Wallfahrtsort Maria Schnee

Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Die römisch-katholische Wallfahrtskirche Lichtenegg steht in der Ortschaft Kaltenberg in der Gemeinde Lichtenegg im Bezirk Wiener Neustadt in Niederösterreich. Die Filialkirche der Pfarre Lichtenegg ist dem Gedenktag Maria Schnee geweiht und gehört zum Dekanat Kirchschlag im Vikariat Unter dem Wienerwald der Erzdiözese Wien. Die Wallfahrtskirche steht weithin sichtbar auf einer Hochfläche.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Die Kirche ist ein nach Norden orientierter, neobarocker Saalbau mit Querhaus und Doppelturmfassade. Das Lang- und Querhaus liegen unter Satteldächern. Der nördliche Abschluss wird durch rechtwinkelig aneinandergestellte Dreiecksgiebel gebildet. Die Fassade ist durch Pilaster, kräftig verkröpfte Gesimse, Rundbogenfenster und kleine Ochsenaugen gegliedert. In der Mitte der Doppelturmfassade ist zwischen den beiden Türmen ein dreizoniger übergiebelter Mittelteil. Die dreigeschoßigen Kirchtürme werden durch einen Spitzhelm bekrönt. Sie sind durch Eckpilaster gegliedert. Im obersten Geschoß sind ionische Kapitelle. Der Kirchturm weist Rundbogen- und Ochsenaugefenster auf sowie rundbogige Schallfenster. Im Mittelteil ist ein schlichtes rechteckiges Hauptportal, das von einem Dreiecksgiebel übergiebelt ist. Darüber sind drei Rundbogenfenster sowie eine Nische mit einer Marienstatue. Die Rundapsis ist eingezogen und niedrig mit verdoppelten Rundbogenfenstern. Seitlich sind eingeschoßige Sakristei-Anbauten.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Wallfahrtskirche Maria Schnee
neobarocker Saalbau mit Querhaus und Doppelturmfassade. Erbaut 1875-1879 durch Josef u. Antonia Winter.
Einrichtung überwiegend Mitte 18. Jh. aus dem Vorgängerbau der Oswald- und Radegundiskapelle (ehem. Standort Haus Kaltenberg 24) übernommen; Marienwallfahrt urkundlich seit 1756 „Maria Schnee“, vorher bäuerliches Wallfahrtsziel zu St. Oswald und Radegundis
Ziel der Prozessionen von Lichtenegg am 3. Bitttag und am Markustag

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Das Langhaus ist ein fünfjochiger, flach gedeckter Saalraum mit versenktem rechteckigem Deckenspiegel sowie umlaufendem gestuftem Kämpfergesims, das auf flachen Wandpfeilern ruht. Im Süden ist ein schmäleres Emporenjoch zwischen den beiden Kirchtürmen. Die Querhausarme sind kurz. Ein rundbogiger Triumphbogen trennt das Langhaus vom Chor. Die Apsiskalotte ist niedrig und eingezogen.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Die Kreuzwegbilder entstanden Ende des 19. Jahrhunderts.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Die Orgel aus dem Jahr 1879 wurde von Franz Ullmann gebaut.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

1503 wird erstmals eine Kirche urkundlich erwähnt. 1614 wird von einer Kapelle bei Kaltenbrunn berichtet, die als Grenzpunkt des Amtes Lichtenegg diente. Im Jahr 1631 wird sie urkundlich als Filialkirche erwähnt, die den Heiligen Radegundis und Oswald geweiht war. Seit 1756 ist der „Wallfahrtsort Maria Schnee“ urkundlich bekannt. Im Zuge des Josephinismus wurde 1787 ein Prozessionsverbot erlassen. Die Demolierung der Kirche wurde durch den Ankauf der Gebäude und des Inventars durch die Bewohner von Lichtenegg verhindert. 1875 wurde eine Stiftung für den Kirchenneubau durch Antonia Winter gegründet. Der Neubau erfolgte bis 1879 in der Tradition barocker Wallfahrtskirchen.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Der Altartisch des rechten Seitenaltares wurde 1774 geweiht. Das Altarbild zeigt den heiligen Augustinus. Das Bild wird von Statuen der Heiligen Gregor und Oswald flankiert. Die Figuren stammen aus dem 18. Jahrhundert.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Die Kanzel wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut. Auf dem Schalldeckel ist eine Statuette des „Guten Hirten“ vom Ende des 18. Jahrhunderts.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Der Hochaltar hat einen neobarocken Tabernakel aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Darüber ist eine Nische mit der Gnadenstatue Maria mit Kind aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Dahinter ist frei das Altarbild das „Christus Pantokrator“ darstellt. Es wurde 1879 von Josef Kessler gemalt.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Hochaltar: teilweise gefaßter Holzaufbau mit Tabernakel, darüber die Gnadenstatue Maria mit dem Jesuskind. Seitlich vom Tabernakel sind die Bilder der vier Evangelisten angebracht. An der Wand hinter dem Hochaltar hängt das raumbeherrschende Bild Christi als Weltenheiland.
Gnadenbild: Die Statue, Maria mit dem Kind darstellend, ist eine spätbarocke Lindenholzschnitzerei (ca. 75 cm hoch, vollplastisch und gefaßt).

Gnadenbild Maria Schnee

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Die beiden Seitenaltäre sind Wandretabeln von 1826, die aus verschiedenen Teilen zusammengestellt wurden. Beim linken Seitenaltar befindet sich über dem barocken Tabernakel mittig eine Statue des heiligen Florian mit Mühlstein aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Linker Seitenaltar: Dieser Altar wurde 1826 aus verschiedenen Altarteilen neu aufgebaut. Der Tabernakel stammt vom Hochaltar der alten Kirche, ebenso das barocke Standbild des hl. Florian.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Rechter Seitenaltar: Altaraufbau siehe linker Seitenaltar. Das Altarblatt (Öl auf Leinwand) stellt den hl. Augustinus, Kirchen-lehrer und Vater der Ordensregel der Augustiner Chorherren dar. Infel und Stab kennzeichnen ihn als Bischof, das Buch in der linken Hand und das durchbohrte Flammenherz auf seiner Brust als Kirchenlehrer und eifrigen Verfechter des wahren Glaubens. Als Abschluß über den Säulen des Altaraufbaues stehen links die Statue des hl. Gregor des Großen (Papst und Kirchenlehrer), rechts die Statue eines hl. Königs mit Schwert und Weltkugel, den Herrschersymbolen. Diese Darstellung eines Heiligen mit Schwert und Krone wurde üblicherweise für Kaiser Heinrich verwendet. Es ist denkbar, daß diese Figur als Darstellung des hl. Oswald gedeutet wurde, denn in früherer Zeit gehörte die Figur des hl. Oswald zu den ältesten nachweisbaren Kultgegenständen und war ursprünglich auf dem Hochaltar der alten Kirche aufgestellt. Der hl. Oswald war König von Northumbrien (im heutigen England) und starb als Märtyrer. Der zu diesem Altar gehörende Altarstein wurde am 23. 10. 1774 von Bischof Johannes von Neustadt (dem späteren ersten Bischof von St. Pölten) geweiht. Gegenüber dem rechten Seitenaltar hängt das volkskundlich äußerst bemerkenswerte Votivbild, gestiftet 1804 von Kürschnermeister Freyschlag aus Edlitz. Hinter dem Hochaltar findet sich ein Votivbild mit einem operativ entfernten menschlichen Knochenstück aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

Kanzel: Über dem Schalldeckel steht die Statue des Guten Hirten. Als Gegenstück zur Kanzel hängt an der Nordseite des Langschiffes ein sehr schönes Kruzifix mit der Schmerzensmutter davor. Diese Figurengruppe gehörte schon zum Inventar der früheren Kirche. Das barocke Kruzifix mit Madonna stammt vom Ende des 18. oder Anfang des 19. Jahrhunderts. Im Presbyterium sind Bilder der Heiligen Antonius und Benno. Beide wurden 1879 von Josef Keßler geschaffen.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023

Der stattliche Bau wurde in den Jahren 1875 bis 1879 errichtet. Die Kirche ist 30 m lang und 15 m breit. Die Türme sind 35 m hoch. Stilistisch ist der Bau der Gründerzeit zuzuordnen. Die Eigenart dieser Epoche, Stile von der Klassik bis herauf zum Barock zu vereinigen, tritt dem Besucher hier entgegen. Das Presbyterium mit seiner Scheinarchitektur (Malerei) war im Sinne einer byzantinischen Kuppel, das flach gedeckte Langhaus war durch Stuck und Malerei als Kassettendecke gestaltet. Anläßlich der Innenrenovierung vor der Einhundertjahrfeier wurde die vorhin erwähnte Malerei durch eine dem Baucharakter der Kirche angepaßte Färbelung ersetzt. Das Baumaterial für die Kirche wurde aus der näheren Umgebung bezogen und ist sehr zum Leidwesen der Kirchenerhalter nicht von guter Qualität.

 Wallfahrtsort Maria Schnee, Kaltenberg bei Lichtenegg, Juli 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: