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Die römisch-katholische Wallfahrtskirche Lichtenegg
steht in der Ortschaft Kaltenberg in der Gemeinde Lichtenegg im Bezirk
Wiener Neustadt in Niederösterreich. Die Filialkirche der Pfarre
Lichtenegg ist dem Gedenktag Maria Schnee geweiht und gehört zum
Dekanat Kirchschlag im Vikariat Unter dem Wienerwald der Erzdiözese
Wien. Die Wallfahrtskirche steht weithin sichtbar auf einer Hochfläche.

Die Kirche ist ein nach Norden orientierter, neobarocker Saalbau mit
Querhaus und Doppelturmfassade. Das Lang- und Querhaus liegen unter
Satteldächern. Der nördliche Abschluss wird durch rechtwinkelig
aneinandergestellte Dreiecksgiebel gebildet. Die Fassade ist durch
Pilaster, kräftig verkröpfte Gesimse, Rundbogenfenster und kleine
Ochsenaugen gegliedert. In der Mitte der Doppelturmfassade ist zwischen
den beiden Türmen ein dreizoniger übergiebelter Mittelteil. Die
dreigeschoßigen Kirchtürme werden durch einen Spitzhelm bekrönt. Sie
sind durch Eckpilaster gegliedert. Im obersten Geschoß sind ionische
Kapitelle. Der Kirchturm weist Rundbogen- und Ochsenaugefenster auf
sowie rundbogige Schallfenster. Im Mittelteil ist ein schlichtes
rechteckiges Hauptportal, das von einem Dreiecksgiebel übergiebelt ist.
Darüber sind drei Rundbogenfenster sowie eine Nische mit einer
Marienstatue. Die Rundapsis ist eingezogen und niedrig mit verdoppelten
Rundbogenfenstern. Seitlich sind eingeschoßige Sakristei-Anbauten.

Wallfahrtskirche Maria Schnee
neobarocker Saalbau mit Querhaus und Doppelturmfassade. Erbaut 1875-1879 durch Josef u. Antonia Winter.
Einrichtung überwiegend Mitte 18. Jh. aus dem Vorgängerbau der Oswald-
und Radegundiskapelle (ehem. Standort Haus Kaltenberg 24) übernommen;
Marienwallfahrt urkundlich seit 1756 „Maria Schnee“, vorher bäuerliches
Wallfahrtsziel zu St. Oswald und Radegundis
Ziel der Prozessionen von Lichtenegg am 3. Bitttag und am Markustag

Das Langhaus ist ein fünfjochiger, flach gedeckter Saalraum mit
versenktem rechteckigem Deckenspiegel sowie umlaufendem gestuftem
Kämpfergesims, das auf flachen Wandpfeilern ruht. Im Süden ist ein
schmäleres Emporenjoch zwischen den beiden Kirchtürmen. Die
Querhausarme sind kurz. Ein rundbogiger Triumphbogen trennt das
Langhaus vom Chor. Die Apsiskalotte ist niedrig und eingezogen.

Die Kreuzwegbilder entstanden Ende des 19. Jahrhunderts.

Die Orgel aus dem Jahr 1879 wurde von Franz Ullmann gebaut.

1503 wird erstmals eine Kirche urkundlich erwähnt. 1614 wird von einer
Kapelle bei Kaltenbrunn berichtet, die als Grenzpunkt des Amtes
Lichtenegg diente. Im Jahr 1631 wird sie urkundlich als Filialkirche
erwähnt, die den Heiligen Radegundis und Oswald geweiht war. Seit 1756
ist der „Wallfahrtsort Maria Schnee“ urkundlich bekannt. Im Zuge des
Josephinismus wurde 1787 ein Prozessionsverbot erlassen. Die
Demolierung der Kirche wurde durch den Ankauf der Gebäude und des
Inventars durch die Bewohner von Lichtenegg verhindert. 1875 wurde eine
Stiftung für den Kirchenneubau durch Antonia Winter gegründet. Der
Neubau erfolgte bis 1879 in der Tradition barocker Wallfahrtskirchen.

Der Altartisch des rechten Seitenaltares wurde 1774 geweiht. Das
Altarbild zeigt den heiligen Augustinus. Das Bild wird von Statuen der
Heiligen Gregor und Oswald flankiert. Die Figuren stammen aus dem 18.
Jahrhundert.

Die Kanzel wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut. Auf
dem Schalldeckel ist eine Statuette des „Guten Hirten“ vom Ende des 18.
Jahrhunderts.

Der Hochaltar hat einen neobarocken Tabernakel aus der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts. Darüber ist eine Nische mit der Gnadenstatue
Maria mit Kind aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Dahinter ist frei
das Altarbild das „Christus Pantokrator“ darstellt. Es wurde 1879 von
Josef Kessler gemalt.

Hochaltar: teilweise gefaßter
Holzaufbau mit Tabernakel, darüber die Gnadenstatue Maria mit dem
Jesuskind. Seitlich vom Tabernakel sind die Bilder der vier
Evangelisten angebracht. An der Wand hinter dem Hochaltar hängt das
raumbeherrschende Bild Christi als Weltenheiland.
Gnadenbild: Die Statue, Maria
mit dem Kind darstellend, ist eine spätbarocke Lindenholzschnitzerei
(ca. 75 cm hoch, vollplastisch und gefaßt).
Gnadenbild Maria Schnee


Die beiden Seitenaltäre sind Wandretabeln von 1826, die aus
verschiedenen Teilen zusammengestellt wurden. Beim linken Seitenaltar
befindet sich über dem barocken Tabernakel mittig eine Statue des
heiligen Florian mit Mühlstein aus der ersten Hälfte des 18.
Jahrhunderts.



Linker Seitenaltar: Dieser Altar wurde 1826 aus verschiedenen
Altarteilen neu aufgebaut. Der Tabernakel stammt vom Hochaltar der
alten Kirche, ebenso das barocke Standbild des hl. Florian.

Rechter Seitenaltar: Altaraufbau siehe linker Seitenaltar. Das
Altarblatt (Öl auf Leinwand) stellt den hl. Augustinus, Kirchen-lehrer
und Vater der Ordensregel der Augustiner Chorherren dar. Infel und Stab
kennzeichnen ihn als Bischof, das Buch in der linken Hand und das
durchbohrte Flammenherz auf seiner Brust als Kirchenlehrer und eifrigen
Verfechter des wahren Glaubens. Als Abschluß über den Säulen des
Altaraufbaues stehen links die Statue des hl. Gregor des Großen (Papst
und Kirchenlehrer), rechts die Statue eines hl. Königs mit Schwert und
Weltkugel, den Herrschersymbolen. Diese Darstellung eines Heiligen mit
Schwert und Krone wurde üblicherweise für Kaiser Heinrich verwendet. Es
ist denkbar, daß diese Figur als Darstellung des hl. Oswald gedeutet
wurde, denn in früherer Zeit gehörte die Figur des hl. Oswald zu den
ältesten nachweisbaren Kultgegenständen und war ursprünglich auf dem
Hochaltar der alten Kirche aufgestellt. Der hl. Oswald war König von
Northumbrien (im heutigen England) und starb als Märtyrer. Der zu
diesem Altar gehörende Altarstein wurde am 23. 10. 1774 von Bischof
Johannes von Neustadt (dem späteren ersten Bischof von St. Pölten)
geweiht. Gegenüber dem rechten Seitenaltar hängt das volkskundlich
äußerst bemerkenswerte Votivbild, gestiftet 1804 von Kürschnermeister
Freyschlag aus Edlitz. Hinter dem Hochaltar findet sich ein Votivbild
mit einem operativ entfernten menschlichen Knochenstück aus der zweiten
Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Kanzel: Über dem Schalldeckel steht die Statue des Guten Hirten. Als
Gegenstück zur Kanzel hängt an der Nordseite des Langschiffes ein sehr
schönes Kruzifix mit der Schmerzensmutter davor. Diese Figurengruppe
gehörte schon zum Inventar der früheren Kirche. Das barocke Kruzifix
mit Madonna stammt vom Ende des 18. oder Anfang
des 19. Jahrhunderts. Im Presbyterium sind Bilder der Heiligen Antonius
und Benno. Beide wurden 1879 von Josef Keßler geschaffen.

Der stattliche Bau wurde in den Jahren 1875 bis 1879 errichtet. Die
Kirche ist 30 m lang und 15 m breit. Die Türme sind 35 m hoch.
Stilistisch ist der Bau der Gründerzeit zuzuordnen. Die Eigenart dieser
Epoche, Stile von der Klassik bis herauf zum Barock zu vereinigen,
tritt dem Besucher hier entgegen. Das Presbyterium mit seiner
Scheinarchitektur (Malerei) war im Sinne einer byzantinischen Kuppel,
das flach gedeckte Langhaus war durch Stuck und Malerei als
Kassettendecke gestaltet. Anläßlich der Innenrenovierung vor der
Einhundertjahrfeier wurde die vorhin erwähnte Malerei durch eine dem
Baucharakter der Kirche angepaßte Färbelung ersetzt. Das Baumaterial
für die Kirche wurde aus der näheren Umgebung bezogen und ist sehr zum
Leidwesen der Kirchenerhalter nicht von guter Qualität.

Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: