Echsenbach

Schnaps-Glas-Museum, November 2023

Echsenbach ist eine Marktgemeinde mit knapp 1300 Einwohnern im Bezirk Zwettl im Waldviertel in Niederösterreich. Echsenbach, Edelsitz derer von Ochsenbach, wurde 1175 erstmals urkundlich erwähnt

 Echsenbach, November 2023

"Pilzhaus" - Siegerpreis der 4. Waldviertler Dorfspiele 2001

 Echsenbach, November 2023

Die römisch-katholische Pfarrkirche Echsenbach steht von einem Friedhof umgeben auf einem Hügel im Norden des Ortes der Marktgemeinde Echsenbach im Bezirk Zwettl in Niederösterreich. Die dem Patrozinium hl. Jakobus der Ältere unterstellte Pfarrkirche gehört zum Dekanat Waidhofen an der Thaya in der Diözese St. Pölten. Die Kirche und der Friedhof stehen unter Denkmalschutz.

Das Kirchenäußere zeigt ein im Kern romanisches Langhaus mit einer schlichten Westfront mit einem Rechteckportal und Rundfenstern. Der Ostturm aus dem 13. Jahrhundert hat an der Ostseite vermauerte Maßwerkfenster und seitliche Schlitzfenster und trägt einen Spitzhelm um 1780. Der südliche Kapellenanbau aus dem Ende des 13. Jahrhunderts zeigt frühgotische Maßwerkfenster. Der Sakristeianbau in der Südostecke entstand 1898. Nördlich des Chores wurde 1957 ein Zubau unter einem Walmdach errichtet.

 Echsenbach, November 2023

Das Kircheninnere zeigt ein einschiffiges vierjochiges Langhaus unter einem Kreuzrippengewölbe auf fünfseitigen Wandpfeilern, der Dachstuhl ist mit 1427 bezeichnet.

 Echsenbach, November 2023

Das einschiffige Langhaus hat ein vierjochiges Kreuzrippengewölbe auf fünfseitigen Wandpfeilern. Der Volksaltar und die übereck gestellte Chorbank aus Granit wurden um 1970 geschaffen. Das Holzkruzifix von Franz Gruber stammt aus dem Jahr 1971.

 Echsenbach, November 2023

Die Musikempore aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts ist spitzbogig geöffnet und zweijochig sternrippenunterwölbt und wurde im Ende des 19. Jahrhunderts nach vorne erweitert. Der gering eingezogene Chor als Turmerdgeschoß ist annähernd quadratisch und ist mit kräftigen Stahlbetonbögen mit dem Langhaus und dem nördlichen Zubau verbunden, das Kreuzgratgewölbe mit Ornamentstreifen aus dem Ende des 13. Jahrhunderts ist erhalten. Im Chor gibt es eine spätgotische Sakramentsnische mit Kielbögen und seitlichen Filialen sowie einem Schmiedeeisengitter aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Die südliche quadratische Kapelle im vierten Joch zum Langhaus geöffnet hat ein Kreuzrippengewölbe mit einem Scheibenschlussstein auf länglichen Konsolen mit frühgotischen kronenförmigen Kapitellen aus dem Ende des 13. Jahrhunderts. Der moderne Erweiterungszubau breit zum Chor geöffnet hat eine zeltartige gekuppelte Holzdecke.

 Echsenbach, November 2023

Beim Wiederaufbau, nach dem Hussiteneinfall in den Jahren 1426/27, wurde die Kirche gotisiert, die Umfassungsmauern wurden erhöht, anstatt der flachen romanischen Tramdecke wurden Kreuzgewölbe gemauert und auch die heutige Taufkapelle wurde überwölbt. Um 1490 wurde der Orgelchor mit gotischem Netzgewölbe eingebaut. 1782 wurde der „Zwickelturm“ auf seine heutige Form umgebaut.

 Echsenbach, November 2023

Die Orgel aus dem Jahr 1894 wurde von den Gebrüdern Rieger gebaut.

 Echsenbach, November 2023

Gleich neben der alten „Kaiserstraße“ zwischen Wien und Prag liegt der kleine Markt Echsenbach. Von der guten alten Zeit ist auch heute noch etwas zu spüren. Stress und Hektik sind hier nahezu unbekannt. Ruhe, gute Luft - eine waldreiche Gegend mit bequemen Wanderwegen und Radrouten, bei denen es gemütlich hergeht, bilden die Schwerpunkte im touristischen Angebot. Seit März 2000 ist das kulturelle Angebot um eine Besonderheit erweitert: Österreichs erstes Schnaps-Glas-Museum

 Echsenbach, November 2023

Gezeigt werden über 3.000 kunstvolle Gläser in zwei Ausstellungen vom 16. Jahrhundert bis heute, das kleinste Schnapsglas der Welt, Warzen- und Fadengläser sowie Künstlergläser aus berühmten Ausstellungen. Kurze Dokufilme informieren über die Glas- und Schnapsherstellung.

 Echsenbach, November 2023

Der Sammler Harald Rath, Nachfahre der Wiener Glasverlegerfirma Lobmeyr, der er selbst viele Jahre lang in leitender Position vorstand, über sein Sammelgebiet: „Den Anfang haben drei Stamperl der Firma Lobmeyr in orientalisierendem Emaildekor gemacht, die ich bei einer Auktion erwarb. Später sind dann hundertachzig weitere wertvolle Sammlerstücke aus der Mustersammlung des Unternehmens dazugekommen.“

 Echsenbach, November 2023

Auf mehr als 5.000 Einzelstücke ist der beeindruckende Bestand des Echsenbacher Glasspezialisten mittlerweile angewachsen, wovon ca. 1.300 Gläser im Museum gezeigt werden.

 Echsenbach, November 2023

Frau de Zwaan hat im Laufe von über 50 Jahren eine Glasformensammlung von über 1750 wertvollen Gläsern zusammengestellt. Besonderheiten darin sind Gläser aus der Puppenküche von „Kaiserin Sissy“, Urangläser, Gläser aus der Jugendstil- und Biedermeierzeit. Bewundern Sie diese Gläser auch in einer original Biedermeier- und einer original Jugendstilvitrine. Ein wunderschönes Ensemble aus verschiedenen Gläsern unterschiedlicher Produktionstechniken und Zeitepochen erwartet die Besucher.

 Echsenbach, November 2023

Vom Spätbarock über Empire und Jugendstil umfasst die kostbare Schau Exponate bis zur Gegenwart. Der Vielfalt in Ausführung und Technik sind fast keine Grenzen gesetzt. Es finden sich mundgeblasene Gläser ebenso wie handgeschliffene, gravierte und emailbemalte Pressgläser.

 Echsenbach, November 2023

Österreichs einziges Schnapsglas-Museum mit rund Tausend Exponaten aus der Sammlung Harald Rath

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

Zu den besonders kunstvoll gefertigten Gläsern gehören Bestände des Habsburgerhofes, des Fürsten Esterhazy und Palffy, sowie der Familie Rothschild. Die besonders sorgfältige Ausführung und der Dekor mit Wappen und Monogrammen zeugen vom gesellschaftlichen Rang der Besitzer. Besonderheiten der facettenreichen Sammlung sind auch die Entwürfe bekannter Künstler aus der Zeit des Historismus wie zum Beispiel Theophil Hansen.

 Echsenbach, November 2023

Absolute Highlights sind allerdings die Gläser der Wiener Werkstätte (Josef Hoffmann) und von Adolf Loos. Kostbare Gläser aus ganz Europa hat Harald Rath in Echsenbach zusammengetragen. Den Schwerpunkt bilden aber die Schnaps- und Likörgläser aus der ehemaligen Monarchie, vor allem aus Böhmen und Österreich.

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

Viel von österreichischer und europäischer Geschichte ist mit Mariazell verbunden. Papstbesuch (zuletzt 1983) und Behindertenzüge, Fußwallfahrten von Pfarrgemeinden und Studentengruppen, ungarische Pilgergäste am Grab des Kardinals Mindszentys und große Bekenntniskundgebungen sowohl des Laienapostolats als auch des Klerus, traditionelle Pilgerströme und ungezählte einzelne Wallfahrer, die ihre Anliegen vorbringen oder Dank sagen - all das macht Mariazell zum Inbegriff der Wallfahrt in Österreich.

 Echsenbach, November 2023

Zu einer zünftigen Mariazell-Wallfahrt ziemt es sich ein Andenken, und damit auch den Beweis des „dagewesen seins", zu erstehen. Dies kann vieles, vom Andachtsbildnis über die „Kunstoffmadonna" bis eben zum „Mariazell-Stamperl" sein. Seit dem Aufkommen des touristischen Reisens im Biedermeier (ca. 1815-1848) sind die Gläser mit Erinnerungsfunktionen ein beliebtes „Mitbringsel".

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

Der Firmengründer Josef Lobmeyr
Josef Lobmeyr - aus einer Grieskirchener Glaserfamilie stammend - gründete 1823, in einem kleinen Laden in der Weihburggasse in Wien, das später weltweit bekannte Unternehmen. Er spezialisierte sich erfolgreich auf die Sonderanfertigung von Trink- und Ziergläsern. Bereits um 1835 erfolgten Lieferungen an den kaiserlichen Hof, die Firma trug ab 1860 den Titel „k.k. Hofglaser und Hofglaswarenhändler". Diese Gläser sind heute noch in der Hofsilber- und Tafelkammer zu sehen.

 Echsenbach, November 2023

Die Brüder J. & L. Lobmeyr
Nach dem Tod des Firmengründers 1855 übernahmen die Söhne Josef jun. und Ludwig den Betrieb. Josef entwickelte bis zu seinem frühen Tod 1864 erfolgreich die Exporttätigkeit, z.B. in den Nahen Osten. Ludwig widmete sich der Produktion und der Entwurfsarbeit. Er entwarf an die hundert Trinkservice und - für die Weltausstellungen - prunkvolle Ziergläser. Es gelang ihm auch, die bedeutendsten Künstler der Ringstraßenära zu verpflichten, darunter Josef Storck, August Eisenmengen, Friedrich Schmidt und Theophil Hansen. Die heute noch verfolgte Firmenphilosophie, sowohl eigene Entwürfe, als auch die der anerkanntesten Künstler der Zeit in Glas umzusetzen, nahm hier ihren Anfang. Die Gläser wurden in böhmischen Glashütten produziert und über das Wiener Stammhaus, inzwischen in der Kärntner Straße, verkauft.

 Echsenbach, November 2023

Stefan Rath
Unter dem Nachfolger und Neffen der Brüder Lobmeyr, Stefan Rath, wurden die Entwürfe der Wiener Jugendstilkünstler in die Produktion aufgenommen. Besonders fruchtbar erwies sich die Zusammenarbeit mit Josef Hoffmann. Auf der Kölner Werkbundausstellung 1914 erregte die Firma Aufsehen mit einer umfangreichen Kollektion von Gläsern mit Bronzitdekor, die Hoffmann entworfen hatte. Die Serie mit den bekanntem schwarz-weiß Dekor gehört zu den ästhetisch anspruchvollsten und technisch ausgereiftesten Leistungen der Zeit. Einen weiteren Höhepunkt der Zusammenarbeit mit bedeutenden Künstlern wie Oswald Haerdtl, Vally Wieselthier, L. H. Jungnickel und Lotte Fink stellte die Welt-Kunstgewerbeausstellung in Paris 1925 dar.

 Echsenbach, November 2023

Hans Harald Rath
Hans Harald Rath übernahm 1938 die Leitung des Unternehmens. Er war vor allem im Bereich der Kristallusterherstellung erfolgreich, die ein weiteres Standbein des Betriebes darstellte. Da das Ende des Zweiten Weltkrieges den Verlust der böhmischen Glashütten bedeutete, engagierte sich Hans Harald Rath bei der Errichtung der österreichischen Glasindustrie in Salzburg und Tirol. Ab Beginn der 1950er verlagerte sich der Schwerpunkt immer mehr in Richtung moderner, festlicher Kristallbeleuchtung. Die Stücke hängen unter anderen in der Wiener Staatsoper und in der Metropolitan Opera in New York.

 Echsenbach, November 2023

Nach dem Tod des Vaters leiteten die Söhne Harald (unser Sammler), Peter und Stefan das Traditionsunternehmen. Nach alter Familientradition wurden Kontakte zu zeitgenössischen Künstlern wie Anton Lehmden, Matteo Thun, Monika Flood und Paul Wieser gesucht. Im Glasstudio „Franzensbad" in Baden entstanden zwischen 1975 und 1990 Glasobjekte aus der Hand von etwa 80 Glaskünstlern, die in Ausstellungen im Haus in der Kärntner Straße dem interessiertem Publikum gezeigt wurden. Ab 1987 wurde das Stammhaus renoviert und das Wiener Glasmuseum eingerichtet.

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

Vom Handwerk zur Industrie
Mit dem Ende der römischen Kaiserzeit geriet die Technik des „Glasmachens" in Vergessenheit und kehrte erst um 1200 mit den Kreuzzügen nach Europa zurück. Zur Herstellung von Glas sind Temperaturen von bis zu 1600°C erforderlich, bei der die Ausgangsstoffe (Kalk, Sand, Soda) geschmolzen werden. Deshalb war die Nähe von Wäldern, deren Bäume als Energielieferant benötigt wurden, im Mittelalter ausschlaggebend. Besonders wegen des Energieverbrauchs der damals üblichen Thephilus-Öfen, benannt nach dem Benediktermönch Theophilus. Auch heute noch befinden sich viele Standorte der Glas produzierenden Industrie in der Nähe der mittelalterlichen Waldgebiete wie zum Beispiel dem bayerischen Wald und dem Böhmerwald.

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023

 Echsenbach, November 2023



Wem der viele Text zu lange war und lieber Bewegtbilder mit Musik mag, kann sich gerne dieses Video antun: