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Die „Höllentalbahn“ wurde 1926 als Zubringer zur Raxseilbahn eröffnet. Die elektrische Schmalspurbahn nimmt ihren Ausgang in Payerbach-Reichenau. Besonderheiten sind die älteste betriebsfähige Schmalspur-E-Lok Europas aus 1903 sowie die originale Lokalbahn-Garnitur mit elektrischem Trieb- und Beiwagen aus 1926.
Die niederösterreichische Höllentalbahn ist eine schmalspurige,
elektrische Lokalbahn mit einer Spurweite von 760 mm, welche vom
ÖBB-Bahnhof Payerbach-Reichenau an der Semmeringbahn auf einer ca. 5 km
langen Strecke über Reichenau an der Rax nach Hirschwang bis zum Beginn
des Höllentales führte. Heute wird sie ab der 400 m entfernten Station
Payerbach Lokalbahn nur mehr als Museumsbahn betrieben.
Die Höllentalbahn hatte ihren Ausgangspunkt beim Bahnhof
Payerbach-Reichenau der Semmeringbahn. Der ehemalige Abfahrtsbahnsteig
befand sich gegenüber dem ÖBB-Bahnhofsgebäude und war durch eine
Unterführung erreichbar. Richtung Westen anschließend befand sich der
Güterumschlagplatz, wo zwischen Normalspur und Schmalspur umgeladen
wurde (vgl. Rollwagen). Als Nächstes wurde die Haltestelle
Payerbach-Lokalbahn erreicht, die ab März 1942 den Namen Payerbach-Ort
trug.
Schwarza-Viadukt der Semmeringbahn in Payerbach
Heute stellt die Haltestelle, wieder unter ihrem ursprünglichen Namen,
den Ausgangspunkt der Museumsbahn dar. Hier beginnt die Strecke mit 25
‰ zu steigen. Ein Stück folgt sie der Semmeringbahn, um dann nach
rechts abzuzweigen. Nach knapp einem Kilometer Steigung wird der
höchste Punkt am Artzberg erreicht. Anschließend geht es wieder mit 25
‰ durch den Wald bergab. Bei Kilometer 2 erreicht die Bahn die
Haltestelle Kurhaus und durchfährt dann in einem 270°-Bogen den
Thalhofgraben, um weiter Höhe zu verlieren.
Die Materialbahn vor 1926 hatte an dieser Stelle zwei Spitzkehren. In
weiterer Folge führt die Kurhausbrücke über die I. Wiener
Hochquellenwasserleitung und einen Spazierweg. Bald danach wird der
dreigleisige Bahnhof Reichenau erreicht. Hier in Streckenmitte befindet
sich auch die elektrische Umformeranlage, die die Strecke mit
elektrischer Energie versorgt.
Johanneskapelle am Schloßplatz in Reichenau an der Rax
Raxalm-Berggasthof am Gipfel der Rax-Seilbahn
Weiter Richtung Hirschwang geht es leicht bergauf entlang der Schwarza.
Zuerst verläuft die Strecke durch bebautes Gebiet, später zwischen
Fluss und Wald. Die Haltestelle Haaberg wird bei Kilometer 4,3
erreicht, die Haltestelle Hirschwang liegt bei Kilometer 5.
Letztere wurde 2006 bei der Abzweigung zur Remise errichtet und ist
seither Endpunkt der Museumszüge. Die 200 Meter Strecke zum Bahnhof
Hirschwang so wie das Bahnhofsgebäude befinden sich in schlechtem
Erhaltungszustand und werden nur mehr selten genutzt.
Schon 1885 tauchte ein erster Plan einer Bahnverbindung von der
Südbahnstation Payerbach nach Reichenau und weiter nach Hirschwang auf.
Diese normalspurige, elektrische Lokalbahn sollte ausgehend vom Bahnhof
Payerbach der Bundesstraße folgen und ab Reichenau der heutigen Trasse.
1899 wollte man sogar eine Zahnradbahn auf das Raxplateu errichten.
Diese sollte vom Dorf Prein ausgehen, wohin von Payerbach kommend über
Reichenau, Haaberg und Edlach eine elektrische Eisenbahn führen sollte.
Diese hätte eine Zweiglinie nach Hirschwang erhalten sollen. Das
Projekt scheiterte bei der Trassenbegehung, da die Grundbesitzer nicht
einwilligten. So blieb es bei den hochfliegenden Plänen.
Als Wahrzeichen der Bahn gelten die elektrischen Lokomotiven E1 – E3.
Ursprünglich waren die von Siemens & Halske sowie Brand &
Lhullier in Brünn gefertigten Maschinen mit mehreren
Schwesterlokomotiven beim Bau des Karawanken-Bahntunnels eingesetzt.
Nach mehreren Umbauten erhielten sie ihr charakteristisches Aussehen,
das ihnen auch den Spitznamen „fahrendes Gartenhaus“ eintrug. Mit
Baujahr 1903 zählen sie zu den ältesten betriebsfähigen Elektroloks der
Welt.
Für den Personenverkehr wurden 1926 zwei Triebwagen (Nr. 1 und 2) und
vier Beiwagen (Nr. 11 – 14) von der Grazer Waggonfabrik gebaut. Diese
Wagen waren sehr großzügig dimensioniert und damals auch die größten
Schmalspurfahrzeuge Österreichs. Bis ins Jahr 1963 trugen sie den
gesamten Personenverkehr.
Nachdem in den 1970er-Jahren der Erhaltungszustand der elektrischen
Anlagen immer schlechter geworden war, schaffte man insgesamt zwei
Heeresfeldbahn-Dieselloks der Type HF 130 C an. Diese wurden nach
Einstellung des Güterverkehrs wieder verkauft, seit 1997 ist auf der
Museumsbahn wieder eine Maschine dieses Typs unterwegs (bezeichnet als
V2). Weiters wurden immer wieder kleinere Dieselloks für den
Werksverschub und für Bauzüge eingesetzt. Seit 1986 befindet sich eine
Jenbacher Diesellokomotive bei der Höllentalbahn (bezeichnet als V10),
die ursprünglich bei den Böhlerwerken in Kapfenberg im Einsatz stand.
1916 suchte die Holzschleiferei Schoeller & Co in Hirschwang wegen
stark zunehmendem Frachtaufkommen um die Baubewilligung für den Bau
einer Verbindung zur 5 km entfernten Südbahn an. Zunächst sollte eine
schmalspurige Materialbahn zur vorläufigen Güterbeförderung und später
zum Bau einer Normalspurbahn, die weitgehend auf der gleichen Trasse
verlaufen sollte, gebaut werden. Das Projekt wurde, da Schoeller k.u.k.
Hauptlieferant war, vom Staat im Sinne der Kriegswirtschaft begünstigt,
was die Enteignung der zu durchquerenden Grundstücke erleichterte.
Die Materialbahn konnte trotz der Geländeschwierigkeiten mit Hilfe von
russischen Kriegsgefangenen als Arbeiter schon 1918 eröffnet werden.
Die beauftragte Baufirma war schon vorher mit dem Bau des
Karawanken-Eisenbahntunnels beschäftigt und setzte dort wegen der
Schlagwettergefahr Elektroloks ein. Diese kamen somit zusammen mit den
Fahrleitungsanlagen nach Hirschwang, wo sie bis heute geblieben sind.
Die Stromzufuhr erfolgte durch einen in ca. 3m Höhe verlegten Fahrdraht
aus Eisen. Das Stromsystem war mit 500V Gleichstrom vorgegeben. Als
Triebfahrzeuge kamen drei der oben erwähnten elektrischen Stollenloks
zum Einsatz. Als Güterwagen dienten ursprünglich 24 Feldbahnwagen die
durch den Kauf von Güterwaggons der k.u.k. Heeresfeldbahn erweitert
wurden.
Albert Malli mit Sohn
Die Trassierung der Normalspurbahn war bis Kriegsende großteils
fertiggestellt. Vom 428m langen Artzbergtunnel, durch den die
Normalspurbahn die gleichnamige Geländeformation zwischen Payerbach und
Reichenau durchqueren sollte, war 1918 der Sohlstollen fertig, aber
nicht der Firststollen. Nach dem Zusammenbruch der Monarchie wurde der
Bau der Normalspurbahn eingestellt und die Materialbahn stillgelegt.
Die Zugänge zum Tunnel wurden zugeschüttet, um seine weitere Existenz
und dem auch heute noch angeblich in ihm versteckten Kriegsgerät ranken
sich wilde Gerüchte.
In der Remise finden sich einige Fahrzeuge, die für Kenner wahre
Fundstücke sind: So steht hier die älteste betriebsfähige
Schmalspur-E-Lok Europas, die 1903 gebaut wurde und nach wie vor
funktionstüchtig ist. Oder eine Heeresfeldbahnlok aus der NS-Zeit, die
gebraucht wird, wenn auf der Strecke Schotter aufgefüllt werden muss.
1920 wurde die Holzschleiferei in Hirschwang samt der Bahn von der
Firma Neusiedler AG für Papierfabrikation übernommen, die in Folge die
auch heute noch bestehende Papierfabrik errichtete. Die Neusiedler AG
ließ das Projekt einer Normalspurbahn nach Hirschwang noch einmal
betriebswirtschaftlich untersuchen. Die Kalkulations- und
Rentabilitätsberechnung ergab enorme Herstellungskosten und ein hohes
Dauerdefizit für die Normalspurbahn. Deshalb entschloß man sich, das
Projekt fallen zu lassen und reichte im Jahre 1921 das Projekt einer
„elektrischen Schmalspurbahn von Payerbach über Reichenau nach
Hirschwang“ ein.
Durch den stark ansteigenden Wintertourismus überlegte man die
Schmalspurbahn für den Personenverkehr einzurichten. Die Spurweite
760mm sollte beibehalten werden, jedoch die Trasse entsprechend
umgelegt werden. Statt der Spitzkehren zur Überwindung der Artzberghöhe
war das Ausfahren der Seitentäler am Steinhofgraben und in Thalhof
mittels zweier großzügiger Schleifen vorgesehen. Ebenso wurde die
vordem primitive Fahrleitung neu gebaut und für die bestellten
Triebwagenzüge passend höher gesetzt. 1922 wurde die Konzession für die
„Lokalbahn Payerbach Hirschwang AG“ erteilt. Somit begann der Umbau zur
Lokalbahn.
Für den Personenverkehr wurden bei der Grazer Waggonfabrik zwei
elektrische Triebwagen und vier Beiwagen bestellt (zwei Beiwagen sind
jetzt noch in Betrieb), die ab 26. April 1926 in Probebetrieb standen.
Die aufgelassene Akkumulatorenfabrik in Hirschwang wurde zu einer
großen Lok- und Wagenhalle mit Werkstätte, Magazin und Sozialräumen
umgebaut. Sie ist auch heute noch original erhalten. Mit September 1926
wurde dann der planmäßige Personenverkehr aufgenommen. Die Triebwägen
Nr. 1 und 2 und die Beiwagen 11 bis 14 sind wagenbaulich gleich
gehalten, sie haben 56 Sitzplätze und eine Länge von ca. 13m.
1926 wurde auch die erste Seilschwebebahn Österreichs, die Raxseilbahn,
eröffnet, deren Besucherzahl rasch anstieg. Dies erforderte eine
bessere Verbindung von der Endstelle in Hirschwang zur Seilbahn. Daher
baute die Lokalbahn eine Verlängerung durch den Ort Hirschwang zu der
vor der Raxseilbahn-Talstation über die Schwarza führenden Windbrücke.
Zum günstigen Umsteigen in Payerbach zwischen der Lokalbahn und der
Südbahn verlängerte man die Lokalbahn dort um 125m bis auf Höhe des
Aufnahmegebäudes der Südbahn und errichtete einen Fußgängertunnel unter
der Südbahn. Die Eröffnung der beiden Verlängerungen erfolgte 1927.
Der Güterverkehr wurde mit den schon bei der Materialbahn eingesetzten
Elektrolokomotiven E 1 bis E 3 abgewickelt, 1927 wurde eine stärkere
Lok mit Stangenantrieb, die E 4, für den Verschub im Fabriksgelände
dazugekauft. Die Güterwagen wurden entweder gebraucht gekauft oder
selbst aus Wald- bzw. Feldbahnwagen umgebaut.
Im Personenverkehr waren die zwei Trieb- und die vier Beiwagen in
Betrieb. Der Verkehr war stets auf die Anschlüsse der Südbahn
ausgerichtet. Täglich wurden 16 Zugpaare geführt, die Fahrzeit betrug
bei insgesamt 6 Stationen 19 Minuten. Tarifmäßig war die Strecke in
zwei Abschnitte geteilt, der Fahrpreis betrug 1963 je Teilstrecke öS
1,50; für eine einfache Fahrt öS 3,00 und für die Hin- und Rückfahrt öS
5,50. Die Fahrgäste der Museumsbahn erhalten auch heute noch die
originalen Fahrscheine, selbstverständlich zu einem anderen Preis.
Einen bedauerlichen Einschnitt für die Lokalbahn bedeutete das Jahr
1963. Die Bahnanlagen wurden von der Eisenbahnbehörde trotz
jahrzehntelangem klaglosen Betrieb als für den Personenverkehr nicht
mehr ausreichend sicher erklärt. Man schrieb der Bahn eine
Oberbausanierung vor, die Investitionen in der Höhe von drei Millionen
Schilling erfordert hätten. Fachleute berichteten, daß lediglich der
Oberbau auf dem 400m langen Teilstück Fabrik - Windbrücke in schlechtem
Zustand war. Da Lokalbahnen keine Gewinne abwerfen, war die
Vorschreibung der Investitionen der Todesstoß für den Personenverkehr.
Am 1. Juli 1963 wurde auf der LBP-H der Personenverkehr eingestellt,
und die Post übernahm mit ihren Autobussen diese lukrative Verbindung
zur Raxseilbahn.
Für die Reisenden ergaben sich keine Verbesserungen: Die Fahrzeit ist
gleich, der Fahrpreis wesentlich höher und bei Verkehrsspitzen müssen
sich die Fahrgäste zusammenpferchen lassen. Die Mitnahme von sperrigem
Gepäck und Skiern war in der Bahn kein Problem, im Bus ist es fast
unmöglich. Da das Fahrgeld nicht so wie im Zug während der Fahrt,
sondern vor der Abfahrt kassiert wird, können auch die Fahrzeiten nicht
immer eingehalten werden. Ein ständiger Rückgang der Fahrgastfrequenz
der Raxseilbahn war die Folge dieser Verschlechterungen.
Die sechs Personenfahrzeuge wurden 1964 an die Zillertalbahn verkauft.
Dort wurden die beiden Triebwagen abgewrackt und zu Güterwagen
umgebaut. Die vier Beiwagen liefen - geringfügig umgebaut - als
Personenwagen auf der Zillertalbahn weiter. Durch die Verlagerung des
Güterverkehrs auf die Straße wurde der Verkehr zwischen Hirschwang und
Windbrücke eingestellt und die Gleisanlagen der Lokalbahn sowie die
Schleppbahnanschlüsse ins Sägewerk und ins Schotterwerk der Ziag
abgetragen. Dadurch entstanden Nachteile für den Kurort Reichenau, der
von dem zunehmenden LKW - Verkehr belastet wurde und wird.
Die Personenverkehrsanlage Payerbach Lokalbahn bis Payerbach Ort (km
0,0 bis 0,13) blieb zwar bestehen, wurde aber dem Verfall überlassen
und später teilweise abgetragen, da man für die bessere Verladung in
Payerbach eine Laderampe errichtete. Für den Güterverkehr wurden
weiterhin die altbewährten E-Loks eingestetzt. Infolge mangelder
Erhaltungsarbeiten mußte der E-Betrieb aber schon bald eingestellt
werden. Statt dessen fuhr man mit der 1972 erworbenen
Heeresfeldbahn-Diesellok D 1. Um den ständigen Betrieb mit nur einem
Triebfahrzeug nicht zu gefährden, kaufte die LBP-H 1978 über
Vermittlung des inzwischen gegründeten Vereines „Österreichische
Gesellschaft für Lokalbahnen (ÖGLB)“ in Deutschland eine zweite, nahezu
baugleiche Diesellok.
Albert Malli, Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Lokalbahnen mit Team
Doch die Unterstützung der ÖGLB ging noch weiter: Ende 1978 wurde ein
Teil des Wagenparks der Lokalbahn auf Druckluftbremse umgestellt. Damit
konnten die Bremser auf dem Zug eingespart werden. Dieser
Rationalisierungsversuch scheiterte jedoch, da durch unachtsame
Verlade- und Verschubarbeiten binnen Kürze die Mehrzahl der
Druckluftanschlüsse abgerissen waren.
In den letzten Jahrzehnten tauchte immer wieder das Projekt einer
normalspurigen Anschlußbahn auf. All diese Pläne scheiterten an den
hohen Baukosten und dem geologisch äußerst ungünstigen Gelände des
Artzbergs, das auch schon 1922 der Grund für das Aufgeben des Projektes
„Artzbergtunnel“ war. 1982 waren die Bahnanlagen bereits derart
vernachlässigt, daß man aus Sicherheitsgründen den Güterverkehr
endgültig einstellen mußte. Am 12. August 1982 verkehrte der letzte
Güterzug der LBP-H.
Haltestelle Haaberg - Lokalbahn
Schon im Abschnitt „Güterverkehr“ wurde erwähnt, dass 1977 der Verein
„Österreichische Gesellschaft für Lokalbahnen (ÖGLB)“ gegründet wurde.
Sein Ziel ist es, Eisenbahnen und hier insbesondere schmalspurige
Lokalbahnen, zu fördern und zu erhalten. Ursprünglich war geplant, die
LBP-H bei der Rationalisierung und Sicherung des Güterverkehrs zu
unterstützen und nur nebenbei an Wochenenden einen Museumsverkehr als
touristische Attraktion anzubieten. Deshalb wurden auch zwei
Dampflokomotiven und verschiedene zweiachsige Personenwagen beschafft,
die sowohl untereinander als auch zu der Strecke überhaupt keinen Bezug
hatten.
Leider wurde der Güterverkehr trotz aller Bemühungen 1982 endgültig
eingestellt, damit war die Strecke nun voll und ganz dem Verein
überlassen. In mühevoller Handarbeit wurden Fahrleitung, Gleisanlagen
und letztlich auch zwei der drei Elektroloks aus 1903 wieder
betriebsfähig gemacht. Am 8. Dezember 1977 wurde die erste Probefahrt
mit der E 2 und kleinen, primitiven Werksbahnwagen der
Schoeller-Bleckmann-Stahlwerke durchgeführt. Schließlich konnte mit der
Dampflok FLORIANA und zwei Personenwagen der Lokalbahn Mixnitz - St.
Erhard im Sommer 1979 die erste Saison der Museumsbahn unter großem
medialem Aufsehen eröffnet werden.
Ab dem Jahr 1926 bis zum Jahr 2002 versorgte das Kleinwasserkraftwerk
Hoffeld an der Schwarza, gelegen zwischen den beiden Stationen
Reichenau und Haaberg, die in der Station Reichenau im Betriebsgebäude
untergebrachte Umformerstation mit elektrischer Energie. Zu diesem
Zweck führte eine elektrische Freileitung für Dreiphasenwechselstrom
mit einer Betriebsspannung von 3,5 kV vom Kraftwerk Hoffeld zur
Umformerstation. Da Anfang des 20. Jahrhunderts noch keine
leistungsfähigen Gleichrichter technologisch verfügbar waren, befanden
sich im Betriebsgebäude zwei rotierende Umformer, welche als
Maschinensatz aus je einem Asynchronmotor, für den Antrieb mit 3,5 kV
Drehstrom, und einem Gleichstromgenerator für die Gewinnung der für den
Bahnbetrieb notwendigen Gleichspannung von 500 V bis 650 V, umfassten.
Von den beiden Umformersätzen ist nur noch einer im Rahmen der
Museumsanlage betriebsbereit, da bei Wartungsarbeiten Mitte des 20.
Jahrhunderts ein Gleichstromgenerator entfernt und nachfolgend nicht
mehr installiert wurde. Seit 2003 wird die Umformerstation nicht mehr
vom Kleinkraftwerk Hoffeld, sondern direkt aus dem lokalen
Niederspannungsnetz der EVN AG versorgt. Dazu stehen im Transformator-
und Schaltraum der Umformerstation zwei neu installierte
Dreiphasentransformatoren zur Verfügung.
Die Steuerung und Kontrolle des einen verbliebenen Umformersatzes und
die nötigen Schalthandlungen für die beiden Leistungstransformatoren
erfolgen von einer großen Schalttafel vom Umformerraum aus, welche in
Aufbau und Form im Originalzustand erhalten ist.
Transformator- und Schaltraum der Umformerstation
Historische rotierende Umformersätze im Betriebsgebäude Reichenau
In den folgenden Jahren wurden etliche Fahrzeuge angekauft, um sie
später einmal betriebsfähig aufarbeiten zu können, ebenso wurden im
Abschnitt Payerbach - Reichenau die stark beanspruchten Gleise in den
beiden engen Schleifen auf schweres Schienenprofil umgebaut.
Tausende Fahrgäste benutzten jeden Sommer die Bahn, was die Mitarbeiter
nur noch weiter anspornte. Natürlich gab es nicht nur Hochs, sondern
auch Tiefs. Das Dach der großen Fahrzeughalle in Hirschwang war eines
der größten Sorgenkinder. Es stammte teilweise noch aus 1900 und war
bereits an vielen Stellen undicht.
Das Jahrzehnt ab 1990 ist ein eher trauriges Kapitel in der Geschichte
der Lokalbahn. Schon 1992 musste der Betrieb zwischen Payerbach und
Reichenau - also dem schöneren Abschnitt der Strecke – wegen des
schlechten Gleiszustandes eingestellt werden. Der Wiederaufbau der
Gleisanlagen ging nur schleppend voran und führte letztendlich zur
Aufgabe einiger Mitarbeiter. Die Fahrgastzahlen gingen zurück, die
Einnahmen sanken und der Erhaltungszustand der Bahn verschlechterte
sich - ein Teufelskreis.
Etwa ab 1994 begann sich jedoch in der ÖGLB ein neuer Kreis von
teilweise auch wieder jungen Mitarbeitern zu bilden, die es sich zum
Ziel gesetzt haben, diese kleine, einzigartige Lokalbahn wieder zu
„beleben“. Zunächst wurde mit viel Mühe, ja mit bloßen Händen, zu
retten versucht, was noch zu retten war. Nur dem Durchhaltevermögen
einiger weniger motivierter Enthusiasten ist es zu verdanken, dass die
Bahn nicht endgültig in einen Dornröschenschlaf versank.
Der Gipfel der Bemühungen war die Initierung des Projekts „Belebung der
Höllentalbahn“, mit dessen Hilfe Förderzusagen von EU und Land
Niederösterreich erlangt werden konnten. Dadurch war es möglich bis zum
Sommer 1999 durch umfangreiche Gleisneubauten die Gesamtstrecke wieder
für Personenzüge befahrbar zu machen, sowie das schon außerordentlich
desolate und teilweise eingestürzte Dach der Fahrzeughalle Hirschwang
komplett zu sanieren.
Es wurde eine neue Diesellok angeschafft, deren Bauart den Loks der
LBP-H entspricht und die zur Führung der Züge im Bergstreckenabschnitt
wegen der dort vorläufig noch nicht sanierten Fahrleitungsanlage
notwendig war. Im Jahr 2005 konnte dann der elektrische Betrieb auf der
gesamten Strecke wieder aufgenommen werden. Gleichzeitig konnte im
Rahmen des Projekts der Original-Triebwagen der Höllentalbahn auf Basis
eines erhalten gebliebenen Beiwagens rekosntruiert werden. Er wurde
2005 feierlich in Betrieb genommen. Der Großteil der Museumszüge wird
seit damals mit dem Triebwagen geführt, der sich wie fabriksneu
präsentiert.Um die Strecke nicht neuerlich sperren zu müssen, gab es
seit dem Jahr 2000 fast jährlich eine größere Gleisbaustelle, im Rahmen
derer größtenteils noch aus der Zeit der LBP-H stammende Schwellen
getauscht wurden. Die größte dieser Baustellen wurde im Winter
2011/2012 im Bereich Hirschwang in Angriff genommen und umfasste fast
400m Gleisneubau in Handarbeit. In diesem Zeitraum wurden die Schwellen
und die Bedielung der Kurhausbrücke, komplett erneuert. Im Jahr 2011
folgte die Mauersanierung der Auflager und Pfeiler.
2020 wird begonnen, auf dem Abschnitt von Payerbach-Lokalbahn nach
Reichenau Betonschwellen einzubauen. Seit 2022 akzeptiert die
Höllentalbahn die Niederösterreich-Card. Das führt zu stark gestiegenen
Fahrgastzahlen und 2023 kann die Höllentalbahn die erfolgreichste
Saison seit Beginn des Museumsbahnverkehrs vorweisen. Ebenfalls im Jahr
2023 bietet die Höllentalbahn erstmals einen Sonderverkehr zum
Reichenauer Adventmarkt an.
Im Jahr 1979 war die Höllentalbahn die einzige Museumsbahn in
Niederösterreich; im selben Jahr wurden auf den Hauptstrecken der ÖBB
gerade die letzten Dampflokomotiven abgestellt. Unter diesem
Gesichtspunkt ist es verständlich, dass damals auch für die
Höllentalbahn Dampflokomotiven beschafft wurden. Mittlerweile haben
sich die Zeiten geändert, es gibt sowohl mit Dampf betriebene
Museumsbahnen, als auch zahlreiche erhaltene und betriebsfähige
Normalspurdampflokomotiven. Daher konzentriert sich das Team der
Höllentalbahn heute auf die Erhaltung der originalen Fahrzeuge und
Anlagen als Vertreter der frühen elektrischen Traktion und will die
Höllentalbahn so vorzeigen wie sie einmal war, eine für die damaligen
Verhältnisse moderne elektrische Lokalbahn.
ZEITTAFEL
1916 Ansuchen der Fa. Schoeller
& Co. in Hirschwang zur Errichtung einer Materialbahn und in
weiterer Folge zum Bau einer Normalspurbahn.
1918 Betriebsaufnahme der Materialbahn, im Herbst Einstellung des Baus der Normalspurbahn.
1920 Verkauf der Schoeller
& Co. an die Neusiedler AG für Papierfabrikation. Diese errichtet
in Hirschwang eine große Kartonfabrik.
1921 Einreichung des Projekts
einer „schmalspurigen, mit elektrischer Kraft zu betreibenden Lokalbahn
von Payerbach nach Hirschwang“.
1922 Konzessionserteilung für die „Lokalbahn Payerbach-Hirschwang AG (L.B.P.-H.)“ und daran anschließend Beginn der Umbauarbeiten.
1926 1. September: Aufnahme des planmäßigen Personenverkehrs.
1927 Verlängerung der Strecke
an beiden Enden zur besseren Verbindung von Südbahn und der 1926
eröffneten Seilschwebebahn auf die Rax.
1945 Im Zuge der
Kampfhandlungen des 2. Weltkrieges werden die Bahnanlagen als russische
Beute genommen, mit Kriegsende im April wird der Betrieb eingestellt.
Aber schon zu Schulbeginn im September fahren wieder Züge zwischen
Reichenau und Hirschwang.
1961 Der Güterwagenpark wird mit zahlreichen gebrauchten Wagen von der Lamingtal-Schleppbahn erneuert.
1963 1. Juli: Einstellung des Personenverkehrs.
1972 Ende des elektrischen Betriebes. Der Güterverkehr wird nur mehr mit Diesellokomotiven geführt.
1977 Gründung der „Österreichischen Gesellschaft für Lokalbahnen (ÖGLB)“
1978 Versuchsweise Umrüstung auf Druckluftbremsen mit Hilfe der ÖGLB (ist jedoch am Personal der LBP-H gescheitert)
1979 ab 17. Juni: Erste Saison der Museumseisenbahn mit Dampfbetrieb (Lok FLORIANA)
1982 12. August: Einstellung des Güterverkehrs.
1983 Abschluss eines
Pachtvertrages zwischen ÖGLB und der „Neupack GmbH“, wie die
Kartonfabrik nunmehr heißt. Die Zukunft der Museumsbahn ist damit
gesichert.
1990 Übernahme der
Ybbsthalbahn-Bergstrecke durch die ÖGLB, Abtransport zahlreicher
Fahrzeuge und Verlust von vielen freiwilligen Mitarbeitern zugunsten
der neuen Strecke.
1992 Kein Personenverkehr mehr
zwischen Payerbach und Reichenau wegen schlechtem Zustand der
Gleisanlagen, nur noch zwei Loks betriebsfähig (E 1 und V 10).
1996 Im Herbst Präsentation des
Projekts „Belebung der Höllentalbahn“ (Wiederbefahrbarmachung der
Gesamtstrecke, Sanierung des Hallendaches, Wiedererrichtung eines
L.B.P.-H. Triebwagens)
1997 Ankauf der Diesellok V 2
1998 Förderzusage durch EU und Land NÖ - Start des Projekts „Belebung der Höllentalbahn“.
1999 25. Juli: Betriebsaufnahme zwischen Payerbach und Reichenau, die Gesamtstrecke ist wieder befahrbar.
Dezember: Fertigstellung der Hallendachsanierung.
2000 17. Juni: Festakt zur offiziellen Wiedereröffnung der vollständigen Höllental-Museumseisenbahn.
2002 Abtragung der originalen
Bahnstromversorgung direkt vom Kraftwerk im Frühjahr, die
Betriebssaison wird nur mit Diesel gefahren. Ersatz durch Anschluss an
die EVN erst nach Saisonschluss.
2003 Frühjahr: Inbetriebnahme des umgespurten Badnerbahnbeiwagens Nr. 21.
Landesausstellung in Reichenau, Museumsbahnbetrieb ausnahmsweise auch an Samstagen.
2005 Nach Sanierung der
Fahrleitung im Abschnitt Payerbach - Reichenau ist die Gesamtstrecke
wieder elektrisch befahrbar. Erstmaliger Einsatz des wieder errichteten
Triebwagens Nr. 1 der LBP-H im Personenverkehr.
2006 Inbetriebnahme der neuen
remisennahen Haltestelle Hirschwang. Der alte Bahnhof Hirschwang wird
seither von Personenzügen nicht mehr angefahren, die Betriebsstrecke
verkürzt sich dadurch um etwa 200m.
2008 Sanierung der Kurhausbrücke
2013 Sanierung des Fußbodens in
der Remise. Dieser hat durch das kaputte Dach in den 1990er Jahren
massive Frostschäden erlitten und war seitdem ein großes Hindernis beim
Bewegen schwerer Lasten.
2015 Die Erneuerung der Betriebsgenehmigung zieht sich über gut eineinhalb Jahre, die Betriebssaison 2015 fällt zur Gänze aus.
2018 Die Betriebsaufnahme der
Materialbahn jährt sich zum einhundertsten Mal. Das Jubiläum wird mit
einem Festakt im Bahnhof Reichenau begangen.
2019 Die Aufnahme des
Museumsbahnverkehrs jährt sich zum vierzigsten Mal. Damit werden auf
der Museumsbahn bereits länger personenbefördernde Züge angeboten als
zu Regelbetriebszeiten. Zu diesem Anlass veranstaltet der Verein in
Reichenau ein Bahnhofsfest mit einer Fahrzeugschau, Zubringerzügen aus
Payerbach, verschiedenen Mitmachstationen und kulinarischer Verpflegung.
2020 Auf der Höllentalbahn
werden zwischen dem Bahnhof Reichenau und der Kurhausbrücke erstmals
großflächig Betonschwellen eingebaut. In Payerbach wird der hölzerne
Fahrdienstleitungs-Anbau aufwendig saniert.
2021 Zwischen der Haltestelle
Hirschwang und der Talstation der Rax-Seilbahn wird ein
Oldtimer-Bus-Angebot etabliert, womit erstmals seit 1963 wieder eine
durchgehende Erreichbarkeit der Rax-Seilbahn mit der Lokalbahn gegeben
ist. Der Bahnmeisterwagen X73 wird aufwendig saniert und in Betrieb
genommen.
2022 Die erstmalige Teilnahme
bei der "Niederösterreich-CARD" bringt die dritterfolgreichste Saison
der Museumsbahn seit ihrem Bestehen. Der Gleisabbau des seit 2005 nicht
mehr angefahrenen ehemaligen Bahnhofs Hirschwang wird abgeschlossen.
2023 Das Jahr 2023 bringt einen
neuen Besucherrekord und die erfolgreichste Saison seit dem Beginn des
Museumsverkehrs auf der Höllentalbahn. Erstmals verkehren Sonderzüge
zum Reichenauer Adventmarkt. Es wird mit der Sanierung von zwei
weiteren originalen Lokalbahn-Fahrzeugen begonnen.
Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag,
kann sich gerne dieses Video antun: