich der Fürst hauptsächlich auf die
wirtschaftlichen Belange der Domäne.

Letzte Szene - „Man hat das Gefühl, man findet den Sinn."
Mit Weitblick und Geschick schafft es Fürstin Melinda, das Erbe für die
Zukunft zu sichern. Durch die Gründung von Stiftungen werden die
Besitzungen unteilbar und unverkäuflich. Mit den Erträgen der
Wirtschaftsbetriebe soll das kulturelle Erbe erhalten werden. Ab dieser
Zeit beginnen umfangreiche Restaurierungen, die bis heute andauern. Und
auch ihr soziales Engagement wird gewürdigt: Sie erhält in Wien und im
Burgenland zahlreiche Auszeichnungen. Auch von kirchlicher Seite: Zu
ihrem 80. Geburtstag wird ihr das „Großkreuz des heiligen Papstes
Silvester" überreicht. Eine besondere Würdigung ihrer Verdienste, da
der Orden normalerweise nicht an Frauen verliehen wird.

Verleihungsurkunde und Komturkreuz
Für ihr Engagement für das Burgenland und den Nationalpark Neusiedler
See-Seewinkel erhielt Fürstin Melinda Esterházy zahlreiche
Auszeichnungen. Das Land Burgenland würdigte ihre Verdienste 1998 mit
dem „Komturkreuz des Landes Burgenland".

Der Landeshauptmann von Burgenland
beurkundet hiermit, daß die Burgenländische Landesregierung mit Beschluß vom 20 Mai 1998
Frau Melinda Esterhazy
das Komturkreuz
des Landes Burgenland verliehen hat.
Eisenstadt/am 26. Mai 1998




Schatulle, DAVID ROENTGEN
(1743-1807), UM 1780, (UMBAU DES SOCKELBEREICHS UND IM INNEREN: 19.
JAHRHUNDERT) TULPENHOLZ, ROSENHOLZ, KIRSCHHOLZ, AHORN, BRONZE; MESSING,
VERGOLDET
Die Schatulle aus der Werkstatt David Roentgens, die sich in den
Sammlungen der Esterházy Privatstiftung erhalten hat, ist mit
Blütenarrangements dekoriert, die durch Ösen gezogen erscheinen und die
durch einen schönen Trompe-l'oeil- Effekt regelrecht über dem Fond zu
schweben scheinen. Derartiger Dekor war auf Schatullen äußerst selten
und zierte eher Tische, Schreibtische oder Kommoden, was das Objekt von
den sonst mit einfacher Mahagonifurnier gestalteten Kästchen Roentgens
heraushebt.
Bergère, UM 1780 (POLSTERUNG U. TEXTIL - REKONSTRUKTION 2008) HOLZ, VERGOLDET; TEXTIL
Sitzmöbel erfuhren im Laufe der Jahrhunderte die unterschiedlichsten
Ausformungen und Verwendungszwecke. Die Gestaltung richtete sich nach
dem Geschmack der Zeit, aber auch nach den Erfordernissen ihrer
Benützer. Diese Bergère bot mit der Polsterung der Rückenlehne und der
Armlehnen sowie mit dem Sitzkissen bequemsten Sitzkomfort.

Raumarchäologie
Gechinzte Tapeten mit chinoisen Motiven aus dem 19. Jahrhundert, die
hochgerollt die Lattenunterkonstruktion freigeben, wodurch die
historische Bezeichnung der Tapeten „Spalier" anschaulich vor Augen
geführt werden kann.
Loth und seine Töchter, FRANZ XAVER SEEGEN (1724-1780), 1779 BLEILEGIERUNG, VERGOLDET; HOLZSOCKEL MIT TEILVERGOLDETER POLIERWEISSFASSUNG

Aufsatz aus vier Kannen und zwei Deckelvasen, CHINESISCH, 18. JAHRHUNDERT
MONTIERUNG: FRANZÖSISCH, UM 1760, PORZELLAN; BRONZE, VERGOLDET
Mit großer Wahrscheinlichkeit handelt es sich bei diesem Ensemble aus
zwei Vasen und vier Kannen um Objekte aus dem Besitz von Madame de
Pompadour, der legendären Mätresse des französischen Königs Ludwig XV.

Anton I. Fürst Esterházy (1738 bis 1794), UNBEKANNTER KÜNSTLER, UM 1785, PASTELL AUF BEFLOCKTEM PAPIER
Anton, Sohn von Nikolaus dem Prachtliebenden, der dessen glanz- und
prunkvolle Hofhaltung und Festkultur miterlebt hatte, war ebenso wie
sein Vater auf standesgemäße Repräsentation mit allen Mitteln bedacht.
Er engagierte sich als Bauherr einerseits und auch als
kunstverständiger Mäzen andererseits.
Maria Anna Fürstin Esterházy, geb. Gräfin Hohenfeld (1768 bis 1848)
UNBEKANNTER KÜNSTLER, UM 1785 PASTELL AUF BEFLOCKTEM PAPIER
Fürst Antons zweite Gattin war zum Zeitpunkt ihrer Hochzeit 1785 17
Jahre alt und somit 30 Jahre jünger als der verwitwete Majoratsherr.
Die Ehe, die kinderlos blieb, währte nur wenige Jahre, denn der Fürst
starb bereits 1794. Die junge Witwe trat nochmals in den Stand der Ehe
und heiratete 1799 den einflussreichen Botschafter in Paris Prinz Karl
Philipp zu Schwarzenberg, der später in den Fürstenstand erhoben werden
sollte.
Konsoltisch, ZWEITE HÄLFTE 18. JAHRHUNDERT HOLZ, VERGOLDUNG IN DREI FARBNUANCEN; DIVERSE HARTE STEINSORTEN, U. A. GIALLO DI MORI
Der Konsoltisch war im Sammlungsbestand der Esterházy Privatstiftung
nur noch in Fragmenten erhalten, konnte jedoch in einem dreijährigen
Restaurierungsprojekt rekonstruiert und auch die fehlenden
Steineinlagen der Tischplatte in mühevoller Arbeit zusammengetragen und
bearbeitet werden.

Das Majoratsilber der Fürsten Esterházy
FIRMA WÜRTH, JODOKUS WELMARUS (1702/03-1783), JAKOB GEORG FEYRWARY
(1731-1773), STEPHAN MAYERHOFER (1772-1868), VINZENZ BLASOWITZ (TÄTIG
AB 1851) WIEN, 1791/92; ERWEITERT UND ERGÄNZT 1818 UND 1854; TELLER
1746 SILBER, GETRIEBEN, GEGOSSEN, ZISELIERT, PUNZIERT, GRAVIERT; GLAS
Fürst Antons Installation als Majoratsherr wurde entsprechend aufwändig
und prunkvoll mit Festen und Feierlichkeiten begangen. Das barocke
Silber seines Vaters ließ er 1790 aus Eszterház abholen und
einschmelzen, um ein moderneres Service anfertigen zu lassen. 1791/92
bestellte er das besonders prächtige und mit dem Edelmetall
verschwenderisch gearbeitete Service bei Wiens bestem Silberarbeiter
Ignaz Sebastian Würth (1747-1834). Dieses erfuhr unter Fürst Nikolaus
II. und dessen Sohn Erweiterungen und Adaptierungen. Es ist heute
weltweit der größte Tafelaufsatz aus der Zeit um 1800, der als Ensemble
erhalten ist.

Tempietto, GIACOMO RAFFAELI (1753-1836), ROM, UM 1820 SERPENTIN; MARMOR; BLEI, VERGOLDET
Bis 1945 befand sich im Eisenstädter Schloss der sogenannte „Römische
Tisch". Dabei handelte es sich um ein aus hochwertigen Materialien
gefertigtes, großzügiges Modell einer idealen antiken Stadtlandschaft.
Derartige dreidimensionale Stadtansichten konnten als Tischdekoration
an einer festlichen Tafel Verwendung finden. Bei einer seiner
zahlreichen Italienreisen dürfte Fürst Nikolaus II. Esterházy den
Römischen Tisch, von dem sich nur dieser Tempietto erhalten hat, um
etwa 1820 in Auftrag geben haben. Eine ähnliche Gruppe, wie sie sich
einst im Eisenstädter Schloss befand, ist heute im Palazzo Reale in
Mailand zu besichtigen.

Empire-Ensemble, PENDULE MIT
AMOR U. PSYCHE; LEUCHTERPAAR APOLL U. DIANA NACH CLAUDE MICHALLON
(1751-1799), FRANZÖSISCH, 1803 BRONZEGUSS, Z.T. FEUERVERGOLDET, Z.T.
BRAUN PATINIERT; EISEN, HOLZ UHRWERK: EISEN, MESSING, EMAIL
Zur Geschichte des Esterházy-Ensembles, das den Kunstwillen und das
Sammlertum des jungen Empire unter Napoleon widerspiegelt, kann
festgehalten werden, dass es 1803 von Fürst Nikolaus II. von seiner
Frankreichreise nach Eisenstadt gebracht worden war. Nikolaus
demonstrierte durch die Präsenz der Ensemblekopie nach Michallon seinen
Geschmack am Puls der Zeit und seine moderne Sammlergesinnung.

Leopoldine Prinzessin Esterházy, verh. mit Moritz von und zu Liechtenstein (1788 bis 1846), RENÉ THÉODORE BERTHON (1776-1859), 1805/06 ÖL/LEINWAND
Leopoldine, musisch begabt und wegen ihres Liebreizes gerühmt,
verkehrte in den Kreisen der europäischen Hocharistokratie. Sie
präsentiert sich dem Betrachter dem Zeitgeschmack entsprechend in
antikisierendem Ambiente mit Ausblick auf den Marientempel (Gloriette)
in Eisenstadt, den ihr Vater hatte errichten lassen.

Raumarchäologie - Die
Freilegung der Türkonstruktion gibt den Blick auf das Ziegelmauerwerk
samt eingezogenem Holzpfosten und dem darüber querliegenden Holzbrett
unter dem Türrahmen frei. Tapetendessins aus den ersten zwanzig Jahren
des 19. Jahrhunderts.

Kaminzimmer des Fürsten
Fürst Nikolaus I. Esterházy (1714-1790), ZWEITE HÄLFTE 18. JAHRHUNDERT, ÖL AUF LEINWAND
Der Sohn von Fürst Joseph trat das Erbe nach dem Tod seines kinderlos
gebliebenen Bruders Paul II. Anton 1762 an. Wie dieser stand auch
Nikolaus loyal an der Seite der Habsburger und war mit seinem
Infanterieregiment immer wieder in den Gefechten gegen den preußischen
König Friedrich im Einsatz. Für seine Verdienste in der Schlacht von
Kalin 1757 erhielt er den Maria-Theresien-Orden und wurde 1759
Feldmarschall. Fürst Nikolaus I., der „Prachtliebende", schuf die
Rokokoresidenz der Familie südlich des Neusiedlersees, die Eszterház
genannt wurde und die seine Zeitgenossen als das „ungarisches
Versailles" bezeichneten. Die Saalfluchten des Schlosses waren bestimmt
vom französischen Rokoko und Kostbarstem aus aller Welt. Im riesigen
Garten mit etwa 140 ha Fläche standen ein Marionettentheater und ein
Opernhaus, an den Joseph Haydn tätig war. Das Schloss bot der Noblesse
Europas prachtvolle Feste.
Fürst Nikolaus I. Esterházy verstand es aber auch außerhalb seines
Hofes seine Zeitgenossen zu beeindrucken und zu verblüffen. So war er
1764 als Krönungsbotschafter für Joseph II. in Frankfurt und erregte
dort mit seiner strahlenden Festillumination während der
Feierlichkeiten die Aufmerksamkeit des jungen Goethe. Dieser verewigte
Nikolaus in seinem literarischen Werk mit der Bezeichnung des
„Esterházyschen Feenreichs".
Chinamode des 18. Jahrhunderts
Das Interesse an Exotischem aller Art ist in aristokratischen Kreisen
seit jeher zu finden. Der europäische Adel wollte sich der Atmosphäre
des Fernen Ostens vollständig hingeben. Dies gelang am einfachsten,
indem man die Wände mit chinesischen Tapeten schmückte. Die Tapeten aus
Stoff oder Papier wurden auf eine Unterkonstruktion aufkaschiert und
anschließend auf die Wände aufgebracht.
Aufgrund der Lichtempfindlichkeit und der sensiblen Substanz der
bemalten oder bedruckten Tapetenbahnen sind die im Schloss Eisenstadt
erhaltenen asiatischen Wandbespannungen bemerkenswert auch, da sie in
doch großer Zahl die Jahrhunderte überdauert haben. In fünf Räumen des
Schlosses haben sich chinesische Stoff- und Papiertapeten erhalten und
auch einzelne Fragmente einstiger, kompletter Bespannung werden noch in
den Sammlungen verwahrt. Die Papiertapeten im „Kaminzimmer des Fürsten"
zeigen drei sich wiederholende Motive: Das Zünden von Feuerwerkskörpern
beim Neujahrsfest, das Hantieren von Kindern mit Grillen-Käfigen, Szene
mit Lotusblüten und dem Fruchtstand dieser Blume.
Fußboden
In dieser Etage, dem sogenannten „Piano nobile", befinden sich zum Teil
noch die originalen Böden aus der Zeit vor mehr als 200 Jahren. Auch im
Kaminzimmer hat sich dieser Holzboden in Kombination aus Nuss- und
Eichenholz mit seiner angenehmen Farbgebung und einem dekorativen
Muster erhalten.

Der Balkonsalon ist der einzige
Raum im Schloss Esterházy, der mit einem Balkon versehen ist. Sein
Aussehen veränderte sich im Lauf der Jahrhunderte, und so zeigt er
heute zwar noch die Holzpaneele mit Darstellungen von
Musikinstrumenten, die darauf hinweisen, dass in diesem Raum auch
musiziert wurde. Die einstigen asiatischen Tapeten fehlen jedoch. Der
Balkon-Salon lag in der Raumabfolge des Schlosses zwischen den
Appartements der Fürstin und des Fürsten und diente als Empfangsbereich
und Möglichkeit, sich zu begegnen. Der Blick aus den Fenstern auf den
Schlossplatz zeigt zwei gegenüberliegende Gebäude, die Ende des 18.
Jahrhunderts von Fürst Anton I. geplant wurden: Sie waren für
Hauptwache, Wagenburg und Pferdeställe vorgesehen. Baumeister war
Joseph Ringer d.J. und die Pläne stammten von Benedikt Hainrizi. Heute
befinden sich in diesen Gebäuden das Restaurant Henrici sowie die
Markthalle bzw. die Vinothek „Selektion Burgenland". Noch heute sind
die marmornen Pferdetränken im Restaurant Henrici zu bestaunen.

Kaiser Joseph II. (1741-1790), ZWEITE HÄLFTE 18. JAHRHUNDERT ÖL AUF LEINWAND
Für Kaiser Joseph II., Sohn Maria Theresias und Franz Stephans von
Lothringen, rekrutierte Fürst Nikolaus I. für den Einsatz im zweiten
Bayerischen Erbfolgekrieg von 1778/79 1.200 Soldaten aus seinen
Untertanen, wodurch das Haus Esterházy nach der tatkräftigen
Unterstützung in den Schlachten Maria Theresias abermals loyal auf
Seiten der Habsburger stand. Kaiser Joseph II. war es schließlich, der
die Fürstenwürde auf alle Nachfahren von Nikolaus I. Esterházy
ausdehnte.

Maria Theresia (1717-1780) in Witwentracht, ZWEITE HÄLFTE 18. JAHRHUNDERT, ÖL AUF LEINWAND
Maria Theresia, Tochter Kaiser Karls VI., die durch die von ihrem Vater
durchgesetzte Pragmatische Sanktion ihr Erbe antreten konnte, war
regierende Erzherzogin von Österreich und Königin von Ungarn und Böhmen
von 1740 bis 1780. Ihr Handeln und Denken erfolgte im Sinne des
Aufgeklärten Absolutismus. Der Stephansorden, den Maria Theresia trägt,
wurde von ihr am 5. Mai 1764, dem Tag der Krönung ihres Sohnes Joseph
II. zum ungarischen König, gestiftet. Die Monarchin besuchte mehrere
Male Schloss Eszterház (Fertőd), um Joseph Haydn zu hören, selbst, als
ihr das Reisen bereits schwerfiel. Sie war von der Musik des
Komponisten beeindruckt und soll geäußert haben, dass, wenn man eine
gute Oper hören wolle, man nach Eszterház reisen müsse. Mit der
Monarchin verband die Fürsten Esterházy nicht nur gemeinsames
politisches und militärisches Interesse, sondern auch ein
freundschaftliches Verhältnis.

Das Sitzzimmer der Fürstin
Mit diesem Raum beginnt der Bereich des „Appartements der Fürstin", der
über Generationen den weiblichen Familienmitgliedern vorbehalten war.
Besonders in den Sommermonaten weilte der Adel auf seinen
Landschlössern - so auch die Fürsten Esterházy, bei deren Eisenstädter
Schloss selbst die kaiserliche Familie auf ihren Reisen von und nach
Ungarn gerne Station machten. Dem Haus Habsburg seit dem 17.
Jahrhundert loyal verbunden, hielt man auch noch im 19. Jahrhundert
enge und sogar freundschaftliche Verbindungen. Den Banden zwischen der
Familie Esterházy und dem letzten großen Kaiserpaar der Monarchie -
Elisabeth und Franz Joseph I. - ist dieser Raum im ehemaligen
Appartement der Fürstin heute gewidmet.
Das Sitzzimmer war eine Art Empfangszimmer für die Fürstin und bildete
in der streng festgelegten Abfolge der Raumhierarchie den Bereich, in
dem die Hausherrin Besucher empfangen konnte. In der Zeit um 1800 hatte
dieser Raum durch die damals in Gelb gehaltenen Tapeten,
Fensterdraperien, Ofenschirm und Polsterung der Sitzmöbel sowie durch
die beiden großen Spiegel samt flankierenden Kerzenleuchtern eine
helle, einladende Atmosphäre. Die heutige Wandbespannung im Sitzzimmer
besteht aus kostbaren Seidentapeten mit eingewobenen Silberfäden, die
aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhundert stammen und in Lyon
hergestellt wurden.
Kaiserin Elisabeth (1837-1898), FRANZ RUSS, 1856, ÖL AUF LEINWAND
Das Portrait Kaiserin Elisabeths zeigt sie im zweiten Ehejahr und in
den ungarischen Farben weiß, rot und grün. Am rechten Arm trägt sie ein
perlen- und edelsteinbesetztes Armband, in welches das Miniaturportrait
Franz Josephs I. eingearbeitet ist und ihn so auf ihrem Bildnis
ebenfalls präsent macht. Die Kaiserin war politisch wenig interessiert,
sympathisierte aber generell mit den Unterdrückten und brachte den
Ungarn und seinen Führern Deák, Andrássy, Falk und Eötvös, mit denen
sie Kontakt pflegte, größte Sympathie entgegen. Elisabeth hatte die
ungarische Sprache erlernt und hielt sich gerne in Ungarn auf, wo sie
ohne die ihr lästigen Verpflichtungen leben konnte.
Fürst Nikolaus III. Esterházy (1817-1894), ANDREW NORTON, 1837, ÖL AUF LEINWAND
Im September 1843 besuchte eine ganz besondere Reisegruppe die
Esterházy-Besitzungen. Der dreizehnjährige Erzherzog Franz Joseph
machte mit seinen Brüdern auf der Rückfahrt einer Ungarnreise in
Richtung Schönbrunn in Eszterház, auf Burg Forchtenstein und im
Eisenstädter Schloss Station. Nikolaus III. und seine Mutter Fürstin
Therese, geb. Prinzessin von Thurn und Taxis, empfingen die jungen
Habsburger. Nikolaus galt später als Vertrauter von Kaiser Franz Joseph
und begleitete diesen 1854 auf seiner Reise durch Ungarn und
Siebenbürgen.

Das Schlafzimmer der Fürstin
Die Leitfarbe des Schlafzimmers im Appartement war einst Blau und der
Raumeindruck somit ruhig und kühl. Tapeten, Vorhänge, das große
Baldachinbett, Polstermöbel, alles war in dieser Farbe gehalten,
lediglich die weiß lackierten Möbel und das Rot der marmornen
Konsoltischplatte setzten damals markantere Akzente. Das Schlafzimmer
von Fürstin Marie spiegelte in besonderer Weise ihre Liebe zur Musik
und deren Ausübung wider, denn darin befanden sich eine
Musikalien-Stellage sowie ein Fortepiano aus Mahagoni. Der Raum
wandelte sich in der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Art
Familiengedenkzimmer mit Portraits. Im 20. Jahrhundert griff man in
seine Gestaltung abermals ein und brachte die beiden heute darin
befindlichen großen Spiegelwände und Konsoltische mit ihren chinoisen
Schnitzereien sowie die qualitätsvollen chinesischen Papiertapeten des
18. Jahrhunderts ein.
Wandtapeten, CHINA, ERSTE HÄLFTE 18. JAHRHUNDERT, PAPIER, BEDRUCKT UND VON HAND BEMALT
In den Jahren 2011 und 2012 wurden die Papierbahnen gereinigt und einer
eingehenden Restaurierung zugeführt. Im Anschluss konnten sie mit
Tapetenbahnen aus dem Depotbestand zusammengeführt werden.
Die Tapete zeigt Motive aus der Vogel- und Pflanzenwelt. Auf den nun an
den Wänden aufgebrachten Tapetenfeldern lassen sich vier Hauptmotive
erkennen, die mehrmals zu sehen sind: Amseln, Enten, Fasane und ein
Vogel mit blauem Schopf. Auf einem Tapetenfeld findet sich auch ein
Kranichpaar - dieser Vogel steht unter anderem für ein langes Leben und
Weisheit. Diese Tapete entstand im 18. Jahrhundert - also noch in der
Qing Dynastie (17. Jahrhundert bis Anfang 20. Jahrhundert), die rund
400 Jahre lang bestand. Da Tapeten in China nicht üblich waren, waren
somit alle Tapeten, die in diesem Land erzeugt wurden, für den
europäischen Markt bestimmt - es waren reine Exportprodukte.

Leuchterpaar, CHRISTOFLE, UM 1860, BRONZE, FEUERVERGOLDET; EMAIL; GEFASSTER HOLZSOCKEL
Mit dem Motiv des Drachens fügen sich die beiden Leuchter harmonisch in
das heutige chinoise Ambiente des Raumes. Der Drache steht im
ostasiatischen Raum für Glück und Reichtum. Das sagenumwobene Tier war
das Symbol des chinesischen Kaisers, dessen Thron auch als Drachenthron
bezeichnet wird.

Tafelzimmer
Im 17. Jahrhundert wurde dieser Raum unter Fürst Paul I. als Speisesaal
genutzt und als „Kleines Tafelzimmer" bezeichnet. Nahe der Tafel befand
sich ein Speisenaufzug, mit dem man das Essen vom unterhalb liegenden
Küchenbereich rasch und bequem zu Tisch bringen konnte. Im Kleinen
Tafelzimmer umgab man sich mit nicht weniger als vierzehn großen
Familienportraits und, um den Status des Fürsten zu untermauern, hängte
man auch jeweils eine Schlachtendarstellung über jede der Türen. Aber
auch dem unmittelbaren Zweck des Raumes gemäß, dem Essen, fanden sich
darin Gemälde mit dem Jäger Aktäon, Bilder mit Nutztieren in den
Fensternischen sowie eine Bacchusdarstellung über dem Schankkasten.

Die klassizistische Raumgestaltung
Um 1800 erfuhr auch das einstige Kleine Tafelzimmer unter Fürst
Nikolaus II. eine klassizistische Umgestaltung. Man bediente sich
Tapeten, die in dieser Zeit im Trend lagen. Sie spiegeln die
Antikensehnsucht der europäischen Aristokratie und des Bürgertums
wider. Die Tapeten in diesem Raum, die nicht aus Papier sondern aus auf
Leinwand gemalten Bahnen bestehen, stammen aus den 1790er Jahren. Man
orientierte sich im Klassizismus an den strengen, geraden Formen und an
der Ornamentik der Antike. So erhielten auch Öfen eine neue,
„modernere" Formensprache, und Nikolaus II. ließ im Eisenstädter
Schloss etliche Wärmespender in diesem Stil aufstellen. So finden sich
an den Keramikwänden der Öfen Mänaden, Bacchanten, grazile
Flötenspieler, Weintraubengirlanden etc. Bekrönt wurden sie häufig
durch Vasenformen.

Marie (Maria Josepha Hermenegilde) Fürstin Esterházy, geb. Prinzessin von und zu Liechtenstein (1768 bis 1845), GEORG WEIKERT (1745-1799), 1784, ÖL/LEINWAND
Der Maler Georg Weikert portraitierte die Gattin Fürst Nikolaus II.
Esterházys als Braut in ihrem aufwändigen, kostbaren Hochzeitskleid mit
langem Schleier. Marie war eine Gönnerin Joseph Haydns und besuchte ihn
auch in seinen späten Jahren in seinem Haus in Gumpendorf, kümmerte
sich um Geldzuwendungen sowie um die Übermittlung von Naturalien.
Nikolaus II. bestellte bei Haydn im Laufe der Jahre sechs große Messen,
die jeweils am Namenstag seiner Gattin zur Aufführung gebracht wurden.

Therese Mathilde Fürstin von Thurn und Taxis, geb. Mecklenburg-Strelitz (1773 bis 1839), FRANCOIS GÉRARD (1770-1837), 1810 ÖL/LEINWAND
Das Portrait der Fürstin Therese Mathilde von Thurn und Taxis ist ein
Pendant ihres Bildnisses, welches sich im taxischen Schloss in
Regensburg befindet und ebenfalls von Francois Gérard 1810 angefertigt
worden war. Ihre Tochter Therese (Maria Theresia) (1794-1874) heiratete
1812 Paul III. Anton Esterházy (1786-1866).

Nikolaus II. Fürst Esterházy (1765 bis 1833) MARTIN KNOLLER (1725-1804), 1793, ÖL/LEINWAND
Das Portrait von Martin Knoller zeigt Nikolaus ein Jahr vor seinem
Regierungsantritt 1794 in der Uniform des Kapitäns der Königlich
Ungarischen Adeligen Leibgarde.

SCHLOSS ESTERHÁZY, WASSERBURG E. 14. JH.,
UMBAU 1663-72 DURCH C.M. CARLONE, VERÄNDERUNGEN 1797-1805 DURCH CH. MOREAU
